Bietschhorn 3934m, HB/VS-035
Ab und zu braucht man auch Ferien von den Ferien. Im September habe ich deshalb mein QTH für ein paar Wochen von Charmey ins Lötschental verschoben. Von einen Alpental ins andere. Von 900m auf 2000m. Von einer Touristendestination in eine andere.
Funktechnisch blieben die Bedingungen gleich. Anstatt die 2000er der Freiburger Voralpen, umringten mich auf der Lauchernalp die 3000er und 4000er der Walliser Alpen. Wie bereits an meinem Dauerferien-QTH war deshalb auch auf der Lauchernalp NVIS angesagt. QRP in CW auf 40 und 80m. Für das 40m Band begleitete mich der QCX+ Bausatz von QRP-Labs und für das 80m Band ein Eigenbau. Hier ist das ungleiche QRP-Duo zusammen zu sehen.
Als Antenne dienten 20m Draht in nur 4m Höhe über felsigem Grund. Also eine Viertelwelle für das 80m Band und eine Halbwelle (Endfed!) für das 40m Band. Um die sehr unterschiedlichen Anpassungen zu meistern (low Z vs. Hi Z), kam meine Mikro-Matchbox mit. Und mit ihr auch die Probleme. Offenbar hatte ich bei der Qualitätskontrolle dieses Selbstbaus versagt. Die eingebaute Stehwellen-Messbrücke funktionierte nicht. Keine Chance das SWR zu messen! Es blieb nichts anderes übrig, als die Antenne nach Gehör (maximales Rauschen) und nach Gutdünken abzustimmen. SWR unbekannt. Doch trotz der intensiven Abstimmversuche haben die Endstufen der beiden Geräte überlebt. Und ob SWR 1:3 oder 1:10, jeden Abend gelangen mir QSO's auf NVIS Distanzen, das heisst bis etwa 700km. Am späteren Nachmittag im 40m Band und bei Dunkelheit im 80m Band. Wieder zurück in Charmey habe ich natürlich sofort nach dem Fehler gesucht und ihn gefunden: Die SWR-Brücke hatte keine richtige Masseverbindung. Offenbar hatte ich SWR-Brücke und Tuner separat getestet und nach dem Zusammenbau auf eine Endkontrolle verzichtet. Hätte ich doch bloss einen Antennenanalyzer dabei gehabt!
Einen Tag vor unserer Abreise erlebte das Lötschental eine Hochwasserkatastrophe. Viele Brücken wurden dabei zerstört, die Trinkwasser- und Stromversorgung in Mitleidenschaft gezogen. Glücklicherweise war die Lauchernalp noch mit der Seilbahn erreichbar.
Da denkt man dann unwillkürlich an den Notfunk. Allerdings hatte ich bloss ein kleines Steckernetzteil und keinen Akku dabei. Also Notfunk untauglich. Doch die Behörden waren sehr gut organisiert. Ich weiss nicht, was da ein paar Amateurfunker hätten helfen können.
Kürzlich wurde ja in der Schweiz ein so genannter Notfunk-Contest durchgeführt. Ein lustiges Spiel, bei dem jeweils die Postleitzahl des QTH's ausgetauscht wurde. Damit sollte die Notfunktauglichkeit der Schweizer Funkamateure überprüft werden, wie es im Reglement heisst. Die Übung erfolgte im 80m Band in SSB sowie im 2m und 70cm Band in FM und SSB. Insbesondere auch über Relaisstationen. Natürlich mussten die beteiligten Stationen unabhängig vom Stromnetz betrieben werden.
Irgendwie kommt mir das Ganz etwas halbbacken vor.
- Telegrafie wurde ausgeschlossen. Sie wird offenbar von den Organisatoren als nicht Notfunk tauglich beurteilt. Gute Telegrafisten können Telegramme in sehr kurzer Zeit effizient übermitteln. Sie brauchen dazu nur einen Bruchteil der Leitung von SSB Stationen. Und sind vermutlichn schneller als die SSB Funker die alles mühsam durchs QRM brösmeln müssen.
- Die Beschränkung auf das 80m Band ist total praxisfern. Bei NVIS Betrieb muss die Wahl des geeigneten Betriebsbandes frei sein. Je nach Tages und Jahreszeit und Sonnenzyklus. Die NVIS-Bänder sind 160, 80, 60 und 40m. Im gegenwärtigen Sonnenzyklus und im Sommer ist ein Betrieb im 80m Band tagsüber schwierig. 40m wäre z.Z. die Wahl der Profis. Bei Bedarf fragt mal bei der Armee nach, die wissen wie das geht. Ach was reg' ich mich denn auf? Es ist immer wieder erstaunlich wie wenig Funkamateure hierzulande über Wellenausbreitung wissen. Wird das denn nicht geprüft?
- Dass für 70cm als Direktfrequenz 433.525 MHz angegeben wird, ist ein Witz. Das 70cm Band von 433,05 bis 434.79 MHz ist ein ISM-Band und deshalb voller Störungen. Für den Amateurfunk ist dieser Teil des 70cm Bandes zumindest in urbanen Gegenden unbrauchbar. Liebe Reglementeschreiber. Stellt doch mal den Transceiver auf 433.500 MHz und lasst den Wasserfall laufen. Dann seht ihr, was ich meine. Oder guckt mal in den nationalen Frequenzplan des BAKOM. Aber das Problem liegt wohl noch eine Schicht tiefer. Schon die Bandplaner haben das ISM-Band nicht berücksichtigt. Sie haben die FM Direktfrequenzen genau in diesen Bandabschnitt gelegt. Diese Theoretiker.
Hi hi Anton, die Reglementschreiber sind alte Hasen, die sollten trotz Not-Funk Träumereien schon noch etwas von Ausbreitung verstehen. Die Reglemente-OM haben mit Sicherheit vor über 50ig Jahren ihre Lizenz erhalten, da wusste und konnte man alles besser als heute!
AntwortenLöschenNotfunk... eine Welt der Begeisterten! :-)
AntwortenLöschenIch liebe den Funkbetrieb über NVIS. Gerade in den Abendstunden geht hier und da das 80m-Band etwas auf und man hört starke Signale. Doch wenn man mal in die Gärten der meisten Funkfreunde schaut, dann haben die Wenigsten optimal aufgehängte 80m- oder 160m-Antennen. Somit gelebtes NVIS!
Gruß Stefan, DL8SFZ