Bild oben: Fondue draussen in der Natur. Unten: Auf dem Weg von Auta Chia nach La Berra
Es gibt viele seltsame Hobbies. Ich gucke mir u.a. gerne Schaltpläne und Datenblätter an. Ich finde das spannend und beruhigend zugleich. Ich kaufe mir nie einen Transceiver, zu dem es kein Service-Manual und keinen Schaltplan gibt, und als erstes schraube ich bei einem neuen Gerät das Gehäuse auf und schaue in sein Inneres. Deformation professionelle? Nein! Schließlich bin ich Funkamateur.
Ganz besonders interessieren mich die Endstufen der Transceiver. Wie sind diese aufgebaut und welche Transistoren hat der Hersteller verwendet? Endstufen gehen ja ab und zu kaputt, was mir glücklicherweise bisher nur bei selbst gebauten passiert ist. Da lohnt sich ein Blick auf diesen Teil. Und dann stellt man sich natürlich auch die Frage: Könnte ich im schlimmsten Fall den Transistor austauschen? Ist der bei älteren Geräten überhaupt noch erhältlich und was kostet der?
Zurzeit steht auf meinem Stationstisch ein Icom IC-7700. Dessen 200 Watt Endstufe hat eine interessante Vergangenheit. In der ersten Serie werkelten darin zwei MOSFET Transistoren MRF150 des amerikanischen Herstellers MACOM. Macom macht gute Transistoren, die sich in vielen Geräten bewährt haben, doch die Endstufen des IC-7700 gingen immer wieder kaputt. Na ja, einige Funkamateure sind eben Spezialisten im Kaputtmachen von Endstufen. Icom ersetzte die zwei MRF150 dann durch einen MOSFET von STMicroelectronics, eines europäischen Herstellers mit Hauptsitz in Genf. Eingesetzt wurde ein STAC2942BW mit zwei MOSFET in einem einzigen Gehäuse. Ein enorm kräftiger Geselle, denn die Ingenieure gingen nun auf "Nummer Sicher": das Teil könnte auch spielend 350 Watt liefern anstatt nur 200 Watt und ist kaum umzubringen.
In der Regel sind die Entwickler bei Icom und Yaesu lieber auf der sicheren Seite und bauen in der Endstufe etwas Reserve ein. Beide verwendeten z.B. gerne den RD100HHF1 des japanischen Herstellers Mitsubishi. Natürlich mit zwei Stück in Push-Pull Schaltung. Schon ein einziger dieser Transistoren kann problemlos 100 Watt HF liefern.
Doch Transistoren für HF-Endstufen sind nicht billig. Und bei den "Volkstransceivern" von Yaesu und Icom sind die Entwickler etwas kostensensitiver vorgegangen.
So u.a. im Yaesu FTDX-10. Einem Hybridgerät, das mir gut gefällt. Im Handbuch steht dort auf Seite vier: "Der FTDX10 Leistungsverstärker nutzt ein Paar RD70HUP2-Transistoren in einer Push-Pull-HF-. Anordnung mit 100 Watt verzerrungsarmer ... " blablabla.
Stimmt leider nicht ganz. Es wird natürlich nur ein einziger RD70HUP2 Transistor benutzt. Der beinhaltet nämlich schon eine Push-Pull-Schaltung mit zwei Transistoren in seinem Gehäuse. Im FTDX-10 ist also nur ein "HUP2" drin. Aber das sind semantische Feinheiten.
Interessant wird es, wenn man das Datenblatt des RD70HUP2 anschaut. Der ist ein 70 Watt Transistor für VHF/UHF, wie schon seine Bezeichnung vermuten lässt. Die Ingenieure bei Yaesu haben offensichtlichn herausgefunden, dass sich aus dem Teil auf Kurzwelle auch 100 Watt rausquetschen lassen. Reserve ade!
Für die Entwickler bei Yaesu ist dieser Transistor übrigens kein Unbekannter. Wird doch praktisch der gleiche Transistor in allen Mobiltransceivern der FTM-Serie eingesetzt. Nur hat er dort die Bezeichnung RD70HUF2 und besitzt ein etwas anderes Gehäuse. Elektrisch sind beide Transistoren genau gleich. Der Unterschied liegt in der Art der Montage. Der "HUF2" wird teilw. verschraubt, der "HUP2" vollständig verlötet. Viel Vergnügen bei der Reparatur!
Zum Vergleich noch kurz ein Blick in den beliebten Yaesu FT-991A und den FTDX-101D: In beiden Transceivern werkeln noch je zwei Transistoren RD100HHF1, genauso wie im Icom IC-7610.
Natürlich werden die Transistoren immer besser und unsensibler gegenüber schlechter Anpassung. Ihr größter Feind ist jedoch die Wärme. In den kleinen VHF/UHF-Mobilgeräten sind sie besonders gefährdet. Wer einen Yaesu Mobiltransceiver der FTM-Serie besitzt, sollte darauf achten, dass das Teil cool bleibt.