Dienstag, 27. Juni 2023

Magnetloop Antennen: Vakuum Drehkondensatoren

 


Magnetloops für Kurzwellenfunk werden als Mobilantennen für kurze Strecken benutzt, wenn VHF-Verbindungen nicht möglich sind. Dort werden sie als Steilstrahler (NVIS) im Frequenzbereich 2 - 10 MHz eingesetzt. Seit Jahrzehnten ist das ein alter Hut.

Doch im Amateurfunk konnten sie kaum einen OM begeistern. Zu kompliziert, zu umständlich, zu schmalbandig. Drähte spannen war viel einfacher.

Doch die Welt ändert sich. Die Menschen wohnen dichter. Der Platz für Antennen wird immer kleiner. Oft reicht es nur noch für einen Stängel.

Darum wird jetzt ein alter Hut wieder hervorgezaubert. Doch leider ist dieser immer noch umständlich und schmalbandig. Zudem verdammt teuer. Vor allem, wenn man nicht nur QRP machen, sondern seinen 100 Watt Transceiver anschließen möchte. Gar nicht zu reden von QRO.

Da hat man doch einen teuren Transceiver gekauft, eine Reihe Computer und Bildschirme im Shack installiert und mit dem Rest des Budgets noch ein Handy und allerlei Firlefanz gepostet. Und nun sollte man noch zwei oder drei Riesen nur für eine Antenne ausgeben. Das geht gar nicht. Das ist wider jeden Amateurverstand!

Doch der OM hat den Antennenbau in seiner DNA. Spätestens seit er das Radio-Virus eingefangen hat. Wieso also nicht selber machen? Wer Drähte aufhängen und Alu zusammenschrauben kann, kann auch Ringe aus Kupfer bauen. Der Baumarkt ist bekanntlich auch ein Antennenshop.

Dummerweise hat die Geschichte einen Haken. Das Herzstück einer Magnetloop Antenne ist nämlich ein Kondensator, und ausgerechnet den findet man nicht im Baumarkt. Zwar ist jeder OM auch ein Sammler und hat irgendwo auch eine Kiste mit alten Drehkos, die aus alten Röhrenradios stammen. Doch für eine richtig gute Magnetloop sind die leider ungeeignet. Einige mögen sich vielleicht noch halbwegs in einer QRP-Loop bewähren. Doch ein grosser Wurf wird nie daraus. Wer eine seriöse Magnetloop bauen will, braucht einen Vakuum Drehkondensator, und den findet man nicht in Großvaters Dampfradio.

Vakuum Kondensatoren werden heute in industriellen HF-Generatoren eingesetzt. Meistens bei 13.56 MHz, z.B.  zur Plasmaerzeugung. Aber natürlich auch in starken Kurzwellensendern. Der Markt ist also nicht riesig. Im Jahr 2020 betrug er insgesamt 210.3 Mio$. Es wird ein moderates Wachstum von jährlich 4.1% erwartet und für 2031 werden 324.1 Mio$ Umsatz prognostiziert.

Die Big Players sind dabei Comet aus der Schweiz, ABB, die sich Jennings aus den USA einverleibt haben und die japanische Meidensha. Von diesen drei Herstellern sind immer wieder gebrauchte Kondensatoren auf dem Markt zu finden. 

Wenn du also eine Magnetloop bauen willst, musst du dir so ein Teil schnappen. Gute Gebrauchte kosten zwischen 200 und 500$. Sie sind zum Beispiel auf Ebay zu finden. Aber auch in den USA bei MGS oder bei Elektrodump in Holland. Zwischendurch findet man auch mal einen Neuen zu einem anständigen Preis. Ich habe gute Erfahrungen mit Gebrauchten oder NOS (New Old Stock) aus Südkorea gemacht. Die Kondensatoren stammen häufig aus älteren Plasmageneratoren oder waren als Ersatzteile gelagert. Die russischen Kondensatoren (ex UDSSR Armee) sind vermutlich von einem Lastwagen gefallen. 

Seit dem Krieg in der Ukraine sind sie vom Markt verschwunden. Dazu gehören z.B. die beiden Glastypen oben im Bild. Moderne Vakuumkondensatoren werden heutzutage nur noch mit Keramikisolation gefertigt wie der COMET in der Mitte. Der hat, wie der grosse Russische, ebenfalls 500pF und ist für eine Betriebsspannung von 9kV ausgelegt. Prüfspannung 15kV!

Vakuum Drehkondensatoren sind im Prinzip sehr langlebig. Wenn sie pfleglich behandelt werden, bleibt das Vakuum - wie in Radioröhren - Jahrzehnte lang erhalten. Punkto Güte, Spannungsfestigkeit und Stabilität sind sie nicht zu schlagen. Dank dem Vakuum sind sie unabhängig von der Luftfeuchtigkeit und anderen Umgebungseinflüssen. 

Wer einen Vakuumkondensator beschaffen will, wird vorher einen Magnetloop Online-Rechner benutzen um die notwendige Kapazität und die Spannungsfestigkeit zu ermitteln. Erst dann kann die Jagd beginnen.        

Samstag, 24. Juni 2023

Koronaentladung im Vakuumkondensator

 



Das Konfitürenglas oben im Bild ist ein variabler Vakuumkondensator. 10 - 500pF, 10kV, aus russischer Produktion. Es ist der Abstimmkondensator meiner Magnet Loop Antenne. Wenn ich sende, leuchtet sein Inneres so hell, dass man den violett weißen Schein auch bei Tageslicht gut sehen kann. Schon bei 10 bis 20 Watt beginnt das Leuchten. Zugleich steigt das SWR der Antenne in den roten Bereich.

Man könnte natürlich Radio Eriwan fragen, was da los ist. Doch heutzutage fragt man am besten eine künstliche Intelligenz. Das habe ich getan und so entstand folgender Dialog:


Meine Frage:

Ich verwende einen Vakuumdrehkondensator (Glastyp) für meine Sendeantenne, eine Magnetschleife. Bei angelegter Hochfrequenzleistung leuchtet das Innere des Kondensators violett. Was könnte das sein?

Die Antwort der KI:

Wenn das Innere Ihres Vakuumdrehkondensators violett leuchtet, wenn Hochfrequenzstrom angelegt wird, könnte dies auf ein Phänomen hinweisen, das Vakuumdurchbruch oder Vakuumentladung genannt wird. Ein Vakuumdurchbruch tritt auf, wenn die elektrische Feldstärke im Inneren des Kondensators die Durchbruchstärke des Vakuums zwischen den Kondensatorplatten übersteigt.

Beim Durchbruch kommt es zu einer elektrischen Entladung in Form eines glühenden Plasmas. Die violette Farbe, die Sie beobachten können, ist typischerweise mit der Ionisierung von Gasmolekülen oder Verunreinigungen im Vakuum verbunden. Je nach Gaszusammensetzung und Druck im Kondensator kann die Entladung Licht mit verschiedenen Wellenlängen erzeugen.

Ein Vakuumdurchbruch ist bei Vakuumkondensatoren unerwünscht, da er zu Energieverlusten, Lichtbogenbildung und möglicherweise zur Beschädigung des Kondensators führen kann. Es ist wichtig, Vakuumkondensatoren innerhalb ihrer angegebenen Spannungs- und Stromwerte zu betreiben, um einen Vakuumdurchbruch zu verhindern und ihre ordnungsgemäße Funktion zu gewährleisten.

Wenn bei Ihrem Vakuumkondensator ein Vakuumdurchbruch auftritt, sollten Sie die Betriebsbedingungen, wie z. B. Spannung und Stromstärke, überprüfen und sicherstellen, dass sie innerhalb der Spezifikationen des Kondensators liegen. Untersuchen Sie den Kondensator außerdem auf Anzeichen von Schäden oder Verunreinigungen, die zum Ausfall beitragen könnten. Wenn das Problem weiterhin besteht, muss der Kondensator möglicherweise ausgetauscht oder ein qualifizierter Techniker hinzugezogen werden.

Meine Frage:

Der Vakuumkondensator ist für 10 kV ausgelegt. Ich lege nicht mehr als 2 kV an, wenn das violette Leuchten beginnt. Glauben Sie, dass das Vakuum noch vorhanden ist oder hat der Kondensator ein Leck und hat Luft aufgenommen?
 
Die Antwort der KI

Wenn Sie ein violettes Leuchten im Inneren des Vakuumkondensators bei Spannungen unterhalb seiner Nennspannung (2 kV im Vergleich zu seiner Nennspannung von 10 kV) beobachten, deutet dies auf ein Problem mit der Vakuumintegrität oder ein mögliches Leck im Kondensator hin.

Normalerweise ist ein Vakuumkondensator so konstruiert, dass zwischen seinen Platten eine Vakuumdichtung aufrechterhalten wird, um den Zusammenbruch und die Ionisierung von Gasmolekülen im Inneren zu verhindern. Wenn die Vakuumversiegelung beeinträchtigt ist oder Luft in den Kondensator eingedrungen ist, kann dies zu elektrischen Entladungen und dem von Ihnen beobachteten violetten Leuchten führen.

Um festzustellen, ob das Vakuum im Inneren des Kondensators noch besteht oder ob ein Leck vorliegt, können Sie einige Prüfungen durchführen:

Visuelle Inspektion: Untersuchen Sie den Kondensator auf Anzeichen von physischen Schäden, Rissen oder sichtbaren Lecks. Achten Sie auf Dichtungen, Anschlüsse und die Glashülle, wenn es sich um einen Glasdrehkondensator handelt.

Vakuumpumpentest: Wenn Sie Zugang zu einer Vakuumpumpe haben, können Sie diese an den Kondensator anschließen und versuchen, die restliche Luft oder das Gas abzusaugen. Überwachen Sie das Vakuumniveau und achten Sie auf einen deutlichen Druckanstieg, der auf ein Leck hinweist.

Leckstromtest: Messen Sie den Leckstrom über dem Kondensator bei verschiedenen Spannungswerten. Ist der Leckstrom hoch, könnte dies auf ein Leck oder Durchschlagspfade hinweisen.

Auswechseln des Kondensators: Wenn Sie die oben genannten Prüfungen durchgeführt haben und ein Leck oder ein beeinträchtigtes Vakuum vermuten, ist es ratsam, den Kondensator durch einen neuen zu ersetzen, der die Vakuumintegrität gewährleistet.

Es ist wichtig, Hochspannungskomponenten mit Vorsicht zu behandeln und Ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten, wenn Sie Tests durchführen oder den Kondensator austauschen. Wenn Sie unsicher sind, ob Sie diese Tests selbst durchführen können, sollten Sie einen qualifizierten Techniker oder einen Experten für Hochspannungssysteme hinzuziehen.

Soweit das Gespräch mit der künstlichen Intelligenz Chat.openai.com.
Der Kondensator ist also futsch, das schleckt keine Geiss weg. Irgendwie ist ihm sein Vakuum abhanden gekommen. Wieso und warum ist für mich nicht ersichtlich. Schäden sind keine zu entdecken. Glücklicherweise ist es mein Reserve-Kondenser. Er lag bisher in der Schublade und ist mir durch eine gräuliche Verfärbung des Kupfers in seinem Innern aufgefallen. Darum habe ich ihn zum Test mal an meine Loop gehängt. Mehr Leistung wollte ich ihm nicht geben, nachdem das Leuchten einsetzte. Aus Rücksicht auf den teuren Endtransistor meines IC-7700. Interessant wäre es aber schon gewesen, zu beobachten wann bei höherer Leistung ein richtiger Durchschlag erfolgt. 

Beide Kondensatoren habe ich direkt aus Russland gekauft, als das noch möglich war. Sie waren original verpackt und offensichtlich ungebraucht: NOS: New Old Stock. Bisher hat sich einer der beiden bestens bewährt und Durchschläge oder Koronaentladungen konnte ich bei ihm nicht feststellen. Auch nicht bei den maximal 200 Watt, die der Icom IC-7700 aufbieten kann.

Da nun der Reserve-Kondensator unbrauchbar ist, ist es Zeit, Ersatz zu suchen. Darüber mehr in einem meiner nächsten Blogbeiträge. Stay tuned. 


Donnerstag, 22. Juni 2023

Wörter lernen

 

Bild: Teufelskralle. Nicht zu verwechseln mit der afrikanischen Teufelskralle, die gegen Arthrose helfen soll.

Um eine Sprache zu lernen, muss man Vokabeln pauken. Der Grundwortschatz einer Sprache beträgt ca. 2000 Vokabeln. Das reicht für den Alltag, aber nicht für philosophische Diskussionen. Aber um sich einigermaßen verständigen zu können, braucht man nur etwa 1000. Die Grammatik kommt erst an zweiter Stelle, wenn es um Kommunikation geht. Man kann sich auch ohne verständigen.

Das gilt auch für das Erlernen der Morsesprache. Einzelne Buchstaben an der Punkt/Strich-Kombination zu erkennen, ist nur ein erster Schritt. Um wirklich Morsen zu verstehen, muss man die "Klangbilder" der am meisten verwendeten Wörter und Abkürzungen kennen. Für Standard-QSO's natürlich in Englisch. Bei "UR NAME PSE AGN" (your name please again) sollte man nicht lange studieren müssen, bevor man seinen Namen nochmals sendet. Man muss also nicht nur die Bedeutung der Abkürzungen und Q-Codes kennen, sondern sollte sie auch an ihrem Klangbild erkennen.

Ein Freitext QSO ist dann der nächste Level. Wenn man sowohl in Englisch wie auch in Deutsch mit der Gegenstation diskutieren möchte, sollte man die "Klangbilder" der Wörter in beiden Sprachen beherrschen.

Das ist schwierig und es gibt nicht mehr viele OM, die diese Kunst beherrschen. Wer nicht nur Standard-QSO's in Telegrafie machen möchte, muss Vokabeln pauken wie beim Erlernen einer neuen Sprache. Immer wieder! Fremdsprachen verschwinden nach und nach hinter dem Vorhang des Vergessens, wenn man sie nicht benutzt.

Mein Morsetalent ist bescheiden und vielleicht liegt es daran, dass ich nie besonders musikalisch war. Meine Eltern haben zwar versucht, mich in diese Richtung zu fördern, doch genutzt hat es nichts. Schon nach wenigen Klavierstunden telefonierte die Lehrerin meinen Eltern und erklärte: "Der Junge ist total unmusikalisch und Sie können das Geld genauso gut zum Fenster rauswerfen." Vielleicht hatte sie erkannt, dass ich lieber Radios bastelte als ein Klavier zu malträtieren. 

Wie dem auch sei. Ich versuche, meine Kenntnisse der Morsesprache zu erhalten, und höre u.a. regelmäßig Morseübungssendungen (MUS). Unter anderen auch die eines Schweizer Telegrafie Clubs. Doch wieso in diesen MUS oft besonders schwierige und lange Wörter vorkommen, habe ich bis heute nicht verstanden. Die deutsche Sprache erlaubt ja die Kreation von Wortungetümen durch Aneinanderreihen von Vokabeln. Doch beim Telegrafieren scheinen mir diese wenig hilfreich zu sein. Kein Wunder, dass dann beim anschließenden Bestätigungsverkehr Stationen auftauchen, die alle Wörter und Sätze ohne Abstand aneinander reihen. Bei dieser Art wie ein Leierkasten zu morsen, wird mir übel. 

Diese Übungen von Richard AA4OO können dabei helfen, die hundert wichtigsten Wörter der englischen Sprache in verschiedenen Tempi zu üben. 

Eine der besten Methoden, das Hören von Telegrafie zu trainieren, ist immer noch das Hören auf den Kurzwellenbändern. Besonders auf 80m und 40m im Europaverkehr, wenn es nicht nur darum geht, rasch 599 austauschen, sind viele interessante CW-QSO's zu hören. Tiefe Tempi sind besonders im Bereich um 3555 kHz zu hören. Ideal für den (Wieder-) Einsteiger. Dort sind die Chancen auch am größten, einen Trainingspartner für langsamere Geschwindigkeiten zu finden.

"QRS?" heisst: Soll ich langsamer geben? Das ist auch hier der Fall. Wenn euch mal FT-8 verleidet, hört doch mal rein!     

    

Freitag, 16. Juni 2023

Sporadic E im 6m Band

Blick vom Mt Bifé auf Charmey. Dieser Berg steht im Westen meines QTH's und blockiert die Ausbreitung Richtung USA.
 

Wie jedes Jahr im Frühsommer können im 6m Band über 1000 bis 2000km QSO's gemacht werden. Dank den sporadischen E-Schichten (Es), die sich in etwa 100km Höhe bilden. Wie und warum, darüber gibt es verschiedene Theorien. Nichts genaues weiss man nicht. Darum lassen sich Es Ereignisse auch nicht prognostizieren. Man weiss nur, dass diese auf der nördlichen Halbkugel vorzugsweise im Mai und Juni auftreten.

Neben der sporadischen E-Schicht, gibt es noch die reguläre E-Schicht. Sie tritt tagsüber auf und erreicht um die Mittagszeit ihr Maximum (maximale Elektronenkonzentration). Doch für das 6m Band spielt sie keine Rolle. Ihre Grenzfrequenz liegt viel zu niedrig. Also lassen wir uns nicht durch sie verwirren und konzentrieren wir uns auf die sporadische E-Schicht (Es).

Die Es erlaubt Sprünge bis etwa 2000km. Weiter gehts nicht in einem einzigen Sprung. Dazu ist die Es zu wenig hoch. Voraussetzung für eine maximale Sprungdistanz ist jedoch eine flache Abstrahlung. Ideal sind Elevationswinkel zwischen 0 und 15 Grad. Wer nur höhere Elevationswinkel erreicht, muss sich mit kleineren Sprungdistanzen zufrieden geben. Nebst der Lage des QTH's ist die Art und der Aufbau der Antenne von entscheidender Bedeutung. Vertikale 5/8 oder Halbwellenstrahler sind gegenüber Viertelwellenstrahlern im Vorteil. Beam-Antennen hoch über den umliegenden Dächern geben noch zusätzlichen Punch. Zudem ist  horizontale Polarisation weniger empfindlich gegenüber QRM aus der Umgebung. In Bodennähe sind Yagis jedoch ein schlechter Witz. 

Ansonsten spielt die Polarisation der Antenne keine Rolle. Wenn die abgestrahlte Welle die Ionosphäre erreicht, wird sie aufgespalten in zwei verschiedene Wellen (X und O). Grün und Rot auf den Ionogrammen. Beide Wellen werden mit zirkularer Polarisation zurück zur Erde gebeugt.   

Beobachtet man den 6m Verkehr in FT-8, so sieht man immer wieder interkontinentales DX zustandekommen. Verbindungen nach Japan oder Amerika sind keine Seltenheit. In diesen Fällen kommen natürlich mehrfache Sprünge zum Zuge. Da hilft natürlich der enorme SNR-Vorsprung der Betriebsart FT-8 und natürlich auch die Regel Nummer Drei der HF-Kommunikation: "Auf die Dauer hilft nur Power".

Neben den Mehrfachsprüngen kann bei genügend hoher MUF der F-Schicht auch diese zum Zug kommen. Gerade in Zeiten wie diesen, wo die Sonnenaktivität ihrem Maximum zustrebt. Dann steigt die Distanz eines einzelnen Sprungs gegen 4000km. Und was Sprünge über die F-Schicht anbelangt, ist das 6m Band Weltmeister. Es gilt: Je höher die Frequenz, desto weniger Verluste und je grösser die Sprünge über die Ionosphäre.    

    

Freitag, 9. Juni 2023

Achtung Längstwelle: SAQ geht am 2. Juli auf Sendung!

 


Am 2. Juli 2023 ist wieder Alexanderson Tag. Die letzte noch betriebsbereite Längstwellen-Station im schwedischen Grimeton wird dann wieder auf Sendung gehen und auf der Frequenz 17.2 KHz eine Grussbotschaft in den Aether schicken.

Das sollte man nicht verpassen. Zudem findet diesmal ein Bestätigungsverkehr statt und zwar auf folgenden Frequenzen: 

 – 3 517.2 kHz CW

– 7 017.2 kHz CW
– 14 017.2 KHz CW
– 3 755 kHz SSB
– 7 140 kHz SSB

Zeit: von 10:00 bis 17:00 CEST (Central European Summer Time), also mitteleuropäische Küchenzeit.

Die Längstwellenstation wird um 13:30 CEST hochgefahren und um 14:00 CEST wird die Grussbotschaft gesendet.
Die Frequenz von 17.2 kHz wird nicht mit Röhren, sondern in echter Steampunk Manier mechanisch mit einem so genannten Alexanderson Generator erzeugt. Die Längstwellen mit einer Wellenlänge von 17.44 Kilometer gehen rund um die Welt.

Empfangen kann man sie auf unterschiedliche Weise: zum Beispiel mit einer Drahtantenne, die man beim Computer in den Mikrofonanschluss steckt, mit einem Langwellenempfänger oder einem Konverter. Amateurfunktransceiver empfangen selten unter 30kHz, doch viele ältere kommerzielle Funkempfänger und moderne SDR gehen runter bis 10 kHz. Gut geeignet sind dabei kleine Aktivantennen (Mini Whip), welche die elektrische Feldkomponente empfangen. 

  

Dienstag, 6. Juni 2023

Auf 4m geht die Post ab

 


Die Sporadic-Saison hat auch hier im Alpental voll eingeschlagen und zurzeit  kommt man vor lauter funken kaum zum schlafen. Das 6m Band ist von morgens früh bis abends spät immer in irgendeine Richtung offen. Die Bake CS5BLA im Süden Portugals (50.076) höre ich manchmal den ganzen Tag lang. Trotz all der Berge rundherum. Die 6m und 4m Wellen kümmern sich scheinbar nicht um so Nebensächlichkeiten wie Elevation und Fresnelzone.

Dabei ist meine Ausrüstung vergleichsweise bescheiden: Ein Zweifachdipol (Fan Dipole) mit je einem Armpaar für 6m und 4m aus Nyfaz-Kabel, im Giebel unters Dach getackert. Indoor versteht sich. Gemeinsam gespeist über ein paar Meter Aircell 7 von meinem IC-7300. 50 Watt im 6m Band und 25 Watt im 4m Band. Verluste eingerechnet, bin ich bei 4m +/- vermutlich in den hierzulande erlaubten 25W ERP.

Wer bisher nicht verstanden hat, wie sich der Amateurfunk gewandelt hat, begreift es vielleicht bei der Beobachtung der gegenwärtigen Sporadic Saison: CW und SSB sind zu Randerscheinungen geworden. Die Musik spielt in FT-8. Im 6m Band kommt man nicht nach mit gucken, so schnell rattert die Liste der decodierten Stationen am Auge vorbei. Der FT-8 Kanal quillt über vor Stationen. Saperlott, was für ein Tohu Wa Bohu! Nicht nur aus ganz Europa. Dazwischen, wie im Sandwich eingeklemmt, findet man Stationen aus Nord- und Südamerika, der Karibik und Afrika. 

Nun habe auch ich die Taste zur Seite gelegt und den Computer angeschnallt. Wenn es nur darum geht, eine Verbindung zustande zu bringen, ist FT-8 die beste Wahl. Aber das habe ich ja bereits hier erklärt. Man muss für FT-8 weder Morsen noch Sprachen können und keiner macht dich dumm an, wenn du dich dumm anstellst. Und wie mein Bespiele beweist, sind die Ansprüche an Funker, Station und Antenne minimal. Kurz: FT-8 funktioniert auch noch mit einer nassen Zündschnur.

Take it or leave it: FT-8 ist nicht das Ende des Amateurfunks. Aber auch nicht die Zukunft. Es ist schlicht und einfach die Gegenwart. Ob es einem passt oder nicht. 

Besonders spannend ist die Sporadic Saison dieses Jahr, weil das Magic Band einen kleinen Bruder bekommen hat: das 4m Band. Normalerweise ist dort nichts bis gar nichts los, obwohl es ein interessantes Band für lokale Verbindungen wäre. Doch die sporadischen Wolken ionisierten Gases, die zurzeit über die nördliche Halbkugel geistern, haben es aus seiner Totenstarre erweckt. Es steht dem 6m Band nicht viel nach. Der Fachmann staunt und der Laie wundert sich. Sogar Stationen aus dem entfernten Ecuador und der Dominikanischen Republik waren bei mir zu hören. 

Aber ich will euch hier nicht mit meinen "Heldentaten" auf dem 4m Band langweilen, das kann ich dann auf dem lokalen 2m Kanal tun. Doch ein Erlebnis war außergewöhnlich für einen Alpentalbewohner: Plötzlich hatte ich nämlich auf dem 4m Band ein regelrechtes Pile-Up an der Backe, wie es wohl nur DX-Peditionäre auf seltenen Inseln erleben: Aus Nordrhein-Westfalen. Eine Es Wolke stand offenbar gerade am richtigen Ort um die Freiburger Voralpen mit dem Ruhrgebiet zu verbinden. Ich möchte mich an dieser Stelle bei all den deutschen Funkkollegen entschuldigen, die nicht zum Zuge gekommen sind.

Zum Schluss aber doch noch ein nützlicher Tipp für alle, die am Sporadic Geschehen teilhaben möchten. Hier auf dieser Seite sieht man in Echtzeit, was in Europa an Sporadic im 10, 6, 4 und 2m Band gerade läuft. Ein ausgezeichnetes Tool für den geneigten Funkamateur.             

 

Freitag, 2. Juni 2023

Mobiltransceiver: Auswahl schrumpft

 

Auf der La Forcla 1546m mit Blick ins Intyamon-Tal und auf den Moleson.

Autofahren ist heutzutage kein Vergnügen mehr. Man ist froh, heil durch den immer dichter werdenden Verkehr zu kommen. Viele ältere Semester würden die Fahrprüfung heute wahrscheinlich nicht mehr bestehen. Da liegt ein Schwätzchen mit den Funkkollegen über den nächsten Repeater nicht mehr drin. Wenn es knallt und du hältst den Knochen in der Hand, bist du der Lackierte.   

So werden, zumindest in Europa, VHF/UHF Mobiltransceiver vermehrt zuhause im Shack verwendet und weniger im mobilen Untersatz. Der Shack crasht nicht und die Polizei steht dort auch nicht rum.

Wer es sich leisten kann, kauft sich einen vollwertigen VHF/UHF-Transceiver für den Shack. Einen Icom IC-9700, oder eine Eier legende Wollmilchsau wie das Pültchen IC-7100 oder den Yaesu FT-991A. Die können auch noch KW und so hat man alles in einer einzigen Kiste. 

Wer für den Klönschnack mit den Kollegen nicht so viel Geld ausgeben will und seinen Fokus auf KW legt, dem genügt ein Handy oder ein FM-Mobiltransceiver für den Shack.

Doch letztere sind rar geworden. Kenwood scheint sich aus diesem Marktsegment zurückgezogen zu haben. In Europa gibt es zurzeit kein Mobilgerät von Kenwood zu kaufen. Icom hat noch ein oder zwei Modelle, ebenso Yaesu mit seiner FTM-Serie. Daneben gibt es noch die DRM-Kisten von Anytone. Übrigens ein Chinese und kein Japaner. Auch Hytera spielt im DRM Zirkus mit. Die Auswahl ist also nicht nur klein, man muss sich auch noch entscheiden, ob man, nebst FM, auf D-Star, C4FM oder DRM setzen will. Wer sich nicht für das digitale Zeug interessiert und einfach nur in FM funken möchte, und das zu einem günstigen Preis, sollte auch noch Alinco in Betracht ziehen. Alinco ist wie Yaesu und Icom ebenfalls ein japanischer Hersteller. Notabene einer der ältesten. Geräte wie die Regenbogen-Kiste Alinco DR-735E sind bewährt und ausgereift. Er hat wie die Geräte von Yaesu und Icom eine mitlaufende Vorselektion mit Kapazitätsdioden im Vorverstärker und benutzt als Endstufen bewährte Mitsubishi Module. Die gleichen wie bei  den Icom Mobil-Transceivern. Es sind die Typen RA60H1317m1a für 2m und RA60H4047m1 für 70cm. Neuerdings hat Alinco auch noch einen DRM-Transceiver in der Palette. Ob und wann er es nach Europa schafft, weiss ich nicht. Aber das DRM-Handy von Alinco ist in der Schweiz schon erhältlich.

Vermehrt tauchen heutzutage auch Low Cost FM-Transceiver auf, wie z.B. dieser Winzling. Von CRT France! Wenn ich mal nichts mehr zu tun habe, nehme ich mal so eine Kiste auseinander ;-) 

Nichts gegen chinesische Hersteller, die Japaner lassen zum Teil auch in China produzieren. Vor dem Import aus dem Ausland würde ich aber vorher einen genauen Blick auf die schwarze Liste des BAKOM werfen. Der Schweizer Zoll hat da ein Auge drauf  und anstelle des Transceivers flattert dann u.U. ein Bußgeldbescheid in den Briefkasten. Wie das in DL oder OE gehandhabt wird, weiss ich nicht.