Freitag, 31. März 2023

Die Reziprozität im Funkverkehr

 


Wenn eine Antenne gut ist zum Senden, muss sie auch gut empfangen können. Und wenn sie gut empfängt, sendet sie auch gut. Es sei denn, es handle sich um eine Aktivantenne, mit der man bekanntlich nicht senden kann. Dieses Prinzip der Gegenseitigkeit wird von Funkamateuren manchmal angezweifelt.

Doch in der Radio-Kommunikation gilt generell das Prinzip der Reziprozität - der Gegenseitigkeit.   

Das bedeutet: wenn zwei Stationen den gleichen Transceiver mit der gleichen Leistung und der gleichen S-Meter-Eichung verwenden, werden sie auch beide die gleichen Rapporte ablesen. Und zwar unabhängig von der jeweils verwendeten Antenne. Die eine Station mag eine Vertikalantenne benutzen, die andere einen 10dBi Beam. Sie werden sich beide den gleichen Rapport geben. Eine bessere Antenne auf der einen Seite der Funkstrecke ist keine Einbahnstraße. Sie kommt beiden Stationen zugute.

Sollte dies nicht der Fall sein, sollten die Funker ihren Augenarzt aufsuchen oder die Störquelle finden, die ihren Empfang Stört. Erst wenn an der Grasnarbe gefunkt wird, das S-Meter keinen Mucks mehr macht und der OM trotz Kopfhörer in den Empfänger kriechen muss, spielt noch ein anderer Spielverderber mit: Der natürliche Rauschpegel ist nicht überall gleich. 

Antennen unterliegen also der Reziprozität. Ihre Eigenschaften bleiben beim Senden und Empfangen die gleichen: u.a. Wirkungsgrad, Richtdiagramm, Impedanz und Polarisation.

Das gilt u.a. auch für Magnetloop Antennen: Wenn ich von einer 100 Watt Station bloss ein S3-Signal empfange, muss ich davon ausgehen, dass sie mein 100 Watt Signal, das ich mit der Magloop sende, auch nur mit S3 aufnehmen kann. Unabhängig davon, was sie für eine Antenne besitzt (Gleiche S-Meter Eichung vorausgesetzt). 

Donnerstag, 30. März 2023

Wer schreibt, der liest

 


So leer wie der Strand im Norden Dänemarks ist zurzeit noch die Leserstatistik dieses Blogs. Offenbar sind bisher nur wenige tief genug getaucht, um es in den Untiefen des Internets zu finden. Aber so wie ich einsame Strände liebe, mag ich auch die einsamen Orte in den Tiefen der Matrix. 

Was ich so schreibe, das wisst ihr. Aber natürlich lese ich auch. Ziemlich viel sogar. Meist auf dem Notebook, dem Tablet und natürlich auf dem Kindle. Obwohl ich weder Computer noch Mikrofon an meinem Funkgerät hängen habe, bin ich keineswegs ein Computermuffel. 

Gerade habe ich ein neues Buch entdeckt. Es stammt aus der Feder von Chris Rutkowski NW6V und heisst "The CW way of Life." Es geht um "Learning Living and Loving Morse Code." Also einerseits um das Lebensgefühl eines Telegrafisten und andererseits wie man Morsen lernt. Rutkowsky hat eine interessante Geschichte zu erzählen und zeigt einen Weg auf, wie man Telegrafie lernen kann, der sich von den bisherigen Rezepten unterscheidet.

Dank Rutkowski weiss ich nun, dass ich das Morsen falsch gelernt habe. Ich habe es so gelernt, wie man seit 150 Jahren Telegrafisten ausbildet.  Ich wurde trainiert bzw. gedrillt, Morsezeichen möglichst fehlerfrei als Buchstaben auf Papier zu bringen; und umgekehrt beim Geben vom Blatt abzulesen und mit der Hand als Punkte und Striche wiederzugeben. Das war damals unabdingbar um die Morseprüfung zu bestehen. Das Gehirn wurde dabei in gewisser Weise kurzgeschlossen.

Doch was für Profi-Telegrafisten in Beruf und Militär eine Notwendigkeit ist, ist für den Amateurfunk nicht ideal. Denn man lernt dabei nicht, die Morsezeichen direkt im Kopf in Sprache umzuwandeln. Es wird vielmehr ein Reflex antrainiert. Die Punkte und Striche gehen vom Ohr direkt in die Hand und umgekehrt. Ein derart ausgebildeter Telegrafist muss erst lesen was er geschrieben hat, um die Botschaft zu verstehen. Er braucht sie auch nicht zu verstehen, er muss sie nur fehlerfrei an seinen Chef weiterleiten.

Damit Morsen aber richtig Spass macht, muss man es als Sprache verstehen, ohne es niederschreiben zu müssen. 

Das Buch von Rutkowsky (mit Versand aus den USA) ist teuer, oder wie wir hier sagen:  "Ca coûte la peau des fesses." Darum lese ich es auf dem Kindle.  

Mittwoch, 29. März 2023

Über mein neues Blog

 

Lieber Leser

Mein Name ist Anton und dies ist das letzte einer Reihe von Blogs, die ich in den vergangenen Jahrzehnten geschrieben habe. Irgendwann kam beim Schreiben immer der Moment, wo ich das Gefühl bekam, es sei Zeit, zu neuen Horizonten aufzubrechen und etwas Neues anzufangen. Das war auch diesmal der Fall – im März 2023. Mein letztes Blog ist hier zu finden und bleibt vorläufig weiter bestehen. Das vorletzte ist hier zu finden. Alle anderen sind im Nirwana des Internets verschwunden.

Ich bin inzwischen im Ruhestand und wohne zusammen mit meiner XYL in Charmey, einem Dorf im französischsprachigen Teil der Schweiz im Kanton Freiburg. Charmey liegt in einem Tal auf 900m über Meer am westlichen Alpenrand. Es ist eine Touristendestination mit einer Seilbahn, einem Thermalbad und einem kleinen See, umgeben von hohen Bergen. Wir wohnen also dort, wo andere Menschen Ferien machen. Übrigens in einem wunderschönen Naturpark, umgeben von SOTA-Gipfeln.

Neben meiner lebenslangen Passion, dem Amateurfunk, widme ich meine Zeit täglichen Wanderungen in der Natur und dem Schreiben und Lesen. Gerne verfolge ich aber auch die Entwicklung auf allen Gebieten der Technik und Naturwissenschaften und der Weltpolitik.

Meine Funkstation ist bescheiden und ich sende mit einer selbstgebauten Magnetloop-Antenne auf Kurzwelle. Ohne Mikrofon und Computer, ausschließlich in Morsetelegraphie. Nur im 2m und 70cm Band bin ich auch in Telefonie zu hören. Natürlich verfolge ich die Entwicklung und die Trends auf der ganzen Breite des Funks und insbesondere des Amateurfunks. Berichten werde ich hier aber hauptsächlich über die Sparten unseres Hobbys, die mich besonders interessieren: Selbstbau, Funkausbreitung, Morse-Telegraphie, QRP, Antennen, Lang- und Mittelwellen und Mikrowellen, Funkgeschichte. Aber zwischendurch werde ich auch über interessante Themen und Ereignisse berichten, die wenig oder nichts mit Funk zu tun haben.   

Alle Bilder in diesem Blog sind mein Eigentum und dürfen ohne meine schriftliche Einwilligung nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden. Das gilt auch für die Texte meines Blogs. Kommentare sind willkommen, solange sie mir und meinem Blog keine Probleme bringen. Bitte nur die neusten Beiträge kommentieren und nicht den Schnee von gestern, und denkt daran: Niemand ist gezwungen dieses Blog zu lesen.

vy 73 de Anton (Toni) HB9ASB

Dienstag, 28. März 2023

Der Z-Code

 


Im Funkverkehr mit Morse-Telegraphie werden viele Abkürzungen verwendet. Es ist für einen Newcomer manchmal schwieriger, all die Abkürzungen zu lernen, als das Morsealphabet. Für den Amateurfunk ist das aber nicht unbedingt notwendig. Kennt man ca. 20 der wichtigsten Q-Codes, die 5 wichtigsten Betriebsabkürzungen, sowie ein Repertoire von etwa 20 wichtigen Amateurfunkabkürzungen, die aus der englischen Sprache stammen, kommt man in einer Standardverbindung gut über die Runde. Für längere Gespräche ist die Verwendung von Klartext ohnehin sympathischer und gibt der Verbindung eine persönliche Note. 

Klartext-QSO's, wie solche Verbindungen genannt werden, sind aber wesentlich anspruchsvoller als Standardverbindungen, die einem bestimmten Schema folgen. 

Wer gerne an Telegrafie-Runden und Rundsprüchen mit mehreren Stationen teilnimmt, stösst schon bald auf eine Abkürzung, die weniger bekannt ist: ZAP. Offensichtlich kein Q-Code und auch nach intensivem Nachdenken keinem englischen Wort zuzuordnen. ZAP heisst: "Bitte bestätigen Sie den Empfang." ZAP ist eine Aufforderung zum Bestätigungsverkehr nach Rundsprüchen.

ZAP ist das wohl einzige Überbleibsel aus dem Z-Code. Dieser Code wurde im kommerziellen Funkverkehr gebraucht und umfasst eine riesige Menge an Abkürzungen (27 Seiten), die sich kein normaler Mensch merken kann. 

Montag, 27. März 2023

Der Zorn der Sonne



Unsere Sonne wird immer unruhiger. Sie ist schon voller Flecken und schleudert immer öfter riesige Protuberanzen ins Weltall. Die eruptiven Protuberanzen werden koronale Massenauswürfe genannt und stören das Magnetfeld der Erde. Der Funkverkehr bricht zusammen, Nordlichter erleuchten die Nacht.  Bisher hatten wir Glück. Die Erde wurde nicht vom Zorn der Sonne getroffen, wie das 1859 der Fall war. Damals gab es noch keine Elektronik und kein Internet, aber die Stromversorgung und die Telegrafenlinien wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen. Funken sprühten damals aus den Telegrafen und Transformatoren brannten durch. Der Ausbruch - als Carrington Ereignis bekannt - war so heftig, dass im Süden Europas und in der Karibik Nordlichter zu sehen waren. 

Doch am 12. März dieses Jahres schleuderte die Sonne eine riesige Ladung Teilchen ins All. Der Ausbruch war viel größer als 1859. Glücklicherweise nicht Richtung Erde. Hätte dieser koronale Massenauswurf (eng. CME) unsere Erde getroffen, wäre nicht nur unser Stromnetz, sondern auch sämtliche Elektronik geröstet worden. Das Internet mitsamt aller gespeicherten Daten wäre ausgelöscht worden. Nichts hätte mehr funktioniert. Wir wären mit einem Schlag ins Mittelalter zurückversetzt worden. Das darauf folgende Chaos hätte einen grossen Teil der Menschheit vernichtet. Vergleichbar mit einem nuklearen Weltkrieg.

Alle elf Jahre wird unsere Sonne unruhig. Und noch ist der derzeitige Höhepunkt nicht erreicht. Das Maximum wird für das Jahr 2025 prophezeit und im Moment übersteigt die Aktivität der Sonnenstürme die Prognosen bei weitem. 

Die vielen Krisen, die die Menschheit zurzeit heimsuchen, habe mit der Sonnenaktivität zu tun, wird gesagt. Unser ganzes Leben hängt von der Sonne ab. Wieso sollte sie nicht auch unsere Psyche beeinflussen?