Blick vom Col des Jognins (1343m) auf die drei SOTA-Gipfel Dent du Bourgo (links) Dent du Chamois (Mitte) und Dent de Broc (rechts).
Eine Yagi ist ein tolles Teil. In vielen Fällen leider etwas sperrig. Wie schön wäre es, wenn man ihr einfach die Hälfte der "Flügel" stutzen könnte? Dann könnte man ein solches Teil auch vertikal für FM-Betrieb einsetzen. Zum Beispiel im 2m Band! Man stellt die Antenne in eine leere Bierflasche im Bergrestaurant und ist QRV.
Gedacht getan, und schon entstand ein Gebilde, das in Englisch "Fork Antenna", also Gabelantenne, genannt wird. In einem Artikel im "Old Man" 5/1976 wurde sie von ihrem Erfinder Erwin Schlatter HB9RU vorgestellt. Erfinder ist vielleicht nicht ganz richtig. Entdecker wäre wohl treffenderer. Denn Erwin wurde von Bert W. Matthews W5OME inspiriert, der die Hälfte eines 10m Beams auf sein Auto montiert hatte.
Ein interessantes und etwas verwirrendes Detail ist, dass bei der Konstruktion von HB9RU der Strahler länger ist als der Reflektor. Doch das änderte sich: Zwei Jahre später erschien im "Old Man" 1/1978 ein Bericht von Eduard Bosshard HB9MTN, der den HB9RU-Beam weiter entwickelte. Seine Abmessungen sind anders und der Strahler ist kürzer als der Reflektor. Alo so, wie es bei einem Beam eigentlich sein sollte. Doch der neue HB9RU/HB9MTN-Beam hatte einen entscheidenden Makel.
Aus den Richtdiagrammen von Eduard ersieht man das Problem, das den modifizierten HB9RU Beam plagt. Sein Richtdiagramm schielt in den Himmel und ist stark abhängig von der Aufbauhöhe.
Vor 45 Jahren stand bei den meisten Funkamateuren noch kein Computer im Shack. Programme zur Antennensimulation kannten nur die Profis. Den Funkamateuren blieb nichts anderes übrig, als ihre Ideen einfach auszuprobieren. So sind viele Antennen entstanden, die noch heute verwendet werden und Eingang in den "Rothammel" gefunden haben.
Heutzutage wird eine Antenne oft mit einem Simulationsprogramm wie EZNEC, 4NEC2 oder MMANA-GAL auf einem Computer simuliert, bevor man sie baut. Eine bewährte Methode um sich vor Enttäuschungen und unnötigen Antennenleichen zu schützen.
An der Hamradio 2022 hat Martin Steyer DK7ZB in einem Vortrag unter anderen den HB9RU Beam analysiert. Und zwar mit den ursprünglichen Abmessungen von HB9RU. Also die Variante mit dem langen Strahler. Das Resultat der Simulation ist enttäuschend. Sie ergab einen Gewinn von -0.27dBd.
Aus der Stromverteilung auf der Antenne ist denn auch ersichtlich, wieso der Gewinn so bescheiden ist, und man sieht auch, wieso die Antenne stark von der Aufbauhöhe abhängig ist und in den Himmel schielt: Strom fließt nämlich nicht nur in den vertikalen Elementen, sondern auch auf dem Boom, dem Antennenträger. Das heisst: auch der Boom strahlt und trägt zum kuriosen Richtdiagramm bei.
Martin hat dieses Verhalten zwar in einer modifizierten Version versucht zu verbessern. Doch der neu in der Simulation erzielte Gewinn von 3.88 dBd ist nicht berauschend und das Elevations-Diagramm ist "schräg". Zum Vergleich: eine HB9CV soll einen Gewinn von ca. 4.2dBd aufweisen. Sie ist kürzer, leichter und das Richtdiagramm ist sauber. Kein Wunder, dass die HB9CV die beliebteste UKW Portabelantenne ist. Zumal sie auch in horizontaler Polarisation zu gebrauchen ist.
Auch der HB9RU-Beam hat Eingang gefunden in den Rothammel. Dort findet man die beiden Versionen: die mit dem langen Strahler für Kurzwelle. Sein Strahler ist isoliert montiert und wird mit einem Kondensator elektrisch verkürzt. Die 2m Version wird im Rothammel mit einem Viertelwellenstrahler abgebildet.
Hallo Anton
AntwortenLöschenIch hatte mir auch schon Gedanken gemacht betreffend dem RU Beam. Das Problem ist doch bei Lambda/4 Stäben der Strombauch. Im Gegensatz zu Lambda/2 neutralisiert sich der Strom nicht mehr in der Mitte der Stäbe sondern fliesst über die Befestigung der Elemente und über das Boomrohr und es entsteht ein undefiniertes Gebilde. Dieser "Beam" würde funktionieren auf einem Blechflachdach unter der Bedingung, dass Strahler, Reflektor und Direktor direkt mit dem Blech des Daches verbunden wären. Der Strahler über einen Match mit dem Koax verbunden wäre und der Koaxmantel ebenfalls kurz mit dem Blech kontaktiert wäre. Da würde ich eine Chance sehen, dass das Gebilde funktioniert. Ein Beam mit Lambda/2 Stäben (natürlich Längen optimiert für Strahler, Reflektor und Direktor) würde auch mit einem Boomrohr aus Kunststoff funktionieren. Das Gebilde nach RU hingegen in keinster Weise.
Habe meinen Namen noch vergessen
AntwortenLöschen73 Erhard HB9CIZ