Meine Antennen befinden sich nicht draussen in der Natur, sondern im Shack (Magnetloop) und in unmittelbarer Nähe (2m Yagi vor dem Shackfenster). Trotzdem sind Störungen selten. Alle meine elektronischen Geräte sind immun gegen die Hochfrequenzfelder in unmittelbarer Nähe. Kein Computer der spinnt, keine Wetterstation, die Amok läuft. Und das ist keine Einbahnstraße: Mein Computer und die vielen Schaltnetzteile stören auch nicht meinen Funkempfang. Woran liegt das? Was habe ich getan?
Ich denke, das liegt daran, dass ich alles verdrosselt und vernagelt habe.
Jede Leitung, ob HF oder NF, ist üppig mit Drosseln bestückt. Vom USB-Kabel über die Lautsprecherlitze zum Antennenkabel, alles ist mehrfach mit Ferritkernen versehen. Kein Meter ist ohne. Denn jeder Leiter im Shack ist zugleich eine Antenne, die senden und empfangen kann. Gleich ob du ein Drahtverhau oder eine "schön" anzusehende Anlage betreibst. Wobei ich das Drahtverhau vorziehe, denn alle Leitungen im Shack sollten so kurz wie möglich sein: Kurze Leitung = kurze Antenne!
Besser noch als kurze Verbindungen sind gar keine Verbindungen. Mikrowellen sind weniger störanfällig als Kabel und Drähte. Daher ist WLAN besser als das Ethernetkabel im Shack. Letztere hat bei mir nichts zu suchen.
Über Gleichtaktstörungen und Mantelwellensperren gibt es Stunden füllende Vorträge und gescheite Artikel. Eine sehr gute Doku zu dieser Thematik kommt aus der Bäckerei von DF1BT. Mehr braucht man nicht zu wissen.
Mantelwellensperren sind nichts anderes als Drosseln: Spulen, die hohen Frequenzen einen hohen Widerstand entgegensetzen und tiefe Frequenzen möglichst unbehelligt lassen.
Meine Drosseln bestehen aus Klappferriten, die einfach auf ein Kabel geklippt werden und aus Ringkernen. Wer gerne tiefer taucht, kann hier nachlesen. Was man unbedingt wissen muss ist folgendes:
- Der HF-Widerstand einer Drossel hängt vom Ferritmaterial ab und von der Anzahl Windungen.
- Jeder Durchgang durch einen Ringkern oder einen Klappferrit entspricht einer Windung. Die Induktivität und damit der HF-Widerstand steigt mit dem Quadrat der Windungszahl. Zwei Windungen sind viermal besser als eine einzige. Vier bringen einen sechzehnmal höheren Widerstand als eine.
- Klappferrite sind hauptsächlich für UKW geeignet. Die Kurzwelle braucht eine stärkere Medizin: Ringkerne. Ich bevorzuge dabei das Material N30 von TDK (ex EPCOS) bzw. Ferroxcube. Dieses Material hat einen sehr hohen AL Wert. Das sind nH pro Quadratwindung. Diese Ringkerne gibt es in verschiedenen Grössen. Sie sind oft blau gefärbt und die Preise sind je nach Lieferant unterschiedlich. Einfach nach "Ringkern N30" googeln und man wird fündig.
Ich beschäftige Heerscharen von Ferriten in meinem Shack. Nach dem Prinzip "Nützt es nichts, so schadet es nichts". Es gibt keinen Meter Kabel, auf dem kein Ferritkern zu finden ist. Nicht nur auf Koaxialkabeln, sondern z.B. auch auf USB-, Mikrofon-, Lautsprecher- Verbindungen usw. Ganz wichtig: Alle Netzkabel und alle Niederspannungskabel (12V) sind ebenfalls verdrosselt. Die 220V Versorgung des Shacks läuft dazu noch über ein Netzfilter. Zusätzliche Netzfilter befinden sich auch in allen selbst gebauten Netzteilen. Alle Ladegeräte (Schaltnetzteile!) haben selbstverständlich ebenfalls Drosseln unmittelbar am Ausgang. Doch diese Massnahmen gehen natürlich über meinen Shack hinaus. Ob Fernseher oder WLAN Router: jedem Teil seine Drossel. Als Präventivmaßnahme und nicht erst, nachdem mühsam nach einem Störer gesucht werden musste, oder nachdem der Fernseher, Router oder die Stereoanlage spinnt.
Wer über ein Messgerät für Induktivitäten verfügt, kann sich gut ein Bild über die Wirkung von solchen Drosseln machen und ist auch in der Lage, unbekannte Kerne auszumessen, die aus ausgeschlachteten Geräten stammen. Viele davon lassen sich auch im Shack bei der Verdrosselung einsetzen. Ich benutze dazu das DE-5000 und ein altes Gerät von AADE.
Wohw mein Wunsch ging in Erfüllung. Danke für den Blog, welchen ich ausdrucken und zu meinen Anleitungen legen werde.
AntwortenLöschen73 de HB9RNS
Lieber Anton,
AntwortenLöschenvielen Dank für diese Tipps! Mich als Hochhaus-Bewohner plagt das QRM nämlich ebenfalls und da ist es gut zu wissen, dass meine Handvoll Klappferrite vielleicht einfach nur zu dürftig ist.
Welche Kabel verwendest Du eigentlich in Deinem Shack und als Zuleitung zu Deinen Antennen? Auf der Seite
https://bonito.net/hamradio/warum-sogar-gute-antennen-gute-koaxkabel-brauchen-update-2019/
wird recht anschaulich geschildert, dass man RG58 (und übrigens auch RG213 & Co.) schon alleine aufgrund der schlechten Schirmdämpfung nicht mehr verwenden sollte – ganz unabhängig von seinen sonstigen Eigenschaften.
73 de DC4AC