Bild: noch ist es kalt im Alpental, doch der Winter ist auf dem RückzugWenn ich nichts zum Löten und keine Spulen zum Wickeln habe, werde ich mit der Zeit rumpelsurig. So habe ich mir bei Hans Summers von QRP-Labs einen QMX Kit bestellt. Ein winziger QRP Transceiver für CW und Digitalmodi in der Grösse einer Zigarettenschachtel. Lange schon hatte ich das Teil im Visier und immer wieder gezögert. Doch mit der Zeit ging die Kadenz der Firmware-Updates zurück und die meisten Hardware-Probleme schienen gelöst zu sein. Die Print Version Nummer 4 stand nun im Shop zur Verfügung. So habe ich denn schliesslich den Schritt gewagt und mir die Version mit den Bändern 80/60/40/30/20m bestellt.
Der Kit kam rasch aus der Türkei ins Alpental und eine Eingangskontrolle förderte nur einen zerbrochenen Ringkern zu Tage, einen roten T50-2.
Wieso der Kern trotz guter Verpackung in Bruchstücken ankam, ist mir ein Rätsel. Doch ein Problem war es nicht, denn Ersatz gab es in meinem Fundus. So ging ich denn mit neu erwecktem Bastelfieber ans Löten und Spulenwickeln.
Alle SMD-Teile, also alle die vielen "Tausendfüssler" und "Sandkörner" sind schon bestückt und müssen nicht selbst gelötet werden. Nur einige bedrahtete Kondensatoren und Dioden, sowie die mechanischen Komponenten (Stecker, Verbindungsteile) gilt es noch einzulöten. Und natürlich die winzigen Spulen und Transformatoren, die man selber wickeln muss.
Die vorbestückten Boards, die zuerst sorgfältig ausgebrochen und gefeilt werden müssen.
Tiefere elektrotechnische Kenntnisse sind dazu nicht notwendig. Auch ohne die Schaltung genau zu verstehen, kann dieser Bausatz gebaut werden. Messgeräte für den Abgleich sind nicht notwendig. Ein Multimeter genügt für einige Kontrollmessungen während des Zusammenbaus. Das hat wohl jeder Funker in seiner Bastelbude.
Was es jedoch braucht ist ein guter Lötkolben mit einer feinen Spitze, eine kleine Zwickzange und eine gute Lupe, ein Binokular oder eine Lupenbrille wie sie heutzutage die Zahnärzte einsetzen. Bei mir leistet als Kolben ein Weller WE1010 Dienst. Am wichtigsten sind jedoch die persönlichen Eigenschaften, die der wagemutige Techniker besitzen sollte, um Erfolg zu haben:
- Präzises Löten mit ruhiger Hand ist eine Grundvoraussetzung. Die Gefahr ist gross, mit einem kleinen Ausrutscher des Kolbens einen Tausendfüssler zu erwischen und Kurzschlüsse zu produzieren.
- Minutiöses Befolgen der Bauanleitung ist unbedingt notwendig. Einmal gemachte Fehler sind äusserst schwer zu korrigieren. Die Leiterplatte ist sechslagig!
- Gute Englischkenntnisse, damit die detaillierte Anleitung verstanden werden kann. Und später im Betrieb auch die Betriebsanleitung. Denn der QMX ist ein Wunderteil mit einer grossen Auswahl an Features, wie sie auch in modernen Stations-Transceivern zu finden sind. Bau- und Betriebsanleitungen können auf der Seite von QRP-Labs heruntergeladen werden. Es ist sicher eine gute Idee, diese zu studieren, bevor man den Kit bestellt.
- Die Spulen und Trafos, die es zu Wickeln gilt, sind winzig. Wer grobe Pfoten hat, bittet lieber seine XYL um Hilfe. Eine grosse Fehlerquelle ist m.E. eine ungenügende Abisolierung des Drahtes bei diesen Teilen, was zu kalten oder gar toten Lötstellen führen kann.
Sind diese Voraussetzungen erfüllt, steht dem erfolgreichen Bau des QMX nichts mehr im Wege. Ist das Gerät fertig gebaut, muss bloss noch die aktuelle Software von der Seite des Herstellers heruntergeladen und mittels USB Kabel auf das Gerät befördert werden. Dazu sind keine Programmierkenntnisse notwendig. Sobald der QMX mit dem PC verbunden wird, erscheint auf dem Computer der QMX quasi als externer Speicher.
Bei mir hat alles tadellos funktioniert und der QMX ist zum Leben erwacht. Da ich über einige Messgeräte verfüge, habe ich die Spezifikationen gemessen, wie Sendeleistung und Empfindlichkeit. Alles befindet sich im grünen Bereich. Jetzt wartet nur noch ein erstes QSO auf mich, nachdem ich diesen Bericht geschrieben habe.
Die Oberseite des vollständig bestückten MainboardsDie Unterseite des Mainboards. Alle SMD-Komponenten sind schon bestückt. Rechts oben ist der Trafo für das eingebaute SWR-Meter zu sehen, den man wickeln und einlöten muss. Er sitzt in einer Aussparung der Leiterplatte.
Der QMX mit Bedienungselementen und Anzeige, die auf separaten Boards sitzen. Bereit für den Einbau in das Gehäuse

Der fertige Transceiver nach dem Laden der Firmware. Nebst meiner Variante für 80-20m gibt es ihn auch als 6 Band Gerät für 60 bis 15m und als "DX-Variante" mit den Bändern 10-20m, inklusive 11m Band. Ob die CB-Freunde auch FT8 machen?
Der QMX im Grössenvergleich zu einem Handsprechgerät.
Der QMX besitzt übrigens ein eingebautes Mikrofon. Ziel von Hans Summers ist es, ihn in Zukunft mit einer verbesserten Firmware auch SSB tauglich zu machen. Darauf sind wir alle gespannt. Im übrigen lässt sich der QMX u.a. auch als Bakensender für Versuche einsetzen und natürlich auch als Peilsender für 80m Fuchsjagden. Wem das Truckli zu klein ist, der wählt als Alternative den Bausatz des QMX+. Der hat die gleichen Eigenschaften und Ergonomie wie der QMX, kann aber alle Bänder von 160 bis 6m und besitzt die Möglichkeit, ein GPS-Modul als Option einbauen zu können. Daneben hat es in dem grösseren Gehäuse genügend Platz für eigene Bastelprojekte, wie den Einbau eines Akkus, eines Antennentuners oder eines NF-Verstärkers für Lautsprecherbetrieb.
Der Bau des QMX hat mir Spass gemacht und vielleicht baue ich auch noch seinen grösseren Bruder.