Donnerstag, 11. Januar 2024

Was ist mit MUS passiert?

 

Mein erster Alpental-Transceiver. Inzwischen bin ich an Nummer 4. Es hat für mich was Meditaves, immer wieder QRP-Geräte zu basteln.


Viele Jahre habe ich die Morseübungssendung, MUS genannt, des Helvetia Telegraphie Clubs gehört. Jeweils am Montag Abend um sieben Uhr Lokalzeit. Auf 3569 kHz, dann auf 3570.5 kHz. Die Übungstexte wurden dort im Tempo 60, 80, 100, 120 und 140 BpM gesendet und am Schluss fand dann jeweils ein Bestätigungsverkehr statt. 

Die Texte, soweit es den Klartext anbelangt waren oft herausfordernd, lassen sich doch in der deutschen Sprache die verrücktesten Schlangenwörter bilden. Zwar wird kaum ein Telegrafist auf die Idee kommen Schlangenlinienkontrollinstrument oder Spannungsabfallmesszange zu morsen. Im echten Klartext-QSO hält man die Sprache einfach und hält die Wörter kurz. Doch amüsant war es allemal. 

Ein lustiger Klub. Eine Zeit lang dachte ich daran, diesem Verein beizutreten. Aber ich konnte keinen relevanten Mehrwert für mich entdecken und so liess ich es bleiben. Einzig diese MUS, die hatte es mir angetan. Für die hätte ich sicher einige Franken spendiert.

Nun ist die MUS weg. Das heisst: seit einiger Zeit kann ich sie nicht mehr hören. Vielleicht ist sie jetzt anderswo im Nirgendwo des Aethers. Doch auf der Homepage des Clubs war sie gestern  noch terminiert wie eh und je. Kein Hinweis über ihr Verbleiben.

Wenn ich an die MUS im letzten Jahr denke, fällt mir aber auf, dass sich das Verschwinden  der MUS irgendwie angekündigt hat. Es fing damit an, dass plötzlich ein Morsezeichen verwendet wurde, das ich für ausgestorben hielt. Nein, nicht etwa die Umlaute ä, ö und ü, das hätte ich noch verstanden. Es war das CH, das plötzlich aus dem Nichts auftauchte: vier Striche. Eine echte Herausforderung, wie ihr euch vorstellen könnt. "Ich" wurde nun zu  ".. ----" 

Bei Tempo 60 geht das ja noch. Man hat genügend Zeit, zu überlegen. Aber bei 120 begann sich das Gehirn zu verknoten.

Dann kam die MUS immer unregelmäßiger daher. Manchmal verspätet, manchmal gar nicht. Nur das CH blieb. Im Nachhinein muss ich aber sagen: "Das CH fehlt mir. Gut, dass ich eins auf dem Auto hab."

Doch das Verschwinden der MUS ist nicht das Ende der Morsetelegraphie, wie sie oft prophezeit wird. Das ist Wunschdenken der Morseanalphabeten. 

Und an Morsevereinen besteht auch kein Mangel. Der exklusivste von allen ist übrigens der FOC, der First Class CW Operators Club. Er wurde 1833 gegründet und die Anzahl Mitglieder wurde damals auf 100 limitiert. Nun sind es 500. Mehr nimmt der FOC nicht auf. In diese Crème de la Crème aufgenommen zu werden, ist aber ohnehin nicht einfach. Man muss nicht nur perfekt in Tempo 25 WpM telegraphieren können, man braucht auch Empfehlungen von anderen FOC-Mitgliedern. Davon mindestens einem aus dem UK. 

Es kann ja auch nicht jeder beim WEF in Davos oder bei den Bilderbergern mitmachen. Wo kämen wir da hin.

Doch für die, die es nicht in den FOC schaffen, gibt es eine Alternative: Das ist der SOC, der Second Class Operators Club. Wenn schon nicht First, dann mindestens Second. Ja, manchmal ist es sogar besser, im zweiten Glied zu stehen. Nicht nur beim Morsen.

Was mich betrifft, so bin ich Mitglied beim FISTS CW Club. "The Fists", das sind die Fäuste, ein Hinweis darauf, dass hier vor allem Handtasten zum Einsatz kommen. Wie könnte es anders sein: Auch dieser Club wurde von einem Engländer gegründet. Der Club hat über 20'000 Mitglieder und ein interessantes Clubmagazin. Eine Spezialität des FISTS sind die "Leitern". Conteste, bei denen einfach ganz normale CW QSO's gefahren werden. Ohne telegrafische Hast.

Beim SKCC bin ich ebenfalls dabei. Mehr per Zufall, denn Absicht. Dort geht es auch um CW mit der Handtaste und dem Bug, wie schon der Name sagt: Straight Key Century Club. Ein jüngerer CW Club, erst 2006 von US-Amerikanern gegründet. Sie haben im SKCC eine hierarchische Struktur geschaffen, in der man aufsteigen und Titel, Auszeichnungen und Diplome bekommen kann. Auch hier braucht's keine Aufnahmeprüfung und keine Empfehlungen. Die Mitgliedschaft ist kostenlos. Auch dieser Club hat mehr als 20'000 Mitglieder. 

Wer weiss, vielleicht gründe ich zur Abwechslung auch mal einen Club. Zum Beispiel Den AOC, den Alpental Operators Club ;-) 

   

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