Dienstag, 6. Juni 2023

Auf 4m geht die Post ab

 


Die Sporadic-Saison hat auch hier im Alpental voll eingeschlagen und zurzeit  kommt man vor lauter funken kaum zum schlafen. Das 6m Band ist von morgens früh bis abends spät immer in irgendeine Richtung offen. Die Bake CS5BLA im Süden Portugals (50.076) höre ich manchmal den ganzen Tag lang. Trotz all der Berge rundherum. Die 6m und 4m Wellen kümmern sich scheinbar nicht um so Nebensächlichkeiten wie Elevation und Fresnelzone.

Dabei ist meine Ausrüstung vergleichsweise bescheiden: Ein Zweifachdipol (Fan Dipole) mit je einem Armpaar für 6m und 4m aus Nyfaz-Kabel, im Giebel unters Dach getackert. Indoor versteht sich. Gemeinsam gespeist über ein paar Meter Aircell 7 von meinem IC-7300. 50 Watt im 6m Band und 25 Watt im 4m Band. Verluste eingerechnet, bin ich bei 4m +/- vermutlich in den hierzulande erlaubten 25W ERP.

Wer bisher nicht verstanden hat, wie sich der Amateurfunk gewandelt hat, begreift es vielleicht bei der Beobachtung der gegenwärtigen Sporadic Saison: CW und SSB sind zu Randerscheinungen geworden. Die Musik spielt in FT-8. Im 6m Band kommt man nicht nach mit gucken, so schnell rattert die Liste der decodierten Stationen am Auge vorbei. Der FT-8 Kanal quillt über vor Stationen. Saperlott, was für ein Tohu Wa Bohu! Nicht nur aus ganz Europa. Dazwischen, wie im Sandwich eingeklemmt, findet man Stationen aus Nord- und Südamerika, der Karibik und Afrika. 

Nun habe auch ich die Taste zur Seite gelegt und den Computer angeschnallt. Wenn es nur darum geht, eine Verbindung zustande zu bringen, ist FT-8 die beste Wahl. Aber das habe ich ja bereits hier erklärt. Man muss für FT-8 weder Morsen noch Sprachen können und keiner macht dich dumm an, wenn du dich dumm anstellst. Und wie mein Bespiele beweist, sind die Ansprüche an Funker, Station und Antenne minimal. Kurz: FT-8 funktioniert auch noch mit einer nassen Zündschnur.

Take it or leave it: FT-8 ist nicht das Ende des Amateurfunks. Aber auch nicht die Zukunft. Es ist schlicht und einfach die Gegenwart. Ob es einem passt oder nicht. 

Besonders spannend ist die Sporadic Saison dieses Jahr, weil das Magic Band einen kleinen Bruder bekommen hat: das 4m Band. Normalerweise ist dort nichts bis gar nichts los, obwohl es ein interessantes Band für lokale Verbindungen wäre. Doch die sporadischen Wolken ionisierten Gases, die zurzeit über die nördliche Halbkugel geistern, haben es aus seiner Totenstarre erweckt. Es steht dem 6m Band nicht viel nach. Der Fachmann staunt und der Laie wundert sich. Sogar Stationen aus dem entfernten Ecuador und der Dominikanischen Republik waren bei mir zu hören. 

Aber ich will euch hier nicht mit meinen "Heldentaten" auf dem 4m Band langweilen, das kann ich dann auf dem lokalen 2m Kanal tun. Doch ein Erlebnis war außergewöhnlich für einen Alpentalbewohner: Plötzlich hatte ich nämlich auf dem 4m Band ein regelrechtes Pile-Up an der Backe, wie es wohl nur DX-Peditionäre auf seltenen Inseln erleben: Aus Nordrhein-Westfalen. Eine Es Wolke stand offenbar gerade am richtigen Ort um die Freiburger Voralpen mit dem Ruhrgebiet zu verbinden. Ich möchte mich an dieser Stelle bei all den deutschen Funkkollegen entschuldigen, die nicht zum Zuge gekommen sind.

Zum Schluss aber doch noch ein nützlicher Tipp für alle, die am Sporadic Geschehen teilhaben möchten. Hier auf dieser Seite sieht man in Echtzeit, was in Europa an Sporadic im 10, 6, 4 und 2m Band gerade läuft. Ein ausgezeichnetes Tool für den geneigten Funkamateur.             

 

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