Blick aus dem Fenster meiner Funkbude, während ich diese Zeilen schreibe.
Mit den 60er Jahren ging auch das AM-Zeitalter auf dem 2m Band zu Ende. Wie bereits auf Kurzwelle wurde nun der Sprechverkehr in Einseitenband-Modulation SSB abgewickelt. Und zwar im oberen Seitenband USB. Dadurch wurden alle AM Geräte, ob selbst gebaut oder gekauft, obsolet und de facto unverkäuflich.
SSB-Sender waren für den Amateur nicht mehr so einfach zu bauen wie AM-Sender. Doch dafür gab es ein steigendes Angebaut an käuflichen Transceivern auf dem Markt. Deutschland war damals an der Spitze. Wiederum natürlich die Marke Semco. Aber auch andere wie Braun oder Götting. Der 2G70 von Götting war für mich damals ein Traumgerät. Leider ausserhalb der Reichweite meines Portemonnaies. Im 2G70 verrichteten Röhren den Hauptteil der Arbeit. Transistoren fanden im NF-Teil und im Oszillator Verwendung. Wie man auf den Fotos sehen kann, war der Transceiver ausserordentlich kompakt aufgebaut. Ein Meisterwerk der Röhrentechnik! Auch seine Nachfolger, die verschiedenen Versionen des HG70 waren Schmuckstücke und entsprechend beliebt, wenn man sie sich leisten konnte. Auch von den Geräten der Firma Braun konnte ich nur träumen. Der SE-300 hatte es mir besonders angetan. Als portabler Transceiver. Oder der SE-400 als Basisstation.
Die Firmen Götting existiert auch heute noch. Doch Amateurfunkgeräte werden dort schon lange nicht mehr produziert. Man hat andere Geschäftsfelder erschlossen. Die Amateurfunk-Firma Braun hingegen wurde aufgelöst.
Ich habe hier nicht alle Firmen aus Deutschland erwähnt, die sich an der Erschliessung der Einseitenbandmodulation im 2m Band beteiligten. Aus dem einfachen Grund, dass sie weder in meinen Träumen noch in meiner Realität eine Rolle spielten. Doch über einen 2m SSB-Transceiver aus Deutschland muss ich unbedingt noch berichten. Denn es war für mich nicht nur ein Traumgerät, ich bekam auch die Gelegenheit, damit zu funken. Ich erhielt ihn leihweise für eine Expedition auf das Schilthorn im Berner Oberland. Von dem Funkamateur, von dem ich berichtet habe und dessen Station ich besuchen durfte. Dieser portable 2m Transceiver war m.E. seiner Zeit voraus. Er hiess Uniport 2. Hier ist seine Geschichte.
Auch aus anderen europäischen Ländern kamen damals interessante 2m Transceiver. Zum Beispiel aus Italien der Shak Two von ERE. Wir sehen ihn hier auf dieser QSL-Karte:
Doch die europäischen Hersteller konnten nicht lange ihre Stellung halten. Denn jetzt kamen die Japaner. Unter anderen die heutigen Schwergewichte auf dem Amateurfunkmarkt Yesu, Icom und Kenwood (damals auch unter dem Namen Trio). Aber auch einige Marken, die heute kaum jemand mehr kennt, waren dabei. Fukuyama Electronics Co. Ltd. (FDK) zum Beispiel. Von dieser Firma hatte ich einen Multi 2000. Gemäss RigPix erschien dieser Transceiver erst 1975 auf dem Markt.
Doch in meiner Erinnerung erscheint der Multi 2000 als mein erstes SSB Gerät für das 2m Band. Wie kann das sein? Sollte ich ihn wirklich erst 1975 gekauft haben, oder irrt sich RigPix und er kam früher auf den Markt? Habe ich in den Jahren 1969 bis 1975 wirklich noch in AM gefunkt, mit dem Semcoset und dem HW-17? Ich weiss es nicht mehr. Klafft da etwa ein schwarzes Loch in meiner Erinnerung?
Wohl nur bezüglich des 2m Bandes. Den am ersten Juli 1971 habe ich die Morseprüfung nachgeholt und den Radiotelegrafisten Ausweis erhalten. Die Kurzwelle hat dann meine UKW-Aktivität für ein paar Jahre in den Hintergrund gerückt.
Doch bleiben wir vorerst beim Thema, dem 2m Band. Wie ich schliesslich die Morseprüfung bestanden habe und wie meine ersten Kurzwellenaktivitäten aussahen, werde ich im nächsten Blogartikel erzählen. Obwohl die Kurzwelle für einige Jahre meine UKW-Aktivitäten verdrängte, haben mich die Ultrakurzen Wellen nie losgelassen. Denn nirgendwo gab es soviel Neuland zu erforschen wie im UKW-Bereich. Später dann auch im Bereich der Dezimeterwellen und der Zentimeterwellen. Da warten noch viele Erinnerungen darauf, erzählt zu werden. Bitte habt etwas Geduld.
Der Multi 2000 war also mein erstes SSB-Gerät für das 2m Band. Einerseits war es damals wohl das günstigste, andererseits war es ein Unikum. Wie bereits auf dem Bild zu sehen ist, besass es anstelle eines kontinuierlich abstimmbaren VFO's Stufenschalter für die Frequenzeinstellung. Drei Schalter für 10 kHz, 100 kHz und 1 MHz Schritte. Für die Feineinstellung diente ein VXO-Knopf, mit der die Frequenz zusätzlich +/- 7 kHz verändert werden konnte. Interessant war, dass der Transceiver sowohl mit 12 Volt DC wie auch mit 220 V AC betrieben werden konnte. Er diente mir deshalb sowohl als Heimstation wie auch für den Portabelbetrieb. Zumindest vom Auto aus, denn das Gerät wog immerhin 7 kg.
Ich habe den Multi-2000 als robustes Gerät mit einem sehr empfindlichen Empfänger in Erinnerung. Zwar habe ich ihn später gegen einen TS-700 von Kenwood getauscht, doch diesen Tausch bald bereut und mir nochmals einen Multi-2000 zugelegt.
Als Antennen dienten mir meist selbst gebaute Yagiantennen aus dem "Rothammel" und später auch HB9CV-Antennen, als dann der IC-202 von ICOM populär wurde. Dieser kleine und leichte SSB-Transceiver war in den 70er und den folgenden Jahrzehnten fast bei jedem OM zu finden, der gerne portabel QRV war. Seine Popularität schwand erst, als die SSB-Zeit im 2m Band durch die FM-Zeit abgelöst wurde; als FM-Relaisstationen das Band dominierten und jeder OM mindestens ein Handsprechfunkgerät sein Eigen nannte. Der IC-202 war einzigartig. Genauso wie der FT-817 von Yaesu, der drei Jahrzehnte später den Markt eroberte und den Platz des IC-202 im 2m Portabelbetrieb übernahm.
Doch jedes Funkgerät braucht eine Antenne. Was heute der "Blindenstock" im 2m Band ist, war damals die Yagi. Und zwar ausschliesslich horizontal polarisiert. Eine davon ist mir noch besonders in Erinnerung geblieben. Vielleicht weil es die einzige Yagi war, die ich nicht selbst gebaut, sondern gekauft hatte. Eine Zweiebenen Yagi mit 8 über 8 Elementen, die über ein gemeinsames Oblong mit einer Wellenlänge Umfang gespeist wurde. Dieser Yagi-Typ wird u.a. auch im Rothammel beschrieben. Es handelte sich also nicht um zwei separate 8 Element Antennen, die über einen Leistungsteiler gespeist wurden. Er sah so aus, wie diese 11 über 11 hier. Sie war eine der besten Antennen, mit der ich im 2m Band je gearbeitet habe. Es war eine sehr rauscharme Antenne mit guter Bündelung in der vertikalen Ebene. Was aus ihr geworden ist, kann ich nicht mehr sagen. Ein Bild von ihr habe ich nirgends gefunden. Sie entspricht etwa dem DL7KM Beam, der mit einem Doppelquad-Element gespeist wird.
Die Antennentechnik hat in der Zwischenzeit grosse Fortschritte gemacht. Yagi Antennen werden nun mit Simulationsprogrammen auf dem Computer entwickelt und optimiert und nicht mehr mittels Heuristik bzw. "Try end Error". DXer und Contester im VHF/UHF Bereich setzen heute auf mehrere gestockte kürzere Yagis, um mittels Bündelung in der Vertikalen einen hohen Gewinn zu erzielen und gleichzeitig mit einer schwächeren horizontalen Bündelung einen grösseren Azimutbereich abdecken zu können.
Auch wir UKW-Amateure lauerten auf DX. Wobei DX eine andere Bedeutung hatte als auf der Kurzwelle. Schweiz-Irland auf 2m war für den UKW'ler ebenso spannend wie eine Verbindung mit Neuseeland im 20m Band für den KW Amateur. Die Beobachtung der Wetterlage war deshalb von essentieller Bedeutung. Ein stabiles Hochdruckgebiet über Europa versprach meist gute DX-Bedingungen. Ist es bloss eine Verklärung der Erinnerung oder war es tatsächlich so, dass damals viel häufiger Inversionslagen mit ausgeprägten Ducts auftraten als heute?
Unterbrechen wir hier die Erzählung über die Ultrakurzen Wellen. Im nächsten Beitrag geht es um meine ersten Abenteuer auf der Kurzwelle. Wir werden uns später wieder den UKW widmen.

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