Mittwoch, 25. Oktober 2023

Gut, Kaputt, Fake

 


Ebay ist m.E. nicht nur eine Handelsplattform sondern auch eine Art Lotterie. Trotzdem, oder gerade deswegen, bestelle ich immer wieder Dies und Das in der E-Bucht. Auch Halbleiter. 

Man weiss nie, was man erhält. Ist der Transistor Gut, Kaputt oder ein Fake. Eigentlich ist diese Unterteilung noch zu grob. Es gibt auch viele Komponenten die "out of spec" sind, also die Spezifikationen des Datenblatts nicht vollständig erfüllen. Oft Ausschussware aus der Fabrik, die ihren Weg irgendwie zu einem Händler gefunden hat. 

Kondensatoren, Widerstände und Induktivitäten kann ich mit meinen Mitteln messen. Halbleitern musste ich bisher vertrauen. Damit ich mindestens bei Transistoren nicht mehr im Dunkeln tappe, habe ich ein kleines Testgerät gekauft, einen Transistortester. Lustigerweise auch auf Ebay. 

Das Teil hätte ich schon längst haben müssen. Aber es ist nie zu spät. Vor allem wenn man ein Radiobastler ist, der noch gerne auf Transistoren setzt. Für Integrierte Schaltungen gibt es leider kein so praktisches Teil. Die Vielfüssler sind zu komplex und zu vielartig. Man müsste für jeden Typ ein spezielles Prüfgerät bauen. 

Der Transistortester kostet 19$ plus 2$ Shipping, also rund 20 Franken. Ein Betrag, der zu verschmerzen ist, sollte das Teil unbrauchbar sein. Doch das Universum meinte es gut mit mir: Der Tester funktionierte auf Anhieb. 

Er kam komplett funktionsfähig in einem durchsichtigen Gehäuse daher. Also kein Bausatz, den man zuerst zusammenlöten muss. Der Tester enthält einen kleinen Lithium Akku (300mAh) und braucht also keine externe Stromversorgung. Ein Ladekabel mit einem USB-Stecker wird mitgeliefert. Ebenfalls drei kleine Testkabel um grössere Komponenten anzuschließen, die nicht in die Klemmvorrichtung passen. Für SMD-Komponenten ist ein Kontaktfeld vorhanden. All das ist hübsch verpackt in einem kleinen Plastiktruckli. Natürlich ohne Bedienungsanleitung. Die Chinesen haben es nicht so mit Manuals. 

Aber das braucht es in diesem Fall auch nicht. 

Ich habe mich mal quer durch mein Transistor und Dioden-Lager getestet. Mit interessanten Ergebnissen. Habe ich doch auf Anhieb einige alte Germanium Dioden entdeckt, die tot sind. Vermutlich hatte ich sie vor Jahrzehnten aus einem Schrottgerät gelötet. Auch einige 2N5109, die ich mal aus China erhalten hatte, funktionierten nicht. Nie gebraucht, nie gemerkt. Na sowas!

In diesem Bild sieht man den Tester mit meinem Bestand an alten Geranium- und einigen Schottkydioden, wie man sie gerne als Detektoren einsetzt. 

Angezeigt wird die Schwellenspannung und der Sperrstrom. Zenerdioden werden als gewöhnliche Dioden angezeigt, wie zu erwarten war. Aber eine nette Überraschung war der Test einer Kapazitätsdiode: neben der Anschlussbelegung zeigte das Gerät die Kapazität in pF. Es ist natürlich die maximale Kapazität der Diode, wenn keine Spannung anliegt.

Auch bei den Transistoren muss die Anschlussbelegung nicht bekannt sein. Diese wird vom Testgerät detektiert und angezeigt:


Auch JFET und MOSFET werden zuverlässig detektiert und gemessen. Ev. vorhandene Schutzdioden werden ebenfalls angezeigt. Und natürlich die wichtigsten Parameter. 

Entgegen der Beschreibung des Verkäufers misst der Tester bei Darlington Transistoren die Verstärkung nicht korrekt.  Das ist schade. Bei anderen Exoten wie dem UJT (Uni Junction Transistor) hat das Gerät keine Mühe. Er wird korrekt als Doppeldiode dargestellt. Aber wer braucht heute noch sowas. Mit Germanium Transistoren hat das Gerät übrigens auch keine Mühe. Wie sollte es auch den Unterschied zwischen Silizium und Germanium kennen.

Als Bonus misst das Gerät auch Kondensatoren und deren ESR. Ebenfalls Widerstände und Induktivitäten werden gemessen. Auch ein IR-Detektor für Fernbedienungen im NEC Format ist eingebaut.

Hier noch ein Blick in das rückseitige Innenleben des Testers. Die LED leuchtet rot beim Laden und grün, wenn der Akku geladen ist:



3 Kommentare:

  1. .... mit meinem Bestand an alten Geranium Transistoren....wusste gar nicht, dass man auch aus Blumen Transistoren bauen kann. Dann gehe ich Mal zum Gärtner.
    73, Roland dl9nbx

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  2. Hallo,

    nunja, was kann der Tester, was man mit dem Multimeter nicht kann?
    Hast du die Messwerte schon mal gegengeprüft?

    Vor Jahren, als es die Tester noch nicht aus China gab, musste man die noch
    selbst bauen. Die Firmware dürfte es noch heute im weltweiten Netz geben ("atmega Transistortester"). Ich habe das damals (rund 10 Jahre her) getan und dann - ob des Ergebnisses - im Versuchsstadium belassen.
    Es hatte für mich keinen Mehrwert gegenüber dem Multimeter im Modus Diodentest und dem älteren mit hfe-Messung.
    Wobei ich letztere seeehr selten benötige.

    Was ich mir bei Bedarf ("hält die Spezifikation nicht ein") ansehen würde, ist ein Peak DCA75 pro. Anwendungsbeispiel: Jörg Haase (Youtube: ve99 online) nutzt den im Video "YOU ARE MY DESTINY Part 2" ungefähr ab Minute 20.
    Da kann man dann auch Kennlinien messen - soweit die Spannung reicht.

    Viele Grüße, Mario

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  3. Doch, lieber Roland, es waren Geranium Dioden und keine Sizilium.

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