Donnerstag, 30. November 2023

SSB mit und ohne Kompression

 


"Zusatzpaket" mit Glimmerkondensatoren, das meine Magnetloop auf 475.7 kHz in Resonanz bringt

Das Thema im letzten Blog war der Unterschied in der Verständlichkeit zwischen SSB und CW. Das hat zu einem interessanten Gedankenaustausch mit anderen OM und auch zu einigen Tests geführt. Unter anderem auch mit Peter HB9PJT. In seinem Kommentar zum Blog sagte er, dass nach seiner Erfahrung der Unterschied nicht bei 14dB sondern eher bei 7dB liege. Vorausgesetzt, der Frequenzgang des SSB-Senders sei optimal eingestellt und das Signal werde durch einen HF-Kompressor komprimiert. Peter hat mir SSB und CW Audio-Aufnahmen geschickt, die er via Web SDR gemacht hat, und die seine Ansicht bestätigen. Das Thema ist komplizierter, als es in manchen theoretischen Abhandlungen dargestellt wird.   

Ich werde in einem späteren Blog nochmals auf dieses interessante Thema zurückkommen. Doch diesmal möchte ich von der Kompression in SSB-Sendern schreiben. Ein Thema, über das ich schon in früheren Blogs geschrieben habe, und wo die Meinungen ebenfalls weit auseinandergehen.  

Viele OM vermeiden es, bei ihrem KW-Transceiver den Knopf "Comp" zu betätigen. Sie befürchten, ihre Modulation könne darunter leiden und sie könnten eventuell Splatter verursachen und die Funker in den benachbarten Kanälen stören. Viele sind auch der Meinung, dass Kompression nicht nur schädlich sei für das Signal, sondern auch nicht viel nütze. 

"Mein Transceiver bringt 100W PEP, ob mit oder ohne Kompression", wird argumentiert. Und als Zeuge wird die Nadel des SWR/Power-Meters aufgeführt: "Wenn ich ins Mikrofon pfeife oder "OOOLA" rufe, erreicht der Zeiger immer die 100 Watt Marke."

Doch darin steckt ein grundlegender Irrtum. Entscheidend für den Signal-Rauschabstand bei der Gegenstation, und interessanterweise auch für den Ausschlag des S-Meters, ist nicht die Spitzenleistung PEP, sondern die mittlere Sprechleistung. Und da gibt es enorme Unterschiede. Beim einen Transceiver pendelt die Nadel beim normalen Sprechen so um die 10 Watt Marke, beim anderen bewegt sie sich um die 30 Watt. Wattmeter auf "average" und nicht auch PEP, versteht sich. 

Natürlich ist das keine genaue Messung der mittleren Sprechleistung. Doch das Verhältnis von 2.5 bedeutet einen Unterschied von immerhin 4dB. Aber bei sorgfältiger Justierung liegt mehr drin. Mit den meisten modernen Transceivern sollte man mindestens 6dB erreichen können, wenn die Kompression eingeschaltet ist und der Mike-Gain aufgedreht wird. 

Doch wieviel Kompression und wieviel Mike-Gain braucht es, damit die Modulation noch als gut beurteilt wird? Was ist zuviel des Guten? Wie immer lautet die Antwort: "Das kommt darauf an." 

Es gibt Unterschiede zwischen den Herstellern und beim Alter des Transceivers. Ältere Sender benutzen NF Kompressoren oder einfache NF-Clipper, die Verzerrungen verursachen können. Daher kommt zum Teil auch der schlechte Ruf der Kompression. Neue Geräte mit digitaler Signalaufbereitung verwenden fortschrittliche Verfahren wie HF-Kompression oder CESSB wie beim Elecraft K4. Dieses Verfahren wurde von Hershberger im QEX vom November/Dezember 2014 vorgestellt.

Sprachkompression zur Erhöhung der Verständlichkeit ist nichts Neues und wird im kommerziellen Funkverkehr und beim Rundfunk schon seit Jahrzehnten verwendet. Denn die menschliche Sprache hat, abhängig von Sprache und Sprecher, einen hohen Dynamikumfang von ca. 10 bis 20dB zwischen mittlerer Sprechleistung und PEP. 

   Was mir in den letzten Jahren aufgefallen ist:

- ICOM Geräte lassen sich praktisch nicht übersteuern, sofern das Original-Mikrofon benutzt wird. Mein IC-9700 ist auf 100% Mike-Gain und auf Comp 6 eingestellt. Mein IC-7300 genau gleich. Beim IC-7700 sind Mike-Gain und Kompressionsregler auf Maximum. Ebenfalls beim 756 Pro3. Mikrofon-Abstand 2 bis 5cm. Die Modulation wird oft als sehr gut beurteilt. Der Talkpower ist mit diesen Einstellungen ca. 6dB böher gegenüber einer Einstellung ohne Kompression und Mike-Gain <50%. 

Diese Geräte lassen sich offenbar nicht übersteuern. Dafür sorgt die digitale Signalverarbeitung, bzw. die Software.

Transceiver anderer Marken und ältere Geräte sind ev. nicht so tolerant. Ich denke aber auch, dass andere Marken ev. mehr Kompression zulassen als die ICOM's.

So ist mir aufgefallen, dass der Yaesu FT-991 eine grössere mittlere Sprechleistung erreichen kann als der ICOM IC-7300. Ich habe hier darüber berichtet. Der FT-991 brachte bei mir 3dB mehr Talkpower!

Bedingung ist jedoch, dass der parametrische Equalizer optimal eingestellt wird. 

   

     

Samstag, 18. November 2023

Morsen ohne morsen zu können - DMX 40

 

Bild: Habe wieder mit meiner Lieblings-KI gespielt ;-)

Die Betriebsart Telegrafie ist im Aufwind. Besonders bei SOTA, POTA und anderen portablen Aktivitäten. Denn SSB in QRP-Betrieb ist mühsam und FT-8 zu beschränkt. Wie bescheuert muss man denn sein, um seinen Computer auf einen Berg zu schleppen und mit den Alpendohlen um die Wette zu zwitschern?

So betreten immer mehr OM das uralte "Neuland" mit dem Namen CW. Die älteste digitale Betriebsart.

Dass in Telegrafie auch noch dann kommuniziert werden kann, wenn SSB längst seinen Geist aufgibt, hat aber noch eine andere Kategorie OM gemerkt: die Prepper. 

Prepper präparieren sich für den Notfall. Am liebsten für den Doomsday. Andere nennen das einfach Notfunk. Doch für Funk in der Not ist FT-8 nicht geeignet. Da braucht es mehr Fleisch am Knochen. CW bietet punkto individuelle Botschaften mehr und braucht 14.3 dB weniger Power als SSB für den gleichen Effekt. Also 27x weniger Power. Sind viele Stationen gleichzeitig auf dem Band, ist die Bilanz noch positiver. Da CW weniger Platz braucht, kommt man sich auch weniger in die Quere und das bedeutet weniger QRM.

Doch CW hat einen Haken. Man muss Morsen lernen. Das ist mit Anstrengung und Schweiß verbunden und in einer Gesellschaft, in der man sich alles mit Geld kaufen kann, ein lästiges Hindernis.

Doch jetzt kommt Hoffnung auf:

Die Firma mit dem eindeutigen Namen Preppcom hat einen Transceiver erfunden, mit dem man morsen kann, ohne morsen zu können. Ja, liebe Prepper, ihr braucht nicht einmal das Morsealphabet zu kennen. Der Transceiver kennt es und das genügt. Die Wunderkiste heisst DMX-40 und verspricht kenntnislosen Morseverkehr. Sie arbeitet mit 3 bis 4.5 Watt - je nach Betriebsspannung - auf dem 40m Band und kommt natürlich aus dem Land, aus dem alle Wunderdinge kommen: den USA.

Einfach eine Tastatur anschließen und texten. Auf dem grossen Display erscheint dann die Antwort der Gegenstation. Sauber decodiert und ohne Strich und Faden. Wimo hat das Teil schon im Angebot. Für den Notfall.

Spoiler: auch der DMX 40 braucht leider eine Antenne.    


Freitag, 17. November 2023

ZS6BKW eine Wunderantenne?

 

Auf einer meiner täglichen Wanderungen entdeckt. Im Hintergrund "unser" EW am oberen Ende des Lac de Montsalvens. 

Was mich an Funkverbindungen interessiert sind natürlich die Rapporte der Gegenstationen. Sofern es sich um ehrliche Angaben und nicht um nichtssagende und daher im wahrsten Sinne des Wortes "wertlose" 59er bzw. 599er handelt. Aber ich möchte auch etwas über die Gerätschaften und vor allem die Antennen der OM erfahren mit denen ich funke. Ist es doch ein gewaltiger Unterschied, ob man mit einem Beam auf einem hohen Mast oder mit einer Mobilantenne am Balkongeländer sendet.

Bei FT-8 ist das nicht direkt möglich, aber dafür gibt es ja QRZ.com. Findet man nach einer FT-8 Verbindung jedoch keine Angaben über die Gegenstation im Web, hat die Verbindung für mich keinen Wert. Sie ist nutzlos. Je mehr ich über den anderen OM erfahre, desto wertvoller wird die Verbindung für mich. 

Die Qualität einer Funkverbindung liegt in ihrem Informationsgehalt.

Deshalb meide ich heutzutage die DX-Jagd. Auch das Anhäufen von Hunderten von Verbindungen innert kurzer Zeit, wie das auf FT-8 üblich scheint, dünkt mich wenig sinnbildend. 

Quantität hat im Funkverkehr wenig mit Qualität zu tun. Es sei denn man liebe es, sich in Contesten zu messen. Obwohl Funk-Wettbewerbe durchaus ihren Nutzen im Training eines Operateurs haben können und wohl auch im sportlichen Sinn Spaß machen, sind sie m.E. am nützlichsten auf seltenen und schwierigen Bändern wie im UKW und Mikrowellenbereich.

Doch zurück zum Thema: Die Antenne der Gegenstation interessiert mich am meisten. Da trifft man auf alle möglichen und unmöglichen Gebilde. Und in meinem Fall liegt auch ab und zu eine Verbindung zwischen zwei Magnetloop Antennen drin, was mich natürlich speziell freut.

Kürzlich hatte ich im 80m Band eine SSB-Verbindung quer über die Alpen hinweg ins Trentino mit einer speziellen Antennen Paarung. Bei mir die Indoor Magnetic Loop und bei Mauro IN3HUW eine Microvert auf dem Hausdach. Also eine Verbindung zwischen zwei Wunderantennen. Kaum zu glauben mit beidseitig 59!

Einer weiteren Wunderantenne, der ich ab und zu begegne, ist die ZS6BKW. Sie soll auf 6 bis 10 Bändern funktionieren wie Thilo auf seinem Blog schreibt. Sie ist auch im aktuellen Rothammel beschrieben (Seiten 290&291). Allerdings nur für fünf Kurzwellenbänder. Es handelt sich dabei um eine Abwandlung der G5RV. Sie soll besonders gut in 13m Höhe aufgespannt funktionieren. Aber auch in 7m Höhe sei sie noch gut brauchbar - gemäss Rothammel. In Thilos Blog, das die Entwicklungsgeschichte dieser Antenne eingehend beschreibt, wird sie Inverted V an einem 9,5m Mast aufgespannt, wobei die beiden Enden bis auf 2m über den Erdboden runterreichen.

Der Erfahrungsbericht von Thilo ist sehr umfassend und deckt die verschiedenen Variationen der ZS6BKW ab. Für Nachbauer dieser Platz sparenden Antenne eine gute Ausgangsbasis.  


Dienstag, 7. November 2023

Kiwis und andere Vögel

 

Bild erstellt mithilfe einer KI. "Blick ins Traumland" habe ich es genannt. Zwar hat die KI einiges zusammengesponnen oder falsch interpretiert. Aber im Grossen und Ganzen ist es so gekommen wie ich es mir ausgedacht habe.  

Kiwi steht nicht nur für einen flugunfähigen Vogel und eine Frucht, sondern auch für einen SDR-Empfänger der bei vielen OM im Einsatz steht. Der Empfänger ist ein Komplettpaket und benötigt keine vertieften IT-Kenntnisse. Am Internet angehängt, können in der Regel vier Besucher den Empfänger benutzen. Der KIWI empfängt das ganze Spektrum von 0-30 MHz. Es ist daher sinnvoll, ihn an eine aktive Breitbandantenne anzuschliessen. Zum Beispiel an eine Mini Whip oder einen Aktivloop. Wer alles einen KIWI zuhause hat, kann man auf dieser Karte sehen.

Doch nicht jeder SDR ist ein Kiwi. Zu dieser Sorte gehört zum Beispiel der SDR an der Universität in Twente, Holland. Er hört zwar ebenfalls von 0 bis 30 MHz aber hat Kapazität für viel mehr als bloss 4 gleichzeitige Besucher. Die meisten anderen SDR außerhalb der Kiwi Community hören nur bestimmte Bänder oder Bandabschnitte. Viele auch im VHF und UHF Bereich. Oft können diese öffentlichen SDR auch mehr Besucher gleichzeitig bedienen als ein Kiwi. Man findet diese SDR hier auf dieser Karte.

Frei zugängliche SDR sind eine tolle Sache. Für Antennenvergleiche oder Ausbreitungsversuche, oder einfach zum Reinhören an einem anderen Ort auf der Welt. 

Wer mehr über Kiwis und andere SDR erfahren möchte, sollte sich unbedingt das folgende Video anschauen. Da ist alles super im Detail erklärt. Deutsch und praxisorientiert:



 

Freitag, 3. November 2023

Memory Manager für den FT-991

 

Ein weiteres Bild, das ich mit einer AI entworfen habe: Alien Hotel

Der Yaesu FT-991A ist ein beliebtes Gerät. Eine komplette Station in einer Box. Er kann alle gängigen Modulationsarten von 160m bis 70cm. Was er leider nicht kann, ist das 4m Band. Er lässt sich auch nicht auf dieses modifizieren.

Nur der IC-7100 von ICOM, "das Pültchen" kann wirklich alle Bänder, inklusive dem 4m Band. Was ihm allerdings fehlt, ist eine Wasserfallanzeige. Ein wichtiges Tool um sich rasch einen Überblick zu verschaffen. Besonders auf den weniger bevölkerten Bändern. Trotzdem gehört das ca. 3 Jahre ältere "Pültchen" zu den beliebten Transceivern. Occasionen sind selten zu finden. Offenbar ist es ein Keeper.

Doch zurück zum FT-991A. Für ihn gibt es jetzt ein sehr nützliches Tool. Einen Memory Manager mit dem sich das Gerät programmieren und sogar fernbedienen lässt. Er wurde von F6ECN entwickelt und wird hier im Blog von Simone IW5EDI beschrieben