Dienstag, 25. Juni 2024

Nano VNA H4 als Antennen-Analysator

 

Bild: manchmal sieht man vor lauter Bäume den Wald nicht

Vielleicht liegt es daran, dass ich nie eine neuntes Schuljahr absolviert habe. Vielleicht hätte ich dort gelernt, dass man nicht in einen Antennen-Analyzer senden soll. Auf jeden Fall ist das Teil jetzt futsch. Schade für meinen Rigexpert AA-600. 100 Watt waren ihm definitiv zu viel, und alles was mir von ihm geblieben ist, ist eine N-Buchse, ein Batteriefach und ein paar gute SMD-Elkos.

Und das ausgerechnet jetzt, wo ich doch einen praktischen Schwenkarm gebaut habe, um vor dem Shack-Fenster allerlei Antennen zu probieren und zu vergleichen. Ist es doch außerordentlich praktisch, wenn man ungeachtet des Wetters nach Lust und Laune Vertikalantennen und andere kleinere Gebilde vors Fenster pflanzen kann, ohne den sicheren Shack zu verlassen. Welcher Funker-Opa geht schon gerne raus aufs regennasse Dach um an seinen Antennen zu basteln? 

Gar viele Antennen dämmern heutzutage im Halbschlaf vor sich hin, mit abgesoffenen Steckern, uralten Koaxkabeln und korrodierenden Kontakten. Der OM ist alt geworden und die Antenne ebenfalls. Sie hat ihr Verfallsdatum längst überschritten und liegt nun ausser der Reichweite des OM.  

"Was jetzt?", habe ich mich gefragt. Nur ein simples SWR-Meter ist eine gar bescheidene Ausrüstung für einen passionierten Antennenbastler. Auf diesen Missstand gab es nur eine Antwort: ein neuer Antennen-Analyzer musste her. Auch wenn das Teil ein grosses Loch ins Bastel-Budget reissen würde.

Da traf mich plötzlich ein Geistesblitz, der schon lange in meinem geistigen Untergrund gelauert hatte. Der Blitz hiess NanoVNA. Ein Kästchen, nicht größer als ein Smartphone. Von einem Japaner erfunden und von einem chinesischen Tüftler weiter entwickelt. Für mich kein Unbekannter, denn das Teil gibt es schon seit ein paar Jahren. Aber bisher ausserhalb meines Gedanken-Horizonts, da ich ja für Antennenmessungen bestens versorgt war. Bis zum Exitus meines AA-600.

Der NanoVNA ist ein sogenannter Vektor Netzwerk Analysator. VNA's gibt es schon lange für den industriellen Bedarf in Profi-Ausführung. Leider ausserhalb eines normalen Funkamateur-Budgets. 

Nicht so der kleine NanoVNA, denn das Teil wird natürlich in China geklont. Wie könnte es anders sein. Es gibt davon unzählige Varianten und diese kosten zwischen 50 und 150 Dollar.

Und das Beste an diesen Klons: Sie sind für Amateurfunk-Zwecke recht gute Antennen-Analysatoren.  

Es gibt heute unzählige Videos zum NanoVNA. Die meisten in Englisch und von eher bescheidener Natur. Im folgenden Video wird die Geschichte des Nano VNA aber gut erklärt und man erhält einen Überblick über die verschiedenen Modelle und ihre Vor- und Nachteile (auf deutsch):   


  In der Zwischenzeit habe ich mir auch eines dieser Wunderkästchen angeschafft. Ein NanoVNA H4 mit der Hardware-Version 4.3_MS. Ich habe das Teil bei Amazon gekauft und bin damit bisher sehr zufrieden. Zwar gibt es dazu kein Handbuch, nur eine Flowchart für das Menü. Aber wenn man bisher nicht hinter einem Stein gelebt hat, begreift man beim Herumspielen rasch, wie der Hase läuft. Notfalls auch ohne eine neunte Schulklasse absolviert zu haben.

Meine Version kann auf maximal 401 Messpunkte eingestellt werden (101 sind bei einfacheren Modellen Standard), und verfügt über einen eingebauten Li Ion Akku und einen Slot für eine Micro SD Karte. Die Eichnormale für die Kalibrierung werden mitgeliefert und das Teil steckt in einer hübschen Kartonschachtel. Die erwähne ich nur, weil ich immer gerne solche Schachteln benutze, um darin Kondensatoren aufzubewahren. 

Ich werde mit dem Nano VNA hauptsächlich Antennen messen. Aber so ein VNA kann noch wesentlich mehr. Im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Antennen-Analyzer hat er nämlich zwei Anschlussbuchsen. Nein, nicht um zwei Antennen gleichzeitig zu messen. Man kann zwischen den beiden Anschlüssen alle Arten von "Netzwerken" einspannen, wie zum Beispiel Filter. Und dann kann man nicht nur das SWR, bzw. das Return Loss Diagramm darstellen lassen, sondern auch eine Smith Chart. Das ist eine zu einem Kreis zusammen gebogene Abbildung komplexer Impedanzen wie sie sich eigentlich nur Ingenieure ausdenken können.

Wer das alle genau wissen will, lädt sich von dieser Seite am besten den hb9uf_nanovna_primer_v1.2.pdfvon HB9UF herunter. Wer lieber ein Video zur Bedienung des NanoVNA sehen möchte, dem empfehle ich das folgende:


2 Kommentare:

  1. Statt "Schwenkarm" hatte ich zunächst "Schweinkram" gelesen.
    Freudscher Verleser, würde ich sagen.

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  2. Geniales Blog, welches ich seit Jahren immer wieder gern ansteuere. Schöne Grüße und vy 73 aus Germanien, Juergen (DL6WAB)

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