Samstag, 29. April 2023

BOUVET 33 Jahre später

 



QSL von 3Y5X von 1990

Wie sich der Amateurfunk in den letzten Jahrzehnten verändert hat, zeigt sich unter anderem bei den  DX-Expeditionen. Zum Beispiel bei der letzten Expedition nach Bouvet, einer der begehrtesten Destinationen. Gerade liegt bei mir die neueste Ausgabe des QST der ARRL auf dem Tisch. Der Bericht über die kürzlich erfolgte Expedition auf die gefragte Insel ist sehr interessant. Aber er macht auch nachdenklich.

Die Expedition 2023 verfügte nicht über die Mittel und Ausrüstung wie die von 1990. Sie hatten kein komfortables Schiff wie damals die M/V Aurora mit einem Helikopter zur Verfügung und mussten ihre Ausrüstung unter schwierigsten Bedingungen mit einem simplen Schlauchboot anlanden. Sie hausten und funkten aus einem einzigen kaum beheiztem Zelt und hatten weder Tisch noch Stühle. Es ist verwunderlich, dass niemand bei dieser Expedition zu Schaden kam. 

Gefunkt wurde ausschließlich in SSB und CW und man konzentrierte sich auf die Bänder 30m, 17m und 15m. Eine Endstufe wurde nicht benützt und man begnügte sich mit den 100W der Elecraft Transceiver.

Es war für die Beteiligten also ein gewagtes und schwieriges Abenteuer. Doch das ist nicht der entscheidende Punkt. 

Die Expedition wurde intensiv und absichtlich gestört. DQRM wird das genannt: deliberate QRM. Ohne dieses DQRM hätte die Expedition die doppelte Menge QSO geschafft, heisst es im QST-Artikel. Man hat es heute also nicht nur mit Amateurfunkern zu tun, die keine Ahnung von Split- und Funkverkehr haben und Anstand vermissen lassen, sondern mit Elementen, die man als Funk-Terroristen bezeichnen muss. Sie stören aus lauter Boshaftigkeit den Funkverkehr. Ob diese Kerle überhaupt eine Lizenz haben, weiss ich nicht. 

Doch der Trend ist unübersehbar und steigend. Natürlich gab es auch 1990 Drängler und Gestörte, aber nicht in diesem Ausmaß. Es scheint, dass sich der Amateurfunk zunehmend selbst zerstört. 

Persönlich beteilige ich mich heute nicht mehr an der DX-Jagd und bei Contesten "flüchte" ich jeweils auf das 60, 30, 17 oder 12m Band. Aber ich gönne jedem Funkamateur seine Kontakte mit fernen Inseln und respektiere den Contestbetrieb.  


        

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