Dienstag, 5. September 2023

Was zum Geier ist WSPR?

 




Bartgeier: mit bis zu 2.9m Flügelspannweite der grösste Vogel, denn man hier in den Alpen beobachten kann.

FT-8 ist heutzutage die dominierende Betriebsart im Amateurfunk. Sie hat SSB und CW zu einem grossen Teil verdrängt. Das geht so weit, dass man glaubt, dass die Ausbreitungsbedingungen miserabel sind, weil auf dem Band nichts zu hören ist. Bis man dann auf den FT-8 Kanal stößt: fröhlich zwitschern die FT-8 Signale um die Wette. Ganz besonders ist mir das bei der diesjährigen Es-Saison aufgefallen. Ohne FT-8 hätte ich oft gar nicht bemerkt, das das 6m Band offen ist. Beim neuen 4m Band war es noch ausgeprägter. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich in SSB oder CW innert der wenigen Stunden, die ich QRV war, 23 Länder hätte erreichen können. Und das nur mit einem auf den Dachbalken genagelten Drahtdipol und 20W. FT-8 ist für den Sporadic-E Funker ein Segen.

Aber auch auf KW hat sich die DX-Landschaft dank Joe Taylor dramatisch verändert. Wenn nicht gerade ein Contest läuft, findet man wieder Platz, um ein längeres Gespräch in SSB zu führen oder zu telegrafieren.  

Für FT-8 braucht es keinen guten Standort mit Platz für grosse Alugebilde und lange Drähte. Die teure Kilowatt Endstufe kann man sich auch abschminken. FT-8 ist eine QRP-Betriebsart. Sprachkenntnisse braucht es auch keine und man läuft nicht die Gefahr von Bandpolizisten und Besserwissern dumm angemacht zu werden.

Aber es gibt eine Betriebsart, die noch besser ist und weitere zusätzliche Vorteile bietet. Sie heisst WSPR und ist im Digitalpaket von WSJT-X enthalten. WSPR, gesprochen "Whisper" (Flüstern) ist nochmals effizienter als FT-8 - d.h. etwa 10 mal empfindlicher. Man braucht noch weniger Leistung und Antennenpower um ferne Stationen zu erreichen. Zudem sind viele der Stationen, mit denen man eine Verbindung herstellen kann, rund um die Uhr QRV. Auch braucht man während dem "QSO" nicht unbedingt an der Station zu sitzen. Der Computer macht seinen Job auch ohne Funker. Ja, ich weiss: Um eine unbediente Station zu betreiben, braucht es ein Bewilligung. Der Funker muss vor dem Sender sitzen und diesen kontrollieren können. Doch wie bei vielen Dingen im Leben gilt auch hier das Rumpelstilzchen-Prinzip: "Ach wie gut, dass niemand weiss, dass ich Rumpelstilzchen heiss." 

WSPR ist die ideale Betriebsart für den introvertierten Funkamateur. Dieser braucht sich nämlich nicht mit Stationen herum zuschlagen, die ihm auf seine Aussendungen antworten. Die Antworten treffen nämlich alle automatisch ein: über den heimischen Computer. Man kriegt auch nicht unverlangt diese Pappkärtchen, QSL genannt. Und trotzdem kann man sich an den vielen Verbindungen und dem DX freuen und interessante Weltkarten ausdrucken, welche diese Verbindungen dokumentieren.

Aber es macht nicht nur Spaß zu testen, wie weit man mit seiner QRP Station kommt. WSPR ist auch die ideale Betriebsart, um Antennenvergleiche anzustellen. "Ist jetzt die Magnetloop besser oder die T2FD?" Man stört dabei niemand und muss auch keine CQ-Rufe absetzen, auf die jemand antworten könnte. 

 

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