Sonntag, 29. Oktober 2023

PMR-171

 

Turmfalke

Vielleicht erinnert ihr euch noch an den Icom IC-7200 - ein Kurzwellentransceiver im Military Look?
Das Gerät war keine QRP Maschine, sondern ein vollwertiger 100W Transceiver. Der 7200er hat mich auf vielen Reisen begleitet und hat mich nie enttäuscht. Er war robust und zuverlässig und besass einen guten Empfänger. Ein Transceiver, den ich heute nicht mehr verkaufen würde. 

Nun ist aus China ein Gerät im Military Look erschienen. Allerdings im Tornister-Format. "Tornister" gehört übrigens zu den Wörtern, die Millennial's nicht mehr im Wortschatz haben. 

PMR-171 heisst das Teil und es kommt nicht nur als Tornister, sondern auch als Eier legende Wollmilchsau daher. Manche Funker sehen in ihm schon den zukünftigen Nachfolger des FT817/818 von Yaesu. Andere sehen ihn als Ersatz für den teuren IC-705. Der PMR-171 kann in der Tat alles. Von Mittelwelle bis 2 GHz. Selbstverständlich alle gängigen Modulationsarten von CW/SSB/FM/FT8 bis DMR. Und im Gegensatz zum IC-705 hat er einen eingebauten Antennentuner, der vom 160m Band bis zum 4m Band arbeitet. Der Akku ist nicht eingebaut. Er lässt sich "anschnallen" - eine wesentlich bessere Lösung als eingebaute Batterien. Damit schafft er 10 Watt. Versorgt man den Transceiver mit externen 13.8 Volt, bringt er sogar 20 Watt an die Antenne. 
Das Gerät kommt von einer Firma mit dem Namen "GUOHETC". Noch nie gehört? Ich auch nicht. 
Vertrieben wird es auch unter Hamgeek. Ein kurioser Name, der in meinen Ohren zu Halloween passt.

Der PMR-171 ist wohl eine verbesserte Version des Q900 aus der gleichen Firma. Dem Q900 fehlt allerdings ein wichtiges Teil: der Abstimmknopf. Vielleicht war das der Grund, dass dem knopflosen Transceiver bisher kein grosser Erfolg beschieden war? Doch wer weiss: vielleicht gelingt der Durchbruch dem Tornister-Gerät. Der hat mindestens einen Knopf. Ein Universalknopf, der für alles herhalten muss. Das scheint heute im Trend zu liegen. 
Das folgende Video ist nicht nur einer jener Auspack-Filme, die zeigen, wie die Ware aus dem Paket genommen wird. Der OM zeigt die Kiste zwar nicht von innen, aber er fährt damit ein paar QSO's. Zum Schluss misst er noch das Oberwellenspektrum des Senders auf dem Analyzer. Und das zeigt dann, dass das Gerät zwar funken kann, aber noch keinen FCC-Test bestehen wird oder ein CE-Zeichen erhalten sollte. Auch dieser Transceiver ist Work in Progress. Fertig entwickelt wird es wohl beim Kunden. Und wenn nicht, kommt halt bald die nächste Version. 


 

Mittwoch, 25. Oktober 2023

Gut, Kaputt, Fake

 


Ebay ist m.E. nicht nur eine Handelsplattform sondern auch eine Art Lotterie. Trotzdem, oder gerade deswegen, bestelle ich immer wieder Dies und Das in der E-Bucht. Auch Halbleiter. 

Man weiss nie, was man erhält. Ist der Transistor Gut, Kaputt oder ein Fake. Eigentlich ist diese Unterteilung noch zu grob. Es gibt auch viele Komponenten die "out of spec" sind, also die Spezifikationen des Datenblatts nicht vollständig erfüllen. Oft Ausschussware aus der Fabrik, die ihren Weg irgendwie zu einem Händler gefunden hat. 

Kondensatoren, Widerstände und Induktivitäten kann ich mit meinen Mitteln messen. Halbleitern musste ich bisher vertrauen. Damit ich mindestens bei Transistoren nicht mehr im Dunkeln tappe, habe ich ein kleines Testgerät gekauft, einen Transistortester. Lustigerweise auch auf Ebay. 

Das Teil hätte ich schon längst haben müssen. Aber es ist nie zu spät. Vor allem wenn man ein Radiobastler ist, der noch gerne auf Transistoren setzt. Für Integrierte Schaltungen gibt es leider kein so praktisches Teil. Die Vielfüssler sind zu komplex und zu vielartig. Man müsste für jeden Typ ein spezielles Prüfgerät bauen. 

Der Transistortester kostet 19$ plus 2$ Shipping, also rund 20 Franken. Ein Betrag, der zu verschmerzen ist, sollte das Teil unbrauchbar sein. Doch das Universum meinte es gut mit mir: Der Tester funktionierte auf Anhieb. 

Er kam komplett funktionsfähig in einem durchsichtigen Gehäuse daher. Also kein Bausatz, den man zuerst zusammenlöten muss. Der Tester enthält einen kleinen Lithium Akku (300mAh) und braucht also keine externe Stromversorgung. Ein Ladekabel mit einem USB-Stecker wird mitgeliefert. Ebenfalls drei kleine Testkabel um grössere Komponenten anzuschließen, die nicht in die Klemmvorrichtung passen. Für SMD-Komponenten ist ein Kontaktfeld vorhanden. All das ist hübsch verpackt in einem kleinen Plastiktruckli. Natürlich ohne Bedienungsanleitung. Die Chinesen haben es nicht so mit Manuals. 

Aber das braucht es in diesem Fall auch nicht. 

Ich habe mich mal quer durch mein Transistor und Dioden-Lager getestet. Mit interessanten Ergebnissen. Habe ich doch auf Anhieb einige alte Germanium Dioden entdeckt, die tot sind. Vermutlich hatte ich sie vor Jahrzehnten aus einem Schrottgerät gelötet. Auch einige 2N5109, die ich mal aus China erhalten hatte, funktionierten nicht. Nie gebraucht, nie gemerkt. Na sowas!

In diesem Bild sieht man den Tester mit meinem Bestand an alten Geranium- und einigen Schottkydioden, wie man sie gerne als Detektoren einsetzt. 

Angezeigt wird die Schwellenspannung und der Sperrstrom. Zenerdioden werden als gewöhnliche Dioden angezeigt, wie zu erwarten war. Aber eine nette Überraschung war der Test einer Kapazitätsdiode: neben der Anschlussbelegung zeigte das Gerät die Kapazität in pF. Es ist natürlich die maximale Kapazität der Diode, wenn keine Spannung anliegt.

Auch bei den Transistoren muss die Anschlussbelegung nicht bekannt sein. Diese wird vom Testgerät detektiert und angezeigt:


Auch JFET und MOSFET werden zuverlässig detektiert und gemessen. Ev. vorhandene Schutzdioden werden ebenfalls angezeigt. Und natürlich die wichtigsten Parameter. 

Entgegen der Beschreibung des Verkäufers misst der Tester bei Darlington Transistoren die Verstärkung nicht korrekt.  Das ist schade. Bei anderen Exoten wie dem UJT (Uni Junction Transistor) hat das Gerät keine Mühe. Er wird korrekt als Doppeldiode dargestellt. Aber wer braucht heute noch sowas. Mit Germanium Transistoren hat das Gerät übrigens auch keine Mühe. Wie sollte es auch den Unterschied zwischen Silizium und Germanium kennen.

Als Bonus misst das Gerät auch Kondensatoren und deren ESR. Ebenfalls Widerstände und Induktivitäten werden gemessen. Auch ein IR-Detektor für Fernbedienungen im NEC Format ist eingebaut.

Hier noch ein Blick in das rückseitige Innenleben des Testers. Die LED leuchtet rot beim Laden und grün, wenn der Akku geladen ist:



Montag, 23. Oktober 2023

DXpeditionen und wieso die Freiburger Kuh ausgestorben ist

 

In den Bergen findet man allerhand kuriose Dinge

DX jagen ist eine Leidenschaft vieler Funkamateure. Wenn ein seltenes Call gemeldet wird- natürlich möglichst weit weg - steigt der Adrenalinpegel und der Jäger hockt gespannt vor seiner Kiste und vergisst dabei alle anderen Dinge des täglichen Lebens. Gemeldet werden die "Seltenen" durch die Melder - nicht zu verwechseln mit einem Feuermelder - und zwar auf dieser Seite, die wohl jedem DXer geläufig ist. 

Doch wann und wo eine neue DX Expedition auf eine ganz seltene Insel oder in ein Land ohne Funkbevölkerung stattfinden wird, das kann man auf dieser Seite sehen. Schön übersichtlich und farbig kann sich der DX Jäger über das Expeditionsgeschehen orientieren, ohne auf einen Melder zu warten.

Wenn er dann noch die Funkausbreitung studiert, ist er bereit. Da könnte unter anderen diese Seite helfen. Im Gegensatz zu anderen Ausbreitungs-Tools wird hier die Erde so dargestellt, wie sie wirklich ist: als eine Kugel.

Wir hier im Greyerzerland sind besonders stolz auf unsere schwarzweissen Kühe. Ohne sie hätten wir keinen Greyerzer- und keinen Vacherin-Käse. Und somit auch nicht unser Lieblingsessen, das Fondue Moitié-Moitié. Ok, unsere schwarzweissen Kühe sind m.E. nicht besonders attraktiv. Im Gegensatz zu anderen Rassen sind sie hässliche Knochengestelle. Das war früher anders. Doch wie ist es dazu gekommen?

Die Antwort ist sie so einfach wie erschreckend: Die Freiburger Kuh ist seit 30 Jahren ausgestorben. Wie es dazu gekommen ist, beschreibt Beat Sterchi in seinem Bericht. Die Freiburger Kuh wurde gewissermaßen zu Tode gezüchtet und das einzige wahre Schwarzweiss hierzulande ist nur noch unser Kantonswappen.

Zum Schluss möchte ich euch noch die Seite von Stefan, dem Funker vorstellen. Ein Funkamateur mit vielen Talenten und vielen interessanten Hobbies. Wie er das alles unter einen Hut kriegt, ist verwunderlich. Vielen Dank lieber Stefan für deine Kommentare auf meinem Blog.     

Donnerstag, 19. Oktober 2023

Digitalfunk, nein danke.

 

Die Lötschenlücke von der Lauchernalp aus fotografiert. Links oben in den Felsen ist die Hollandia-Hütte zu erkennen.

Ich habe mir noch immer kein Digitalfunk-Gerät für 2m&70cm gekauft.

Denn ich sehe für mich keinen Mehrnutzen. 2m&70cm sind hier im Alpental meine Verbindung zu der Funkwelt auf der anderen Seite der Berge, die mich umgeben. Teils funktioniert das direkt (Reflexion, Diffraktion) oder über FM-Relais.  Denn meine Funkpartner funken nicht digital. Die meisten könnten zwar, tun es aber nicht.

Für größere Entfernungen habe ich die Kurzwelle. Das ist weitaus spannender, als in einer Talkgroup zu sitzen und via Internet weitergereicht zu werden.

Ich denke, der Digitalfunk auf UKW hat sich totgelaufen. Wieso das so ist, könnte vielleicht dieser Beitrag aus dem Jahre 2015 erklären. Er heisst "Irrtümer über Digitalfunk". Aber auch das Durcheinander und die Komplexität der verschiedenen Systeme sind sicher dafür verantwortlich. Dem Digitalfunk fehlt irgendwie das Funker-Feeling. Technisch interessant für die SysOps aber für die User eigentlich stinklangweilig.  

Oft wird Digital mit fortschrittlich und Analog mit rückständig und veraltet gleichgesetzt. Aber es gibt gute Gründe für den analogen Funk. Ein Beispiel ist der Flugfunk, der immer noch in AM abgewickelt wird. Wenn der Digitalfunk essenzielle Vorteile bieten könnte, hätte man schon lange eine Umstellung in die Wege geleitet. Wie das zum Beispiel auch bei der Funk-Navigation für Flugzeuge der Fall ist.

Aber AM hat gegenüber Digitalmodulation und auch gegenüber FM einen entscheidenden Vorteil: Bei FM haben wir den so genannten Capture Effekt: Das stärkere Signal drückt das schwächere weg. Digital dasselbe. In AM und SSB ist das nicht der Fall. Man kann zwei oder mehrere Stationen gleichzeitig hören. Ein wichtiges Sicherheitselement im Flugfunk. 


Mittwoch, 18. Oktober 2023

Grimeton SAQ sendet am Montag 24.10.2023

 

Bild einer künstliche Intelligenz aufgrund meiner Beschreibung. Ich habe es Alien Hotel genannt ;-)

Nächsten Montag sendet der Längstwellensender im schwedischen Grimeton wieder auf 17.2 kHz. Wie man SAQ empfangen kann, darüber habe ich hier bereits berichtet. Doch die Adresse zum Herunterladen des Computerprogramms existiert nicht mehr. Hier ein anderer Link zum Download des Programms. 

Die Ankündigung aus Grimeton:

Nach längeren Wartungsarbeiten hat die Welterbe-Radiostation Grimeton geplant, am UN-Tag, Dienstag, den 24. Oktober 2023, um 17:00 Uhr MEZ (15:00 Uhr UTC) auf Sendung zu gehen, um mit dem 200-kW-Alexanderson-Generator von 1924 auf 17,2 kHz CW eine Friedensbotschaft in die ganze Welt zu senden.

Übertragung & YouTube Live-Stream
16:25 UHR MEZ (14:25 UTC): Der Live-Stream auf YouTube beginnt.
16:30 UHR MEZ (14:30 UTC): Inbetriebnahme und Abstimmung des Alexanderson Alternators.
17:00 UHR MEZ (15:00 UTC): Übermittlung einer Nachricht von SAQ.

Testübertragungen
Am Montag, den 23. Oktober, finden zwischen 13:00-16:00 Uhr MEZ (11:00-14:00 Uhr UTC) einige Testübertragungen statt. Während dieser Zeit wird SAQ für kürzere Zeiträume auf Sendung sein, wenn wir einige Tests und Messungen durchführen. Ihre Kommentare sind willkommen unter info@alexander.n.se.

Leuchtturm . Ein weiteres Bild, erstellt mithilfe einer künstlichen Intelligenz.



Dienstag, 17. Oktober 2023

Ist die Antenne eine Eier legende Wollmilchsau?

 

Nicht nur im Wald, auch auf der Wiese findet man leckere Pilze: Riesenbovist. 

Die Antenne ist das wichtigste technische Element einer Funkstation. Ob du einen alten Transceiver vom Flohmarkt dein Eigen nennst oder das neueste Gerät mit jedem Schnickschnack: deine Antenne entscheidet über den Erfolg deiner Funkverbindung. Wichtiger ist nur noch der Operateur. Aber der ist ja meist kein technisches Element, sondern ein Mensch. Außer der PC macht selbstständig QSO's. 

Aber bei den Antennen gibt es keine Eier legende Wollmilchsau, die alles kann. Jeder Wellenbereich und jeder Einsatzzweck hat seine spezielle Antenne. Darum muss sich der Funkamateur gut überlegen, mit wem er am liebsten Funken möchte. Bei einem Langdraht ist es sinnlos, ihn mit Mikrowellen zu füttern. Ein KW-Beam eignet sich kaum für kurze Strecken auf KW. Auch der SOTA-Funker muss sich überlegen, ob er lieber lokale Stationen oder DX kontaktieren möchte. Beide Ziele bedingen anderen Frequenzen und oft auch andere Antennen. 

Ich vermute, die meisten Funkamateure wollen heutzutage DX machen. Das heisst: möglichst weit funken. Mit fremden Ländern und exotischen Inseln. Das gibt dem Funker ein besonderes Feeling und ist einer der attraktivsten Möglichkeiten im Amateurfunkverkehr. Weit funken geht gut mit einer Vertikalantenne, z.B. mit einer AV-640. Oder mit einem Beam. Aber wer kann im dicht bevölkerten Europa noch so ein Monstrum aufs Dach oder einen Tower stellen? Auch wenn man einen toleranten Nachbarn hat. 

Manche Funkamateure benützen eine Angelrute (Fiberglas Mast) als Vertikalantenne. Mit einem automatischen Antennentuner an ihrem Fuss und einigen Radialen eine gute Alternative. Aber sie vergessen dabei, dass ein zu langer Strahler nicht mehr flach strahlt. Mehr als 5/8 Wellenlänge für das kürzeste Band sollten es nicht sein. 6,3m sind ideal für 10 bis 30m. Auch im 40m Band ist so eine Angelruten Antenne noch ein akzeptabler DX-Strahler . Doch für das 80m Band bringen die 6.3m nur noch bescheidene Resultate. Auch wenn der Tuner noch abstimmen kann, heisst das nicht, dass die Hochfrequenz zu 100 Prozent ihren Weg in den Aether findet. Ein Teil davon wärmt den Tuner, ein anderer die Würmer im Boden.

Will der DXer auch auf den längeren Kurzwellenbändern mitmischen, muss der Fiberglas-Stängel länger sein. 5/8 für das 40m Band wären Perfekt. Doch einen 25m Fiberglasmast können wohl die wenigsten in ihren Garten stellen. Deshalb gilt für einen DX Vertikalantenne für 40, 80m und 160m in den meisten Fällen: so lang wie möglich.

Schwierig wirds jedoch für den DXer mit seiner Vertikalantenne, wenn er bei Lokalrunden im 40, 60 80m oder gar dem 160m Band mitmachen möchte. Damit die Funkwellen 100 bis 200km entfernt gut empfangen werden können, müssen diese praktisch senkrecht in die Ionosphäre gebeamt werden. Das kann eine Vertikal nicht. Wie bereits das Militär im 2. Weltkrieg erfahren musste. 

Die Lösung für dieses Problem war damals die Inverted L Antenne.

Hier erfährst du mehr zu NVIS. 

Doch der moderne Funker in seinem verdichteten QTH findet oft keinen Platz für ein solches Drahtgebilde. Und so wird die Magnetloop Antenne immer populärer. Sie braucht nur wenig Bodenabstand und funkt zu Not auch vom Balkon oder unter dem Dach. Aber auch sie ist keine Eier legende Wollmilchsau. 

Eine Magnetloop Antenne ist eine gute Alternative für 10 bis 40m, wenn  der Platz knapp und die Nachbarn kritisch werden. Sie strahlt in allen Erhebungswinkeln. Sie ist also im Prinzip ein DX- wie auch ein NVIS-Strahler. Man kann damit im 40m Band auch mit dem Nachbarn im nächsten Alpental klönen. 

Leider ist eine Magnetloop für 10 bis 80m ein fürchterlicher Kompromiss mit vorprogrammierter Enttäuschung. Wer alle KW Bänder mit einer Magloop abdecken möchte, muss zwei Loops bauen (oder kaufen): eine kleine für die Bänder 10 bis 20 (30) und eine grosse für die Bänder 40 (30) bis 80 (160m). Denn Magnetloops sind nur dann richtig effizient, wenn der Umfang zwischen einem Viertel und etwa einem Zehntel der Wellenlänge liegt. 

Das bedeutet, dass man mit einer Magnetloopantenne etwa eine Oktave abdecken kann. Ist der Umfang größer als eine Viertelwelle, überschreitet man bald einmal die Eigenresonanz und kann sie nicht mehr mit einem Kondensator abstimmen. Ist sie kleiner als ca. 1/10 der Wellenlänge, sinkt ihr Wirkungsgrad rapide.

Eine kleine DX-Loop für 10, 12, 15, 17 und 20m hat idealerweise einen Umfang von 2,5m (Eine Viertelwelle des 10m Bandes). Vorausgesetzt der Loop ist aus dickem Kupferrohr, wird sie auch im 20m maximal eine S-Stufe gegenüber einem guten Dipol einbüssen und im 10m Band etwa gleich gut sein. Mit dem Bonus, gegen lokales QRM weniger empfindlich zu sein. Als Kondensator wird für diese kleine Loop ein 100pF Vakuumkondensator benötigt. Mit einem 125pF Vakuum Kondensator deckt man auch noch das 30m Band ab. Plattendrehkos sollte man vergessen, wenn man 100W+ machen will. Die mit Schleifkontakten sowieso.

Für die grosse Loop wird es schwieriger. Eine Loop mit 8m Umfang ist ein Riesenteil. Doch wenn man auch im 80m Band noch SSB machen will, ist m.E. 6m Umfang die unterste Grenze. Als Kondensator braucht man dazu einen Vakuumkondensator mit 500pF. Eine solche 6m Umfang-Loop ist im 40m Band zugleich eine fantastische DX und NVIS Antenne. Man wird von ihr nicht enttäuscht sein. Im 80m Band muss man sich aber damit abfinden, bis zu 10dB geringere Rapporte zu erhalten, als die OM mit hochhängenden fullsize Dipolen oder guten Doppelzepp Antennen. Dafür braucht man nur einen bescheidenen Vorgarten und die Loop läuft schon 1.5m ab Boden. Voll zum Tragen kommt im 80m Band ihre geringere Empfindlichkeit auf lokale Störungen durch Elektronikschrott. Nicht selten höre ich OM mit Drahtantennen über Störpegel von S9 klagen. Sorry, aber so kann man nicht mehr vernünftig funken.

Fazit: Auch die Magnetloop ist keine Alleskönnerin. Will man mit ihr alle Bänder abdecken, braucht man zwei, eine kleine und eine grosse. Allerdings kann sie DX und NVIS und sie ist weniger Störempfindlich und stört auch weniger elektronische Geräte in ihrer Umgebung.


Mittwoch, 11. Oktober 2023

Work in Progress

 

Auf dem Weg zur Grubenberghütte.

"Meister, die Arbeit ist fertig. Kann ich sie gleich flicken?"

Dieser Spruch kommt mir in den Sinn, wenn ich die heutigen SDR-Transceiver anschaue. Die, die aus den grossen Schmieden kommen, wie Icom, Yaesu (von Kenwood kommt ja nichts mehr), Elecraft und Flexradio, sind nach einigen Updates einigermassen in Ordnung. Doch was sich auf dem Markt der QRP bzw. SOTA und POTA Transceiver tummelt, ist nichts anderes als Work in Progress. Ware in Arbeit. Weit davon, fertig zu sein. 

Eigentlich wollte ich nächsten Winter einen QMX von QRP-Labs bauen. Ich habe schon einige der günstigen Kits von QRP-Labs gebaut und dabei gute Erfahrungen gemacht. Doch wenn ich die Postings über den QMX  in den einschlägigen Foren lese, vergeht mir die Lust auf dieses Projekt. Ein Software Update jagt das nächste und die Hardware ist dermassen extrem miniaturisiert, dass es mich graust. Der QMX ist in seiner jetzigen Form sicher kein Projekt für Anfänger, sondern ein Abenteuer für erfahrene Konstrukteure. Ein Projekt, das von einem einzigen Mann abhängt: seinem Entwickler Hans Summers. Meines Erachtens zwar ein Genie. Aber ich hoffe, dass er sich mit diesem komplexen HW und SW Projekt nicht übernommen hat. Das Ziel, eine Eier legende Wollmilchsau in eine Zigarettenpackung zu packen, war vielleicht zu ambitioniert.    

Hätte Hans dem Teil nur ein wenig mehr Platz gegönnt, hätte dies den Zusammenbau des Kits wesentlich vereinfacht und viele Fehlerquellen eliminiert. Hätte er noch etwas zugewartet mit dem Release der Software, müssten seine Kunden nicht auf das nächste Update bangen. Es sind nicht nur die vielen Fehler, welche die SW noch aufweist und die sich bei den eilig erstellten neuen Updates immer wieder einschleichen. Viele Funktionen sind noch gar nicht implementiert. So fehlt zum Beispiel immer noch eine AGC. Ein Gerät ohne AGC macht den Funker zum potentiellen Hörgeräteträger. Ein Mikrofon ist zwar eingebaut, doch SSB scheint noch ein weit entfernter Traum.

Doch die Kunden waren ungeduldig und die chinesische Konkurrenz schläft nicht. Hans kam unter Druck und wollte den Zug nicht verpassen. Der Bausatz wurde mit Fehlern in der Hardware und einer unfertigen Software auf den Markt geworfen. Aber die Kunden sind weiterhin ungeduldig. Die Bänder 20m bis 80m reichen ihnen nicht. Sie wollen 10, 12, 15 und 17m, und das möglichst rasch. Kein Wunder bei den guten Ausbreitungsbedingungen. Die Cracks unter ihnen sind schon am Umbauen ihrer QMX Transceiver.

Für den portablen Funkamateur gibt es  zwar unzählige Alternativen. Doch keine ist so preiswert wie das Kit von QRP-Labs. Die meisten Kästchen sind chinesische Klone. Kopien von Amateurfunk-Projekten, die m Westen entwickelt wurden. Zum Beispiel des uBitx, des MCHF oder des (tr)uSDX.

Für Portabelfunker steht zwar noch Xiegu zur Auswahl. Xiegu hat in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht und könnte in naher Zukunft den Japanern den Rang ablaufen. Aber noch ist es nicht soweit. So bleibt dem Portabelfunker nach dem Schwanengesang des FT-917/FT-818 nichts anderes übrig, als das grosse Portemonnaie zu öffnen und sich einen Elecraft KX2, KX3 oder einen ICOM IC-705 zuzulegen.

Hier findest du einen Überblick über alle aktuellen China-Transceiver