Donnerstag, 24. April 2025

ICOM IC-718: ein alter Bekannter taucht wieder auf

 

Bild: Stockhorn vom Jaunpass aus. HB/BE-103.

Der Icom IC-718 war bisher der günstigste Kurzwellentransceiver im ICOM-Sortiment. Doch nach 25 Jahren war er schon längst aus der Zeit gefallen. Ein klassischer Doppelsuper mit Quarzfiltern, ohne die Errungenschaften der modernen SDR-Geräte. Doch anstatt still und leise aus dem Angebot zu verschwinden, wurde dieser Klassiker jetzt neu aufgelegt, wie auf der europäischen Icom-Seite zu sehen ist. Alter Wein in neuen Schläuchen? Oder eine Antwort auf den bisher günstigsten 100W KW-Transceiver, den Yaesu FT-891?

Der neue 718er kommt im gleichen Gehäuse und mit der gleichen Bedienung daher wie der Alte. Das Gerät hat wiederum den bekannten Frontlautsprecher. Ein Feature das neben dem 718er nur der IC-7200 hatte. Ein interessantes Gerät, das leider sang- und klanglos aus dem Angebot verschwunden ist. Wenn schon eine eine Auferstehung: wäre es nicht gescheiter gewesen, den 7200er wieder auferstehen zu lassen?

Denn der "neue" IC-718 scheint nicht ganz ausgegoren zu sein. Noise Blanker und Notch Filter gibt es angeblich nur für das USA-Model und einen USB-Anschluss sucht man vergebens. FT-8, das heute gut die Hälfte des Amateurfunk-Verkehrs ausmacht, ist nur mit einem Zusatzmodem möglich. Und so fragt man sich, für welchen Kundenkreis dieses Gerät gedacht wurde. Vielleicht in erster Linie gar nicht für den Amateurfunk?

Der Preis ist mit 918 Euro in DL nicht besonders attraktiv. Der FT-891 kostet bei Wimo 699 Euro. Und der ist nicht nur kleiner sondern hat auch einen USB-Anschluss. Wenn ich in einem Segelboot auf den Weltmeeren unterwegs wäre, würde ich lieber den FT-891 einbauen.

Interessant ist übrigens, dass ein FPGA (Field programmable gate array) in der Werbung als Top Merkmal hervorgehoben wird. Damit sind zusätzlich Quarzfilter Geschichte. Allerdings sagt das wenig bis nichts über die Architektur des Empfängers aus. Es handelt sich aber offenbar nach wie vor um einen klassischen Doppelsuper. Jedoch mit einer nachfolgenden digitalen Signalverarbeitung. Ein Schritt zurück gegenüber den direkt abtastenden SDR mit einem A/D-Wandler im Frontend.

Das muss kein Rückschritt sein, mal abgesehen von der fehlenden Wasserfallanzeige. Vielleicht ist damit der "neue" IC-718 besser vom Overload des A/D-Wandlers geschützt als ein reiner SDR wie z.B. der IC-7300? 

       

Mittwoch, 9. April 2025

Windows und ein Sack voller Ziegel

 

Bild: unterwegs mit Raupen

Auch in meiner Funkbude werkelte bis vor kurzem noch ein Computer mit Windows 10. Alt war der Lenovo Laptop nicht, auf jeden Fall jünger als ich. Trotzdem weigerte er sich auf Win 11 updaten zu lassen. Sein Prozessor sei zu alt, meinte Microsoft. Einziges Hindernis war der Prozessor, ein i5-7200U.

Nun habe ich mir zähneknirschend einen neuen Laptop gekauft. Einen Medion mit einem Prozessor Ultra 5 125H, 16GB RAM und 512 GB SSD. Keine Rennmaschine, aber ich spiele ja nicht am PC. 

Win 11 läuft zufriedenstellend, doch beindruckt bin ich nicht. Das Betriebssystem scheint mir mit unnötigem Zeug überladen zu sein. Obwohl ich viel davon abgeschaltet habe, ist die Maschine kaum schneller als mein alter Computer.

Die alte Maschine zu entsorgen, brachte ich nicht übers Herz. Also habe ich Win 10 durch das Betriebssystem Chrom OS Flex ersetzt. Und siehe da: Der Alte läuft nun wie der Blitz und ist schneller als der neuen PC mit Win11. Zwar laufen auf diesem OS nicht alle meine Amateurfunk-Programme, doch Lesen, Schreiben, Surfen, Banking geht sehr gut. Und da ich auch auf Windows mit dem Chrome Browser arbeite, war die Einarbeitungszeit gleich Null.

Nun wird vermutlich auch meine XYL ihren PC mit dem gleichen Medion Model ersetzen. Es ist praktisch, nur eine Sorte im Haus zu haben und ein Akt der Gleichberechtigung ;-) Das betrifft bei uns übrigens auch Tablet, Handy und E-Reader.

Auch ihr alter PC wird dann nicht entsorgt, sondern rezykliert. Wir denken daran diesmal eine Linux Distribution zu installieren.

Im übrigen habe ich mit dem kleinen QMX ein erstes CW-QSO gemacht. Mit Namal, M7NML in Bristol. Auch er arbeitet mit einer QRP Station. Ich bin begeistert von dem kleinen Transceiver und vermutlich wird mein Stations-Transceiver in der nächsten Zeit etwas arbeitslos. Und nein, das Leben ist nicht zu kurz für QRP. Meiner Ansicht nach ist es bloss zu kurz für FT8.

Ich hoffe, liebe Leser, dass es euch allen gut geht und ihr nicht allzu viel an der Börse verloren habt - oder gar in diesem Pyramidenspiel, Krypto genannt. Natürlich verfolge ich jeden Tag die spannende Entwicklung des amerikanischen Experiments. Der orange Elefant hat mit seiner Chaostruppe im Porzellanladen des Welthandels schon erstaunlich viel Geschirr zerschlagen. Das wird sich nicht mehr zusammenkleben lassen. Wenn es nicht so tragisch wäre, könnte man darüber lachen.

Wie zum Beispiel über die Geschichte von Peter Navarro, der dem Orangen den Floh mit den Zöllen ins Ohr gesetzt hat. Er hat sich dabei immer wieder auf einen Top-Ökonomen berufen mit dem Namen Ron Vara. Jetzt hat sich herausgestellt, dass es diesen Ron Vara gar nicht gibt und ihn Novarra erfunden hat. Offensichtlich ein Anagramm seines Namens. Navarro hat übrigens einen Doktortitel der Harvard Universität. Was wieder einmal beweist, dass auch ein Doktortitel nicht vor Dummheit schützt.

Immerhin scheint es nun auch Elon Musk zu dämmern. Hat er doch Navarro als dümmer als ein Sack Ziegel genannt. Das macht mir den Elon fast wieder sympathisch. Trotzdem kaufe ich keinen Tesla. Mir fehlt in dieser Karre immer noch der Tacho.

Weniger lustig ist die Geschichte eines Amerikaners, der von der Strasse weg von Geheimpolizisten abgeführt und ohne Anklage und ohne Anwalt direkt ins Höllengefängnis nach El Salvador verfrachtet wurde. Ein Versehen, wie es hiess, doch zurückholen will man den Mann nicht.  

Ups, nachdem ich dieses Blog nun veröffentlicht habe, werde ich wohl besser nicht mehr in die USA reisen. So verrückt bin ich nun doch wieder nicht.  


Montag, 7. April 2025

QMX - ein Winzling für CW und Digital im Selbstbau

 

Bild: noch ist es kalt im Alpental, doch der Winter ist auf dem Rückzug

Wenn ich nichts zum Löten und keine Spulen zum Wickeln habe, werde ich mit der Zeit rumpelsurig. So habe ich mir bei Hans Summers von QRP-Labs einen QMX Kit bestellt. Ein winziger QRP Transceiver für CW und Digitalmodi in der Grösse einer Zigarettenschachtel. Lange schon hatte ich das Teil im Visier und immer wieder gezögert. Doch mit der Zeit ging die Kadenz der Firmware-Updates zurück und die meisten Hardware-Probleme schienen gelöst zu sein. Die Print Version Nummer 4 stand nun im Shop zur Verfügung. So habe ich denn schliesslich den Schritt gewagt und mir die Version mit den Bändern 80/60/40/30/20m bestellt.

Der Kit kam rasch aus der Türkei ins Alpental und eine Eingangskontrolle förderte nur einen zerbrochenen Ringkern zu Tage, einen roten T50-2. 

Wieso der Kern trotz guter Verpackung in Bruchstücken ankam, ist mir ein Rätsel. Doch ein Problem war es nicht, denn Ersatz gab es in meinem Fundus. So ging ich denn mit neu erwecktem Bastelfieber ans Löten und Spulenwickeln.

Alle SMD-Teile, also alle die vielen "Tausendfüssler" und "Sandkörner" sind schon bestückt und müssen nicht selbst gelötet werden. Nur einige bedrahtete Kondensatoren und Dioden, sowie die mechanischen Komponenten (Stecker, Verbindungsteile) gilt es noch einzulöten. Und natürlich die winzigen Spulen und Transformatoren, die man selber wickeln muss.

Die vorbestückten Boards, die zuerst sorgfältig ausgebrochen und gefeilt werden müssen.

Tiefere elektrotechnische Kenntnisse sind dazu nicht notwendig. Auch ohne die Schaltung genau zu verstehen, kann dieser Bausatz gebaut werden. Messgeräte für den Abgleich sind nicht notwendig. Ein Multimeter genügt für einige Kontrollmessungen während des Zusammenbaus. Das hat wohl jeder Funker in seiner Bastelbude. 

Was es jedoch braucht ist ein guter Lötkolben mit einer feinen Spitze, eine kleine Zwickzange und eine gute Lupe, ein Binokular oder eine Lupenbrille wie sie heutzutage die Zahnärzte einsetzen. Bei mir leistet als Kolben ein Weller WE1010 Dienst. Am wichtigsten sind jedoch die persönlichen Eigenschaften, die der wagemutige Techniker besitzen sollte, um Erfolg zu haben:

- Präzises Löten mit ruhiger Hand ist eine Grundvoraussetzung. Die Gefahr ist gross, mit einem kleinen Ausrutscher des Kolbens einen Tausendfüssler zu erwischen und Kurzschlüsse zu produzieren.

- Minutiöses Befolgen der Bauanleitung ist unbedingt notwendig. Einmal gemachte Fehler sind äusserst schwer zu korrigieren. Die Leiterplatte ist sechslagig!

- Gute Englischkenntnisse, damit die detaillierte Anleitung verstanden werden kann. Und später im Betrieb auch die Betriebsanleitung. Denn der QMX ist ein Wunderteil mit einer grossen Auswahl an Features, wie sie auch in modernen Stations-Transceivern zu finden sind. Bau- und Betriebsanleitungen können auf der Seite von QRP-Labs heruntergeladen werden. Es ist sicher eine gute Idee, diese zu studieren, bevor man den Kit bestellt.

- Die Spulen und Trafos, die es zu Wickeln gilt, sind winzig. Wer grobe Pfoten hat, bittet lieber seine XYL um Hilfe. Eine grosse Fehlerquelle ist m.E. eine ungenügende Abisolierung des Drahtes bei diesen Teilen, was zu kalten oder gar toten Lötstellen führen kann.

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, steht dem erfolgreichen Bau des QMX nichts mehr im Wege. Ist das Gerät fertig gebaut, muss bloss noch die aktuelle Software von der Seite des Herstellers  heruntergeladen und mittels USB Kabel auf das Gerät befördert werden. Dazu sind keine Programmierkenntnisse notwendig. Sobald der QMX mit dem PC verbunden wird, erscheint auf dem Computer der QMX quasi als externer Speicher.

Bei mir hat alles tadellos funktioniert und der QMX ist zum Leben erwacht. Da ich über einige Messgeräte verfüge, habe ich die Spezifikationen gemessen, wie Sendeleistung und Empfindlichkeit. Alles befindet sich im grünen Bereich. Jetzt wartet nur noch ein erstes QSO auf mich, nachdem ich diesen Bericht geschrieben habe.


Die Oberseite des vollständig bestückten Mainboards


Die Unterseite des Mainboards. Alle SMD-Komponenten sind schon bestückt. Rechts oben ist der Trafo für das eingebaute SWR-Meter zu sehen, den man wickeln und einlöten muss. Er sitzt in einer Aussparung der Leiterplatte.


Der QMX mit Bedienungselementen und Anzeige, die auf separaten Boards sitzen. Bereit für den Einbau in das Gehäuse

Der fertige Transceiver nach dem Laden der Firmware. Nebst meiner Variante für 80-20m gibt es ihn auch als 6 Band Gerät für 60 bis 15m und als "DX-Variante" mit den Bändern 10-20m, inklusive 11m Band. Ob die CB-Freunde auch FT8 machen?

Der QMX im Grössenvergleich zu einem Handsprechgerät.

Der QMX besitzt übrigens ein eingebautes Mikrofon. Ziel von Hans Summers ist es, ihn in Zukunft mit einer verbesserten Firmware auch SSB tauglich zu machen. Darauf sind wir alle gespannt. Im übrigen lässt sich der QMX u.a. auch als Bakensender für Versuche einsetzen und natürlich auch als Peilsender für 80m Fuchsjagden. Wem das Truckli zu klein ist, der wählt als Alternative den Bausatz des QMX+. Der hat die gleichen Eigenschaften und Ergonomie wie der QMX, kann aber alle Bänder von 160 bis 6m und besitzt die Möglichkeit, ein GPS-Modul als Option einbauen zu können. Daneben hat es in dem grösseren Gehäuse genügend Platz für eigene Bastelprojekte, wie den Einbau eines Akkus, eines Antennentuners oder eines NF-Verstärkers für Lautsprecherbetrieb.

Der Bau des QMX hat mir Spass gemacht und vielleicht baue ich auch noch seinen grösseren Bruder.

  

  

Montag, 24. März 2025

Der Wandel der USA und sein Einfluss auf den Aether

 

Bild: Der Winter zieht sich langsam zurück. Hochmatt 2152m, SOTA FR-010

Keine Frage, mein Blog ist in letzter Zeit eingeschlafen. Vielleicht weil es kaum Neues aus der Welt des Amateurfunks zu berichten gab, vielleicht weil die raschen Veränderungen in der Welt meine Aufmerksamkeit gefesselt haben.

Diese Veränderungen werden nicht nur einen Einfluss auf unser Leben haben. Ihre Auswirkungen erstrecken sich auch auf die Funkwellen.

Ein Beispiel ist die Schliessung des amerikanischen Auslanddienstes auf Kurzwelle, der VOA Voice of America. Die Begründung der US-Regierung für diesen Schritt lässt sich hier nachlesen. Die Verantwortliche für diese Demontage ist übrigens Kari Lake. In der amerikanischen Politik keine Unbekannte. Natürlich gehört die Demontage der VOA zum Sparprogramm von Donald Trump. 

Gleich was man von der gegenwärtigen US-Regierung und ihren Handlungen auch halten mag. Fakt ist, dass die USA seit Jahrzehnten wesentlich mehr Geld ausgeben, als sie einnehmen. Sie importieren nicht nur mehr als sie exportieren, ihr Militär und die Sozialausgaben sind höher als sie sich leisten könnten. Die Staatsverschuldung beträgt inzwischen mehr als 37 Billionen Dollar (englisch Trillions) und jährlich kommen mehr als 1,5 Billionen hinzu. Und was noch schlimmer ist: ausgerechnet dieses Jahr laufen 9.2 Billionen an Staatsanleihen aus, die umgeschuldet werden müssen. Am liebsten in neue Anleihen mit niedrigeren Zinsen, versteht sich.

Fakt ist auch, dass die Staatsquote am BIP in den USA mehr als ein Drittel beträgt (36,3% im Jahr 2023). Mehr als ein Drittel des BIP wird also in Amtsstuben erzeugt. 

Aus diesen Gründen wird jetzt der Staatsapparat massiv reduziert und mit Zöllen wird versucht, die ins Ausland verlagerte Industrie wieder ins Land zu holen und mehr Einnahmen zu erzielen.

Schmerzlos wird dieses Vorhaben nicht sein. Eine Rezession, vielleicht sogar eine Stagflation ist wahrscheinlich. Eine Schwächung des Dollars als Weltwährung und einen starken Einbruch der US-Börse mit ihren stark überbewerteten Tech-Titeln liegt ebenfalls im Bereich des Möglichen. Dass dies alles keinen Einfluss auf uns Europäer haben wird, glaubt kaum jemand. Schon ein Blick auf die Staatsquote in Deutschland lehrt uns das Grausen: 48.3% im Jahr 2023 (Schweiz 32%). 

Aber bleiben wir bei den Einflüssen auf unser Hobby:

Auch die amerikanische Fernmeldebehörde FCC kommt nicht ungeschoren davon und befindet sich im Moment in einer "Transformationsphase". Das hat offenbar auch einen Einfluss auf die Zulassung neuer Geräte. Zum Beispiel auf den Yaesu FTX-1F, den angekündigten Nachfolger des FT-817/818 bzw. Konkurrent des Icom IC-705:


Die Youtube Videos haben neuerdings eine "lustige Übersetzungsmaschine" und werden offenbar mittels KI simultan auf Deutsch übersetzt. Wenn die Mickey Mouse Sprache stört, kann in den Einstellungen auf die Originalsprache umgeschaltet werden.

Zum Schluss möchte ich noch auf einen Bericht von K0NR hinweisen, der sich Gedanken über die Vorteile von SSB, CW und digitalen Modulationen bei Verbindungen an der Verständlichkeitsgrenze gemacht hat. Ein Dauerbrenner in Amateurfunkkreisen, über den ich hier in diesem Blog auch schon berichtet habe.


Donnerstag, 30. Januar 2025

Verdrosselt und vernagelt: der entstörte Shack

 


Meine Antennen befinden sich nicht draussen in der Natur, sondern im Shack (Magnetloop) und in unmittelbarer Nähe (2m Yagi vor dem Shackfenster). Trotzdem sind Störungen selten. Alle meine elektronischen Geräte sind immun gegen die Hochfrequenzfelder in unmittelbarer Nähe. Kein Computer der spinnt, keine Wetterstation, die Amok läuft. Und das ist keine Einbahnstraße: Mein Computer und die vielen Schaltnetzteile stören auch nicht meinen Funkempfang. Woran liegt das? Was habe ich getan?

Ich denke, das liegt daran, dass ich alles verdrosselt und vernagelt habe.

Jede Leitung, ob HF oder NF, ist üppig mit Drosseln bestückt. Vom USB-Kabel über die Lautsprecherlitze zum Antennenkabel, alles ist mehrfach mit Ferritkernen versehen. Kein Meter ist ohne. Denn jeder Leiter im Shack ist zugleich eine Antenne, die senden und empfangen kann. Gleich ob du ein Drahtverhau oder eine "schön" anzusehende Anlage betreibst. Wobei ich das Drahtverhau vorziehe, denn alle Leitungen im Shack sollten so kurz wie möglich sein: Kurze Leitung = kurze Antenne!

Besser noch als kurze Verbindungen sind gar keine Verbindungen. Mikrowellen sind weniger störanfällig als Kabel und Drähte. Daher ist WLAN besser als das Ethernetkabel im Shack. Letztere hat  bei mir nichts zu suchen.

Über Gleichtaktstörungen und Mantelwellensperren gibt es Stunden füllende Vorträge und gescheite Artikel. Eine sehr gute Doku zu dieser Thematik kommt aus der Bäckerei von DF1BT. Mehr braucht man nicht zu wissen.

Mantelwellensperren sind nichts anderes als Drosseln: Spulen, die hohen Frequenzen einen hohen Widerstand entgegensetzen und tiefe Frequenzen möglichst unbehelligt lassen. 

Meine Drosseln bestehen aus Klappferriten, die einfach auf ein Kabel geklippt werden und aus Ringkernen. Wer gerne tiefer taucht, kann hier nachlesen. Was man unbedingt wissen muss ist folgendes:

- Der HF-Widerstand einer Drossel hängt vom Ferritmaterial ab und von der Anzahl Windungen. 

- Jeder Durchgang durch einen Ringkern oder einen Klappferrit entspricht einer Windung. Die Induktivität und damit der HF-Widerstand  steigt mit dem Quadrat der Windungszahl. Zwei Windungen sind viermal besser als eine einzige. Vier bringen einen sechzehnmal höheren Widerstand als eine.

- Klappferrite sind hauptsächlich für UKW geeignet. Die Kurzwelle braucht eine stärkere Medizin: Ringkerne. Ich bevorzuge dabei das Material N30 von TDK (ex EPCOS) bzw. Ferroxcube. Dieses Material hat einen sehr hohen AL Wert. Das sind nH pro Quadratwindung. Diese Ringkerne gibt es in verschiedenen Grössen. Sie sind oft blau gefärbt und die Preise sind je nach Lieferant unterschiedlich. Einfach nach "Ringkern N30" googeln und man wird fündig.

Ich beschäftige Heerscharen von Ferriten in meinem Shack. Nach dem Prinzip "Nützt es nichts, so schadet es nichts".  Es gibt keinen Meter Kabel, auf dem kein Ferritkern zu finden ist. Nicht nur auf Koaxialkabeln, sondern z.B. auch auf USB-, Mikrofon-, Lautsprecher- Verbindungen usw. Ganz wichtig: Alle Netzkabel und alle Niederspannungskabel (12V) sind ebenfalls verdrosselt. Die 220V Versorgung des Shacks läuft dazu noch über ein Netzfilter. Zusätzliche Netzfilter befinden sich auch in allen selbst gebauten Netzteilen. Alle Ladegeräte (Schaltnetzteile!) haben selbstverständlich ebenfalls Drosseln unmittelbar am Ausgang. Doch diese Massnahmen gehen natürlich über meinen Shack hinaus. Ob Fernseher oder WLAN Router: jedem Teil seine Drossel. Als Präventivmaßnahme und nicht erst, nachdem mühsam nach einem Störer gesucht werden musste, oder nachdem der Fernseher, Router oder die Stereoanlage spinnt.   

Wer über ein Messgerät für Induktivitäten verfügt, kann sich gut ein Bild über die Wirkung von solchen Drosseln machen und ist auch in der Lage, unbekannte Kerne auszumessen, die aus ausgeschlachteten Geräten stammen. Viele davon lassen sich auch im Shack bei der Verdrosselung einsetzen. Ich benutze dazu das DE-5000 und ein altes Gerät von AADE.   

 

 

Samstag, 18. Januar 2025

Im Westen nichts Neues

 


Vielleicht sollte ich nach dem "Zauberberg" von Thomas Mann nochmals den Roman "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque lesen. Beide sind ein Rückblick auf düstere Zeiten, von denen wir hoffen, dass sie nicht wiederkehren. Doch bei uns im Alpental ist noch alles beim Alten. Geleaste Tesla oder Benz irren durch das Dorf und suchen nach einem Parkplatz zwischen den Schneehaufen. Heraus kommen gestylte junge Pärchen und lustwandeln mit ihrem Hund durchs Dorf. Die Sportlichen strömen zu der Seilbahn. Immerhin hat es mal ausnahmsweise Schnee - Klimawandel hin oder her. Derweil sitzen die Bergbauern hinter dem Ofen und zählen die Einkünfte aus Käse und Subventionen. Sie bezahlen, im Gegensatz zu den Touristen aus den Generationen Y und Z, ihren Benz in Cash.

Von der Unruhe draussen in der weiten Welt ist hier nichts zu spüren. Dass das US-Imperium seine Finger nach Kanada, Grönland und Panama ausstreckt wird achselzuckend zur Kenntnis genommen. Dass der Krieg in der Ukraine endlich sein Ende finden könnte, ist viel wichtiger. Dann wird sich vielleicht auch das Flüchtlingslager leeren, das vis à vis meiner Haustür entstanden ist. Bis auf die jungen Männer aus dem Maghreb. Die werden wohl weiter hier überwintern, obwohl es in Nordafrika wärmer wäre. Bei dieser Gelegenheit muss ich erwähnen. dass meine Kontakte mit den geflüchteten ukrainischen Familien durchwegs positiv sind.

Zu mehr Beunruhigung tragen die Nachrichten aus unserem nördliche Nachbarland bei. Denn wenn Deutschland hustet, hat die Schweiz Schnupfen. Apropos Krankheit: obwohl gegen Grippe und Covid geimpft, hat es uns trotzdem erwischt. Nämlich mit dem Keuchhusten, hierzulande Coqueluche genannt. Den hatten wir nicht auf dem Radar. Mach nix, das Immunsystem braucht zwischendurch ein Training.

Interessanterweise machen sich hier die Menschen mehr Sorgen wegen der künstlichen Intelligenz. Nein, nicht die Bauern. KI's können nicht Käse machen. Gerade habe ich gelesen dass die großen IT Firmen in den USA ihre Programmierer entlassen und die KI Programme schreiben lassen. Das dürfte bloss die Spitze des Eisbergs sein. Ich kann mir vorstellen, dass noch viele andere Spezialisten auf der Abschussliste stehen. Was wohl mein Nachbar, der Übersetzer, tun wird?

Vielleicht lasse ich mein Blog in Zukunft auch von einer KI schreiben. Oder lasse es ganz bleiben. Denn der Amateurfunk ist ein aussterbendes Hobby. Die jungen Generationen haben andere Interessen und die alten Funker sterben weg. Deutlich zu sehen ist das an den alten Funkgeräten aus Nachlässen, die den Gebrauchtmarkt überschwemmen. Notabene zu Mondpreisen. Dabei kann man sich einen modernen Transceiver heutzutage für viel weniger Geld kaufen als früher. Wieso sollte ich eine alte Kiste, die längst ihr Ablaufdatum überschritten hat, für 800 kaufen, wenn ich einen neuen Transceiver für einen Tausender kriegen kann? Und was um Himmels Willen soll ich bloss mit einem Kenwood TS520 anfangen?

Aber man merkt den Niedergang des Amateurfunks auch an den immer länger werdenden Innovationszyklen der Hersteller. Zudem wird kaum wirklich Neues entwickelt. Stattdessen wird bewährte Technik in neue Gehäuse gefüllt und mit etwas Schnickschnack verblendet. 

Wir Altfunker haben unseren Gerätepark und brauchen eigentlich nichts mehr. Vielleicht leisten wir uns zum Geburtstag noch ein fünftes Handy oder kaufen in einem Anfall von Nostalgie ein altes CB Gerät. Mehr erlaubt die Rente nicht. Zudem stehen andere Probleme an. Mein Computer, zum Beispiel, will kein Windows 11 mehr haben. Der siebenjährige Prozessor, ein Intel i5-7200U, sei nicht mehr upgradefähig, meint Bill Gates. Ob all meine speziellen Programme, die sich im Laufe der Jahre angehäuft haben auf Linux laufen würden?

Aber auch andere Dinge des täglichen Gebrauchs sind nicht upgradefähig. Zum Beispiel das Auto. Das werde ich wohl kaum elektrifizieren können. Glücklicherweise ist der ÖV hier oben gut und nahe, und wer weiss: vielleicht werden die Elektrokarren in Zukunft auch günstiger, wenn mein Wagen den letzten Tropfen Benzin genossen hat. Allerdings habe ich mal in einen dieser Teslas geguckt. Da ist ja nichts mehr im Cockpit als ein grosses Tablet, auf das ich rüber schielen muss, um die Geschwindigkeit abzulesen und auf das ich tippen muss, um die Heizung einzuschalten. Ob so ein Elektrowagen bei Minus 10 gut heizt? 

Wie gesagt: Im Westen nichts neues. Hoffen wir, dass es so bleibt.

 

Sonntag, 5. Januar 2025

Richard Wolff's Last Warning

 


Ein gutes neues Jahr all meinen Lesern. Mögen eure besten Träume in Erfüllung gehen und eure schlimmsten nie Wirklichkeit. 

Mein heutiges Blog scheint, oberflächlich betrachtet, nichts mit dem Amateurfunk zu tun zu haben. Trotzdem wird das Thema uns alle betreffen. Jeden einzelnen OM. Viele spüren es unbewusst, die Prepper ahnen es und einige wissen es. Viele wollen es nicht wahrhaben. Denn Menschen glauben, was sie glauben wollen und verweigern sich oft der Wirklichkeit, wenn diese unangenehm ist oder nicht ins individuelle Weltbild passt.

Ich will nicht behaupten, dass 2025 das Jahr wird, in dem sich die große Zeitenwende vollzieht. Diese ist schon seit Jahren im Gange. Doch kommen wir zu Richard Wolff's Last Warning. Wer ist Richard Wolff?

Richard D. Wolff ist ein amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und emeritierter Professor an der University of Massachusetts Amherst. Er ist bekannt für seine Kritik an der immer größer werdenden Kluft zwischen arm und reich. In seinen Büchern, Vorträgen und öffentlichen Auftritten beschäftigt sich Wolff mit Themen wie Wirtschaftsdemokratie und alternativen Wirtschaftsmodellen.

Wolff bringt den heutigen Zustand unserer Welt in seinem Video auf den Punkt, und erklärt, wie es dazu gekommen ist. Seine Warnung ist kein Propaganda-Video, wie man sie auf Youtube zuhauf findet. Wolff steht auf keiner Seite und betrachtet die Welt aus dem ungetrübten Auge eines Wirtschaftswissenschaftlers.