Donnerstag, 20. November 2025

Erinnerungen eines Funkamateurs 2 - SWL

 


Blick vom Mont Faron auf die Stadt Toulon.


Zu Beginn der sechziger Jahre erhielt meine Faszination der kurzen Welle neuen Schwung. Ich wurde  zum SWL, zu einem passionierten Kurzwellenhörer. Immer auf der Suche nach neuen Rundfunkstationen. Von der Existenz des Amateurfunks wusste ich damals noch nichts, obwohl mir manchmal Signale auffielen, aus denen ich nicht schlau wurde. Morsen konnte ich noch nicht und SSB konnte ich nicht empfangen. Zwar war ich nicht mehr auf das Radio aus dem Philips Baukasten angewiesen; das Radio meines Grossvaters hatte den Weg in mein Zimmer gefunden. 

Ein Autophon 832 mit dunklem Bakelit Gehäuse. Autophon war ein Schweizer Hersteller in Solothurn. Übrigens nicht der einzige in der Schweiz. In allen Ländern Europas sprossen Radiohersteller wie Pilze aus dem Boden. Viele grosse Marken entstanden, deren Namen heute nur noch Radiosammlern geläufig sind. Später gesellte sich dann noch ein defekter Biennophon Empfänger zu meinem Autophon.

Hier das Datenblatt aus meinen Unterlagen und das Schaltbild des Autophon-Empfängers:



  



Wie in allen Radios dieser Zeit kann man auch hier keinen Transistor entdecken. Die Elektronik war damals noch fest im Griff der Röhrentechnik. Die Ultrakurzwelle war mir nur aus der Literatur bekannt. Im Rundfunk spielte sie damals noch keine Rolle. UKW wurde in der Schweiz erst in den Siebzigerjahren eingeführt. Doch darüber mehr in einer späteren "Erinnerung" hier im Blog.
In den Haushaltungen lief das Radio meist auf der Mittelwelle. Gehört wurde der Landessender Beromünster auf 531 kHz und in der französischsprachigen Westschweiz Sottens auf 765 kHz. Im Tessin stand die Skala auf 558 kHz für den Sender Monte Ceneri in italienischer Sprache. 
Dass der Sender Sottens später in meinem Leben als Amateurfunker noch eine wichtige Rolle spielen würde, ahnte ich damals natürlich nicht.

Zuerst einmal spielte der kaputte Biennophone, von dem ich leider keine Unterlagen besitze, eine entscheidende Rolle. Denn sein Lokaloszillator funktionierte noch und es gelang mir, diesen auszukoppeln und als als Überlagerungsoszillator für den Autophon zu benützen. Etwas umständlich zwar, doch damit konnte ich zum ersten Mal Aussendungen in SSB im 40m Band hören. Es waren Amateurfunkstationen. Doch noch hielt ich sie nicht für Funkamateure. Die abgehörten Gespräche waren, wenn auch in deutscher Sprache, sehr seltsam und voll unverständlicher Abkürzungen. Wohl eine Art Geheimsprache, dachte ich.

Doch dann erzählte mir eines Tages ein Junge aus einer anderen Schulklasse, sein Vater sei Funkamateur. Er habe eine Station zuhause, mit der er Kontakt mit der ganzen Welt aufnehmen könne. So wurde denn ein Besuch arrangiert und für mich tat sich eine neue Welt auf. Die Cubical-Quad auf dem Haus des Schulkollegen war mir zwar schon früher aufgefallen, doch ich hatte das seltsame Gebilde für eine Art Vogelscheuche gehalten. Die Erklärungen des Funkamateurs und die Demonstration seiner Station - er besass eine Drake Line - weckten in mir den Entschluss, auch eines Tages Funkamateur zu werden. Dieser Besuch war gewissermassen die Initialzündung. Nicht nur zu meinem Weg zum Funkamateur sondern auch zu meiner beruflichen Laufbahn.

Eine Drake Line sollte später auch in meinem Shack eine wichtige Rolle spielen. Auch eine Cubical Quad. Allerdings eine tragische. Sie schaffte es nie auf ein Hausdach, klappte vorher zusammen und wurde tatsächlich zu einer Art Vogelscheuche.

Voll mit frischem Impressionen und mit geliehenen Büchern ging ich in der nächsten Zeit an den Bau eines eigenen Empfängers. Der Autophon mit dem kaputten Biennophon als externer BFO genügte mir nicht mehr. Ich wollte Einseitenband besser empfangen können und auch den Signalen der Funkamateure auf anderen Bändern lauschen. Dem 80m Band zum Beispiel, wo die Schweizer Sonntagsrunde stattfand.

Wir schrieben das Jahr 1962 und inzwischen gab es auch andere Germanium Transistoren. Den AF124 zum Beispiel, der im Gegensatz zum OC75 auch für Hochfrequenzverstärkung geeignet war. Der steckte nicht mehr in einem schwarz angemalten Glasröhrchen, sondern in einem kleinen Metallgehäuse. Und als besonderes Merkmal besass er vier anstatt nur drei Beine. Das vierte Bein war mit dem Gehäuse verbunden, das den Transistor abschirmte.

Mit dem AF124, bzw. seinem Vorgänger AF114 habe ich zwei so genannte Audion Empfänger gebaut. Ein Prinzip mit einer rückgekoppelten Verstärkerstufe. Beginnt die Stufe zu schwingen, können CW und SSB Signale decodiert werden. Als nachfolgender NF-Verstärker dienten mir die beiden OC75 aus dem Philips Baukasten. Audion-Empfänger waren damals bei Bastlern sehr beliebt. Ihre Schaltung war einfach, benötigte nur wenige Bauteile und war trennscharf. Um AM Signale zu empfangen wurde die Rückkopplung so eingestellt, dass der HF-Verstärker gerade kurz vor seinem Schwingeinsatz stand. 

Mein erstes Audion fand in einem selbst gezimmerten Holzgehäuse Platz und war für das 80m Amateurfunkband ausgelegt. Endlich konnte ich die Sonntagsrunde empfangen und den interessanten Gesprächen der Schweizer und deutschen Funkamateuren lauschen.
Das zweite Audion deckte das 40m Band ab und ich hatte mir dafür extra ein Metallgehäuse im Elektronikladen in Bern besorgt. Es lief sehr gut und ich war stolz auf mein Werk. Zumindest bis ich mit meinen Eltern im Pfynwald beim Ostercamping war. Dort war ebenfalls ein Funkamateur zugegen. Er hatte zwar keine Station dabei, aber mein Vater machte mich auf den Mann aufmerksam: "Das ist ein richtiger Funkamateur. Speich doch mal mit ihm!"
Was ich leider auch tat. Ich zeigte dem Funkamateur mein selbst gebautes 40m Audion und als er mich aufforderte, den Deckel abzuschrauben und ihm das Innere zu zeigen, erwartete ich nichts anderes als ein Lob für mein Werk. Doch das Gegenteil war der Fall: "Dein Gerät ist nicht sauber aufgebaut. Die Verdrahtung ist wie ein Vogelnest", beschied er mir.

Doch sein Urteil hatte auf meine zukünftigen, selbst gebauten Geräte keinen Einfluss. Auch heute noch baue ich Vogelnester. Funktion vor Schönheit, lautet mein Motto für Selbstgebautes. Bin halt kein Künstler, sondern ein Homo Faber. 

Leider habe ich die beiden Empfänger nicht mehr. Sie sind, wie die meisten anderen Dinge meines Funkerlebens hinter dem Vorhang der Zeit verschwunden. Weder Bilder noch Schaltbilder sind übrig geblieben.

Auch der Nachfolger meiner selbst gebauten Audion-Empfänger ist schon längst verschollen. Wahrscheinlich habe ich ihn mal verkauft um mit dem Erlös Bauteile im Elektronikladen zu kaufen. Schon bald kam bei mir der Wunsch auf, einen Empfänger zu besitzen, der den ganzen Kurzwellenbereich abdeckt. Um einen Superhet zu bauen, zudem noch einer, der den ganzen Bereich von Mittelwelle bis 30 MHz abdeckt, dazu war ich damals nicht in der Lage. Aber man kann Empfänger auch kaufen, wenn man einen spendablen Onkel hat. So kam ich schliesslich zu meinem ersten "richtigen" Kurzwellenempfänger, einem Hallicrafters S-120. Der erste einer ganzen Reihe von Empfängern, die bei mir über den Schreibtisch wanderten, den ich jetzt Stationstisch nannte.

Der S-120 - hier im SWL Blog schön zu sehen - war ein sehr einfaches Gerät mit vier amerikanischen Röhren: 12BA6, 12BE6, 12AV6 und 50C5. Hallicrafters war damals eine renommierte Firma in Chicago, die neben günstigen Empfängern auch hochklassige Geräte herstellte. Den S-120 habe ich im virtuellen Hallicrafters Museum nicht gefunden. Die Firma wurde 1966 aufgelöst, sie hatte ihren Zenith längst überschritten. Der S-120 war kein Meisterstück, sondern ein Billigmodell. So waren auch seine Leistungen. Es war ein Einfachsuper mit einer ZF von 455 kHz. Die Spiegelfrequenz-Unterdrückung war deshalb mehr als bescheiden. Mindestens hat er seinen Eingang in das Radio Museum gefunden, der Webseite der Radiosammler.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich auf dem Camping-Platz im Rimini mit dem S-120 den Kurzwellensenders Schwarzenburg hörte. Doch für den Amateurfunk war er zu wenig empfindlich und trennscharf und im 40m verursachte die Spiegelfrequenz zusammen mit dem ungenügenden Dynamikbereich ein undurchdringliches Tohuwabohu.

Deshalb machte er bald einmal seinem Nachfolger Platz auf meinen SWL Stationstisch. Auch wieder ein Amerikaner. Ein Lafayette HA-350 aus Syosset bei New York. Er hielt es bei mir wesentlich länger aus, als sein Vorgänger und erlebte noch meine Prüfung bei der Generaldirektion PTT für die Lizenz als Funkamateur. Bis dahin sollte es aber noch einige Jahre dauern. Die Lizenz konnte hierzulande erst mit 18 Jahren gemacht werden.

Über den HA-350 und meine weiteren Funkabenteuer aus den 60er Jahren mehr im nächsten Beitrag: Erinnerungen eines Funkamateurs 3 - HA-350.     

   

Mittwoch, 12. November 2025

Erinnerungen eines Funkamateurs 1 - Germanium

 






Hier in den westlichen Voralpen, im Greyerzerland, erleben wir einen goldenen Herbst, mit viel Sonnenschein und klarer Sicht. Viele Bäume besitzen noch ihre gelb und rot gefärbten Blätter, doch einige sind schon kahl. Von den Höhen der umliegenden Berge blicken wir auf ein weisses Meer, als würden wir an der Küste wohnen. Es ist das Nebelmeer, das in dieser Jahreszeit oft das Mittelland bedeckt. In der Ferne ragen die Berge des Jura aus dem Nebelmeer. Meine Funkkollegen, die in der Tiefe dieses Meers wohnen, sind dann gespannt auf meinen Wetterbericht und wollen wissen, ob es sich lohnt, aufzutauchen und auf einen der vielen SOTA-Gipfel zu klettern, die wie Inseln aus dem weissen Wolkenmeer herausragen.

Funktechnisch gibt es keine grossen Neuigkeiten zu berichten. Die Ausbreitungsbedingungen auf den kurzen Wellen sind gut - kein Wunder in der Nähe des 11-jährigen Sonnenfleckenmaximums. Doch die DX-Signale höre ich hier im Alpental nur gedämpft; die Berge ringsum blockieren die Wellen, die in flachen Winkeln einfallen möchten. Doch NVIS geht prima. Nahverkehr ausserhalb der Bodenwellenreichweite ist oft im 40m und manchmal auch noch im 30m Band möglich. 

Dass unser 70cm Band unter Druck kommt, weil eine US-Firma dort Satellitenbetrieb machen möchte, habt ihr vielleicht schon gelesen. Auch dass unsere Tätigkeit im 23cm Band wegen des europäischen Galileo Navigationssystems stark eingeschränkt werden wird, wisst ihr sicher auch. Und dass es kaum berichtenswerte Neuigkeiten auf dem Funkgerätemarkt gibt, ist offensichtlich.

Auch aus meiner Funkbude gibt es nicht viel zu berichten. Ausser dem Exitus der 2m Endstufe, die ich kürzlich gekauft hatte. Schon nach kurzer Zeit hat sie ihren Geist aufgegeben und anstatt sie nach England zurückzusenden, habe ich versucht, sie selbst zu reparieren. Das ist mir trotz der lückenhaften Dokumentation gelungen. Obwohl der Support des Herstellers bescheiden war und er mir keinen Schaltplan schicken wollte. Schliesslich musste ich nur eine Freilaufdiode ersetzen, die ungenügend dimensioniert worden war. Ich habe mir vorgenommen, nie mehr ein Gerät ohne umfassende technische Dokumentation zu kaufen. Apropos Freilaufdiode: diese sollte mindestens den Schaltstrom des Relais ertragen und so ein kräftiges Antennenrelais hat bald mal so um die 200mA. Mit einer 1N4007 kann man nichts falsch machen.

Das zweite Vorkommnis schaltungstechnischer Art war ein zusätzliches ICOM Mikrofon, das ich gekauft habe. Ein HM-219, wie es z.B. zum IC7300 oder IC9700 mitgeliefert wird. Äusserlich sah das gekaufte Mikrofon gleich wie mein vorhandenes aus, doch sein Inneres unterschied sich deutlich. Die Schaltung war stark vereinfacht worden und die Bauteile wiesen andere Werte auf. Die Modulation war deshalb auf den tiefen Frequenzen gedämpft. Für Abhilfe sorgte ein 100nF Kondensator anstelle des 10nF der parallel zum 22k Widerstand in der Mikrofonleitung sitzt. Nun ist die Modulation nicht mehr vom Orginalmikrofon zu unterscheiden. 

Es gibt also zurzeit kaum Interessantes aus dem Alpental zu berichten. Deshalb werde ich in den folgenden Blogeinträgen versuchen, meine Geschichte zu erzählen. Warum ich mich schon als kleiner Bub für die Ätherwellen interessierte und wie ich schliesslich zum Amateurfunk kam. Damit natürlich auch über meine individuell gefärbte Geschichte des Amateurfunks in den vergangenen Jahrzehnten. Über meine Erlebnisse, über deren Höhen und Tiefen und über die Basteleien und Gerätschaften, mit denen ich am Funkverkehr teilgenommen habe. 

Hier also der erste Teil meiner Erinnerungen:

Meine persönliche "Funkgeschichte" begann irgendwann in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre. Wann genau, vermag ich nicht mehr zu sagen. Doch nehmen wir mal an, ich war damals 8 Jahre alt. Die Zeit: Oktober 1959.
Die persönlichen Fotos und Dokumente aus dieser Zeit sind spärlich. Aber an Einiges erinnere ich mich noch, als wäre es erst gestern gewesen. So zum Beispiel an mein erstes Radio. Es entstand aus einem Philips Baukasten, den ich zum Geburtstag geschenkt bekam. Dieses Radio und seine Unterlagen sind in der langen Reihe der Umzüge und Turbulenzen meines Lebens verschwunden. Doch den Schaltplan dieses Geräts, den habe ich noch. Ein einfacher Detektorempfänger, der genau so aufgebaut wurde:


Viel gehört habe ich damit nicht, vermutlich war der Draht, den ich als Antenne verwendete, zu kurz, oder ich hatte das Gegengewicht vergessen. Doch der Philips Baukasten hatte noch mehr zu bieten. Der Detektorempfänger konnte mit einem zweistufigem Transistorverstärker ergänzt werden und sah dann so aus:


 Damit hatte ich mehr Erfolg und konnte doch einige Rundfunkstationen auf Kurzwelle hören. Diese Stimmen, dieses Raunen und Rauschen aus dem Äther hat mich dermassen fasziniert, dass es mich seitdem nicht mehr losgelassen hat. Auf welcher Wellenlänge die empfangenen Signale waren, vermag ich nicht mehr zu sagen, vielleicht im 49, 41 oder 31m Band. Vielleicht habe ich damals auch kürzere Wellen empfangen, Ende der Fünfzigerjahre erreichte die Sonne ein Maximum ihrer Aktivität. Das höchste, das jemals registriert wurde. Leider kann ich mich an eine Skala des Radios nicht mehr erinnern. Vermutlich hatte er keine. Sie hätte sich mir sicher eingeprägt. Auch wenn mein Zahlengedächtnis nicht speziell gut ist, Frequenzen und Wellenlängen vergesse ich selten. 

Wie man aus dem Schaltplan ersehen kann, wurden neben einer Germanium-Diode OA70 zwei Germanium Transistoren OC75 eingesetzt. Damals eine Novität, den der Transistor wurde gerade erfunden, als ich geboren wurde und wir befanden uns damals noch voll und ganz im Röhrenzeitalter. Die Radioempfänger in den Wohnungen waren durchwegs mit Röhren bestückt. Was ein Computer war, wusste keiner, Taschenrechner gab es nicht und die Telefone hatten alle eine Wählscheibe. Die Menschen schrieben sich Briefe und bei wichtigen Ereignissen traf jeweils ein Telegramm von unseren Verwandten aus Übersee ein.

Hier im Bild sind ein Transistor OC75 und eine Diode OA70 zu sehen, wie sie damals in meinem Radio verwendet wurden:


Die ersten Germanium Transistoren wurden in kleine Glasröhrchen eingebaut, die gegen Lichteinfall schwarz lackiert waren. Licht hätte die Funktion des Transistors gestört. Der Glaskörper der Diode OA70 ist hingegen durchsichtig und man kann ihren Aufbau deutlich erkennen: Die Spitze eines Metalldrahtes drückt auf ein Germaniumplättchen.
Für die spätgeborenen Betrachter des Fotos: das längliche Teil im Bild soll als Massstab dienen und ist kein Elektronikbauteil. Man nennt es Zündholz und es wurde früher zum Feuermachen gebraucht. 

Silizium wurde damals noch nicht in Halbleitern eingesetzt. Germanium war der Halbleiter der Stunde. Daneben spielte in Leistungsgleichrichtern Selen noch eine Rolle. Aber diese grossen, aus einer Reihe von Platten bestehenden Gleichrichter, die bei Kurzschluss nach faulen Eiern stanken, kennt heute kaum jemand mehr. 
 
Für Lautsprecherbetrieb konnte der Empfänger noch mit einer weiteren Stufe ergänzt werden. Mit einem OC72 wie im folgenden Schaltplan zu sehen ist. Aus heutiger Sicht eine haarsträubende Schaltung und der OC72 ging denn auch rasch kaputt. Dass zu jener Zeit die flachen 4,5 Volt Batterien eingesetzt wurden, hing mit den damaligen Taschenlampen zusammen: Sie war deren Standardbatterie. 
 

  Mit dem Elektronikbaukasten von Philips konnte man noch andere Schaltungen bauen und ich habe sie damals alle ausprobiert. Doch keine hat mich so fasziniert wie die Radioempfänger. Dass man mit diesen seltsamen und teilweise mit farbigen Ringen versehenen Teilen Stimmen und Musik über hunderte und tausende von Kilometern Entfernung hören konnte, erschien mir damals wie Zauberei. Erst als ich ein gewisses Buch in die Hände bekam, begann ich die Zusammenhänge zu verstehen. Es war das Buch Radiobasteln für Jungen von Heinz Richter.
Da es noch kein Internet gab, waren Bücher die wichtigste Quelle von Informationen.

In den folgenden Jahren habe ich alles gelesen, was ich in die Finger bekam, nicht nur Technisches; ich las mich quer durch die Bibliothek meiner Eltern. Bis heute bin ich ein Vielleser geblieben. 

Heinz Richter hat neben "Radiobasteln für Jungen" noch viele andere Bastelbücher geschrieben. Zwar liefen seine Schaltungen nicht immer problemlos, aber ich habe trotzdem mein gesamtes Taschengeld in elektronische Komponenten gesteckt, die in einem Elektronikladen in Bern zu finden waren. Ein Elektronikladen verkaufte damals hauptsächlich Bauteile und hat nichts mit den Mediamärkten unserer Zeit gemein. Selbstbedienung war damals noch nicht üblich und auch im Elektronikladen musste man anstehen und die Ware an der Verkaufstheke bei einem der Angestellten bestellen, der dann in der Tiefe des Lagerraums verschwand und nach einiger Zeit mit dem Gesuchten wieder auftauchte.

Obwohl damals noch viel mit Röhren gebaut und experimentiert wurde, waren Transistoren meine Lieblinge. Elektronenröhren spielten erst zu einer späteren Zeit meines Bastler- und Funkerlebens eine gewisse Rolle. Doch darüber mehr in einem der nächsten "Erinnerungen".    

           

Freitag, 19. September 2025

Die 300W 2m Endstufe Gemini 2

 

Bild: Eine Mantis (Gottesanbeterin) in Südfrankreich aufgenommen.

Wie bereits berichtet habe ich eine 2m Endstufe beim DXshop gekauft. Sie stammt von dem englischen Hersteller Linear Amp. Eine Firma, die neben VHF und UHF auch KW Endstufen baut.

Die Gemini 2 ist eine Linearendstufe mit einer maximalen Leistung von 300 Watt und einem eingebauten 220V Netzteil. Bei der Bestellung kann die gewünschte Ansteuerleitung angegeben werden. 2.5/5/10 und 25 W stehen zur Auswahl. Ich habe mich für 25 W entschieden. Damit brauche ich die Leistung meines ICOM IC-9700 nicht allzu stark zu reduzieren. Auch für einen YAESU FT-991A wären die 25 Watt ideal. Damit läuft man nicht Gefahr, bei einer unbeabsichtigten Übersteuerung, den Leistungstransistor in Gefahr zu bringen. Zwar besitzt die Endstufe einen Overdrive-Schutz, der sie vor zu viel Ansteuerleitung schützt, doch Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.

Ich habe übrigens den Overdrive-Schutz mit 100W getestet und er hat bei dieser 6dB Überteuerung noch nicht reagiert! Die Wirkung und Schaltgeschwindigkeit dieser Schutzschaltung entspricht der in meiner Eigenbau PA. 

Im Gegensatz zu meinem Eigenbau ist das eingebaute 220V Netzteil nicht ein Schaltregler sondern ein klassisches Trafo-Netzteil. Die Gemini 2 ist deshalb ziemlich schwer, nämlich ca. 10kg. Aber sie ist auch entsprechend robust gebaut. Hier ein Blick in ihr Inneres:


   Der Aufbau wirkt professionell und die verwendeten Bauteile sind von guter Qualität. Es steckt viel hochwertiges Material in diesem Gerät. Und wie der geneigte Funker erkennen kann, wurde die PA zum grössten Teil von Hand gefertigt. Und das notabene nicht in China sondern in England. Erstaunlich bei dem Preis, den ich bezahlt habe. Zurzeit kostet die PA aber schon etwas mehr: (ex MwSt.) 1250 englische Pfund. Allerdings hat sich die Modellbezeichnung inzwischen geändert, wie man sieht ist der Name "Gemini" von der Frontplatte verschwunden.

Natürlich habe ich auch einen Blick unter die Abschirmung des HF-Teils geworfen, obwohl man dazu diese an drei Stellen entlöten musste und die erneute Montage der Abschirmung viel Geduld erforderte. So sieht es dort aus:


Von besonderem Interesse war für mich das Umschaltrelais am Eingang. Es ist ein kleines Printrelais des Typs AXICOM HF3 56. Darüber muss auch die Sendeleistung des Transceivers passieren, wenn die PA ausgeschaltet ist. In meinem Fall auch mal 100W, wenn ich den Transceiver, ohne die PA zu benutzen, voll aufdrehe. Wie aus dem Datenblatt des Relais zu entnehmen ist, sind zwar nur maximal 50W CW bei 2.5 GHz erlaubt. Da jedoch die Durchgangsdämpfung und das SWR bei 144 MHz viel besser sind als bei 2.5 GHz, dürfte das Relais auch meine 100 Watt klaglos aushalten. Zumal es in diesem Fall nicht geschaltet wird.

Ein weiteres Teil von Interesse ist der Transistor, ein MRFE6VP6300H von NXP. Kürzlich habe ich von Preissteigerungen bei HF LDMOS Transistoren von NXP berichtet und als ich den derzeitigen Preis von Mouser für dieses Teil gesehen habe, traf mich fast der Schlag. Ganze 650 Euro kostet ein neuer Transistor. Also auch hier eine exorbitante Preissteigerung wie bereite beim MRF300. Wenn die PA mal kaputt geht, kann es so teuer werden, dass man die Kiste gleich verschrotten kann, und ich frage mich, ob Linear Amp diese Endstufen weiterhin zu dem oben genannten Preis fabrizieren kann.

Auffallend ist unter der Abschirmhaube auch das schöne, 11 polige Chebyshev Filter. Die Oberwellendämpfung liegt bei 70dB.  

Des weiteren ist das Dämpfungsglied zu sehen, das die Leistung des Transceivers auf den gewünschten Wert reduziert - in meinem Fall auf 25W Ansteuerleistung. Dieses Dämpfungsglied kann bei Bedarf durch ein anderes ersetzt werden, um die Ansteuerleistung auf einen anderen Wert (2.5/5/10W) festzulegen. Es sitzt ebenfalls auf dem Kühlkörper des Transistors. 

Die Lüftung ist Temperatur gesteuert und deutlich hörbar, wenn längere FM-Durchgänge gemacht werden. Aber immerhin leiser als bei meinem Eigenbau. 

Aufgefallen ist mir als weiterer negativer Punkt, die Anzeige der Ausgangsleistung. Bei längeren Durchgängen geht sie etwas "in die Knie", obschon ein externes Power-Meter keinen wesentlichen Rückgang der Leistung anzeigt. Wieso das so ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Zumal dem Manual kein Schema beiliegt. Ebenfalls ein weiterer Minuspunkt.

Wie sind die Endstufe auf die Dauer bewähren wird, wird sich zeigen. Ich werde ggf. darüber berichten.

vy 73 de Anton

  

Mittwoch, 17. September 2025

News aus dem Alpental

 

Bild: unterwegs auf dem Küstenweg auf der Halbinsel von Giens

Liebe Leser

Der Sommer neigt sich hier dem Ende zu. Die Herbstzeitlosen - Vorboten des Herbsts - sind schon verblüht und die Blätter der Bäume beginnen sich zu verfärben. Gerade sind wir von Südfrankreich zurück, wo wir Ferien von den ewigen Ferien verbracht haben. Diesmal ohne Funkstation. Leider, muss ich im nachhinein sagen. Stand uns doch ein 5000qm grosser Park mit hohen Pinien zur Verfügung. Der regte natürlich die Antennen-Fantasie mächtig an. 

Kaum zuhause traf schon ein lange erwartetes Paket ein. Vom DXshop aus UK. Mit einer 300 Watt PA für das 2m Band. Gewissermassen die Konkurrenz zu meinem Eigenbau. Ich hatte die PA bestellt, bevor ich meine Endstufe gebaut hatte. Zwei PA für 2m sind zwar Overkill, aber immerhin habe ich damit einen guten Vergleich zwischen einem kommerziellen Produkt und einem Eigenbau. 

In diesem Zusammenhang ist mir gerade eine Mittteilung ins Haus geflattert: Für meine Eigenbau-Endstufe hatte ich zwei Transistoren des Typs MRF300 verwendet. Die kosteten pro Stück um die 50 Euro bei Mouser. Nun kosten diese Transistoren je ca. 250 Euro! Für zwei Stück also 500 Euro. Eine Preiserhöhung um den Faktor 5. Wieso und warum: keine Ahnung. Anstatt Gold, Aktien oder  Bitcoins hätte man in letzter Zeit also MRF300 kaufen sollen. Somit kann man Endstufen Projekte mit diesen Transistoren wohl vergessen. Ob auch Aufschläge auf anderen LDMOS im HF-Bereich erfolgt sind oder erfolgen werden, entzieht sich meiner Kenntnis.

Zum Gemini 2 werde ich in einem nächsten Post berichten, wenn ich die PA ausgiebig getestet habe.

vy73 de Anton 

Samstag, 12. Juli 2025

144MHz 500W PA Bausatz aus China

 

Rarität: eine gelbe Elster

Immer wieder geistert ein Bausatz durch die Seiten von Ebay, Aliexpress und ähnlichen Anbietern: Eine Billig-Endstufe für VHF, die sage und schreibe 500W liefern soll. Kosten für den Kit: 20 bis 30 US$ auf Aliexpress. Ein Schnäppchen für einen Meinungsverstärker mit einem halben Kilowatt. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. 

Als ich dieses Teil entdeckte, habe ich sofort eins bestellt. Für diesen Preis kann man ja nichts falsch machen, war meine Überlegung. Während in dicht von Funkamateuren besiedelten Regionen und auf exponierten Standorten mit einer solchen 2m Endstufe keine Freunde zu gewinnen sind, gilt für das Alpental: auf die Dauer hilft nur Power.  

Das war vor ca. zwei Jahren. Heute ist die Endstufe endlich fertig geworden. Im zweiten Anlauf.

Hier nun die Geschichte dieses "sehr chinesischen Bausatzes":

Wie bei Kits und Funkgeräten aus dem Land des Lächelns so üblich: eine Anleitung oder auch nur ein Schema gibt es nicht. Nur eine Plastiktüte mit ein paar Komponenten und einer Leiterplatte. Auch die Transistoren waren in diesem Fall nicht inbegriffen. Sie mussten separat beschafft werden. Es  sind je ein Stück MFR300AN und MRF300BN. Ein aktueller MOSFET von NXP. Anstelle eines Keramikgehäuses ist der Transistor in ein Kunststoffgehäuse TO-247 verpackt. Die zwei Typen haben zwar genau die gleichen Daten, aber spiegelbildliche Anschlüsse, um sie in Push-Pull Schaltungen bequem vis-à-vis platzieren zu können. Wie wir später sehen werden, sind diese Transistoren ausserordentlich robust. Laut Datenblatt halten sie ein SWR von 1:65 aus. Bei voller Leistung und 3dB Overdrive. Sollte man einmal vergessen, die Antenne anzuschliessen, ist die Chance gross, dass die beiden MOSFET heil bleiben. Ein Transistor allein wäre in der Lage 320 Watt CW zu liefern. 500W für eine Push-Pull Endstufe ist also ein realistisches Ziel. 

Die Transistoren kosten bei Mouser zusammen ca. 100 Franken. 

Bei dieser Gelegenheit ist zu erwähnen, dass man auch noch ein Netzteil mit 50V und mindestens 15A benötigt und natürlich auch HF-Relais für die Antennenumschaltung. Einen Kühlkörper und einen Lüfter und dazu noch eine S/E-Steuerung, ein Gehäuse und ein paar Kleinteile. 

Das beste an diesem Bausatz ist wohl die Leiterplatte. Sie ist von guter Qualität und entspricht der wirklichen Schaltung der Endstufe. "Wirklich" aus dem Grund, weil der Schaltplan, der im Web zu finden ist, falsch ist. Hier die Leiterplatte mit Bestückungsplan:


Und das ist der Schaltplan, den man im Internet findet:


 

   Er ist falsch. Die RC-Glieder hängen nicht am Source-Anschluss, sondern an der Basis der Transistoren. Nebst diesem Schaltplan ist nach einigem Suchen eine korrigierte Fassung eines findigen Kopfes zu finden. Oben das Original, unten die Korrektur:


  Wie zu sehen ist, wurde anstelle des Dämpfungsglieds am Eingang im korrigierten Plan ein 100 Ohm Widerstand zugeschaltet. Etwas scheint also mit der Anpassung am Eingang nicht ganz zu stimmen. Dass diese Vermutung voll ins Schwarze trifft, werden wir später herausfinden. Doch zuerst machen wir mal Materialkontrolle. So werden die Bauteile geliefert:


An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass dieses Bild vom dritten Kit stammt, den ich bestellt habe. Notabene dem Besten. Bitte nicht lachen: aber ich habe drei Kits "verbraucht" bis daraus eine Endstufe entstanden ist. Lehrgeld bezahlen, nennt man das. Interessant ist, dass in allen drei Bausätzen nur der Print gleich war. Die Bauteile, die ich erhielt, variierten. Manchmal fehlte etwas, manchmal waren es die falschen und manchmal waren sie schlicht unbrauchbar. Aus keinem der Bausätze wäre telquel eine funktionierende 500W PA entstanden.

Die Schaltung beinhaltet ebenfalls ein Tiefpassfilter zur Oberwellenunterdrückung. Und das hat schliesslich zum Exitus von Kit #1 geführt. Obwohl ich vorher das Tiefpassfilter mit dem VNA abgeglichen habe, konnte es die HF der Endstufe nicht verdauen. Es entlötete sich nicht nur, es explodierte und der Print fing Feuer. Das war der Moment, wo ich das Experiment vorerst beendete und die Schaltung im Elektronikcontainer der Entsorgungsstelle landete. Mit Ausnahme der Transistoren. Die waren von dem Feuerwerk nicht beeindruckt und immer noch einwandfrei. Natürlich war das Tiefpassfilter mit den viel zu kleinen Spulen und den schwachen und minderwertigen Keramikkondensatoren nicht das einzige Problem in diesem Desaster. Ein Test ohne Tiefpassfilter zeigte nämlich, dass die Schaltung nicht in der Lage war, mehr als 200 bis 300 Watt zu liefern und der Wirkungsgrad unter 50% lag. Aber mir war die Schaltung verleidet und so verzichtete ich auf eine Ergründung dieser Probleme. 

Doch kürzlich stolperte ich wieder über diesen Kit und nahm nochmals einen Anlauf. Diesmal kaufte ich zwei Bausätze von unterschiedlichen Lieferanten. Beide lieferten natürlich unterschiedliches Material. Bei dem einen waren es 50 Ohm Koaxialkabel anstelle von 25 Ohm Kabel für den Ausgangstransformator. Bei dem anderen waren die Koaxkabel nur halb so lang, wie sie sein sollten. Bei beiden waren die Abblock- und Koppelkondensatoren (100pF) von ungenügender Qualität. usw. etc. Doch diesmal warf ich die Flinte nicht mehr vorzeitig ins Korn. 

Ich ersetzte die 100pF Kondensatoren durch hochwertige ATC-Typen, änderte die Eingangsschaltung für eine tadellose Anpassung mit hoher Rücklaufdämpfung und verwendete nun 12.5 Ohm Koaxialkabel, anstelle des 25 Ohm Kabels (2 Stück parallele 25 Ohm Kabel wäre auch eine Alternative gewesen). Denn mit 25 Ohm Koax lief die Schaltung nicht zufriedenstellend, wie ich herausfand. Eine Frage, zu der ich keine gescheite Antwort im Web fand, war die Länge der Koaxialstücke. Sie scheint unkritisch zu sein und hat nichts mit einer Viertelwellenlänge zu tun. Sowohl 15cm wie auch 17cm liefen gleich gut.

Ein weiterer wichtiger Punkt war der Verzicht auf das Tiefpassfilter, das auf dem Print integriert ist. Ich habe diesen Teil des Prints einfach abgesägt und ein separates Tiefpassfilter gebaut. Mit versilberten Spulen aus 2mm Cu und Luft-Trimmkondensatoren. Damit liess es sich wunderbar auf geringste Rücklaufdämpfung und Verlust (0.1dB) trimmen. 

Damit war die Endstufe nun endlich funktionsfähig. Sie liefert mehr als ein halbes Kilowatt mit über 70% Wirkungsgrad. Biasstrom der Transistoren je 100mA.

Hier die neue Eingangsanpassung mit zwei 10pF SMD Trimmern von Murata. Gleichzeitig wurde die Primärwicklung des Eingangstrafos von 3 auf 2 Windungen reduziert. Mit den beiden Trimmern kann der Eingang auf bestes SWR abgeglichen werden. 

     

Ein Dämpfungsglied am Eingang ist damit nicht notwendig. Mit 4 Watt lässt sich die PA voll aussteuern. Trotzdem habe ich am Eingang noch ein Dämpfungsglied von 3dB eingefügt. So lässt sich die Steuerleistung des Transceivers besser dosieren.

Mit dem Absägen des Tiefpassfilters habe ich natürlich auch die auf der Leiterplatte vorhandene SWR-Schaltung beseitigt. Für mich zurzeit kein Problem. Was mir viel wichtiger und dringender schien, war eine Schutzschaltung gegen eine Übersteuerung (Overdrive). Also eine Schaltung, die die Endstufe vor Zerstörung schützt, sollte ich mal vergessen, die Leistung des Transceivers herunter zu regeln. Trotz 3dB Dämpfungsglied am Eingang würde die PA im schlimmsten Fall immer noch 50W (IC-9700) abbekommen. Das  wollte ich nicht riskieren. 

Um einen Overdrive blitzartig abzustellen, würde man wohl am besten einen Komparator einsetzen, der einen Thyristor schaltet. Der müsste dann auf irgendeine gescheite Art die Sendeleitung des Transceivers sofort abschalten oder direkt auf die Antenne umleiten. Eine aufwändige Schaltung also. Und für mich zu kompliziert. Ich bevorzuge das KISS-Prinzip.

Meine Overdrive Sicherung besteht aus einem HF-Gleichrichter, einem einzigen Darlington Transistor und einem schnellen Signalrelais. Die Overdrive-Schwelle wird mit einem 100k Poti eingestellt.

Wenn die Schaltung anspricht, wird die Sendeleistung direkt auf die Antenne durchgeschaltet und die 50V Spannung der Endstufe unterbrochen. Somit auch die BIAS-Spannung, die aus den 50V gewonnen werden. Wegen der Verzögerung durch das Relais liegt im Overdrive-Fall für einige Millisekunden die volle Sendeleitung am Eingang der Endstufe. Also 50W nach dem 3dB Dämpfungsglied. Ein "Schönheitsfehler": Doch die Endstufe hat die Tests überstanden. Auch den Wurstfall (worst case). Ab 15W am 3dB Dämpfungsglied schaltete sie zuverlässig und ohne Schaden zu nehmen ab. Hier meine Overdrive-Schutzschaltung:


   Der OD-Stop schickt plus 12V direkt auf die Basis eines BD680, eines  PNP Darlington Transistors, der (über eine Diode und einen 22k Ohm Widerstand vom IC-9700 gesteuert wird und die S/E-Umschaltung bewerkstelligt. Für einen Reset muss die PA aus- und wieder eingeschaltet werden.

Einfacher geht's nicht mehr.

Hier einen Blick in die Endstufe:





Das Gehäuse besteht aus Platinenmaterial, das mit 3mm Gewindeblöcken zusammengeschraubt wurde.  Die meisten anderen Bauteile stammen aus dem Teil meines Fundus, der den Umzug ins Alpental überlebt hat. Platinabschnitte gibt's z.B. bei Reichelt oder Conrad. ATC-Kondensatoren und Murata Trimmer liefert u.a. Mouser. 12.5 Ohm Koaxialkabel ist sehr schwer zu finden. Doch 25 Ohm ist gängig.

Mittwoch, 2. Juli 2025

Empfang von SAQ 17.2kHz mit QMX und Mini Whip

Heute am 2. Juli feiert die Station SAQ im schwedischen Grimeton ihr 100 jähriges Jubiläum. Anstatt die Sendung auf 17.2 kHz von zuhause aus zu  verfolgen, bin ich mit meiner Empfangsstation hinaus in die Natur gezogen. Als Empfänger diente mir diesmal der QMX von QRP-Labs, zusammen mit einem selbst gebauten Konverter, der die Längstwelle in das 5MHz Band umsetzte. Die Antenne war diesmal keine magnetische Antenne, sondern eine sogenannte Mini Whip. Letztere habe ich nicht selber gebaut, da man sie für ein paar Dollar überall im Internet kaufen kann. Die Mini Whip ist eine winzige elektrische Aktivantenne. Sie besteht aus einer 3x5.5 cm grossen Leiterfläche und einem nachgeschalteten Impedanzwandler/Verstärker. Trotz ihrer lächerlichen Grösse empfängt sie Signale von der Langwelle bis weit über den Kurzwellenbereich hinaus erstaunlich gut. Auf den ersten Blick die ideale Antenne für den SWL mit wenig Platz. Doch dem ist nicht so. Sintemal sie auch sämtliche elektrischen Störungen aus der ganzen Umgebung auffängt. Darum bin ich mit ihr hinaus ins freie Feld gezogen. Aber auch dort, konnte ich dem elektrischen Raunen unserer technischen Zivilisation nicht entgehen. Der Äther war unruhig, wie man im Video hören kann. 

Trotzdem war SAQ damit zu empfangen. Nicht so gut wie erhofft, aber immerhin mit dem Ohr des Telegrafisten zu decodieren: 


Hier zum Vergleich das Video von meinem letzten SAQ-Empfang. Damals mit einer (magnetischen) Ferritantenne von zuhause aus:


Als SWL  würde ich also eher auf eine magnetische Aktivantenne setzen. Auch die findet man überall im Internet für wenig Geld. Im Gegensatz zu einer magnetischen Sendeantenne ist diese breitbandig und muss nicht abgestimmt werden. Zudem können schon kleinere Loopdurchmesser ansprechende Resultate zeigen (<1m). Auch im Innern der Wohnung, mitten im elektrischen Störnebel.

Hat die Mini Whip deshalb heutzutage keinen Nutzen für den SWL oder den Funker? Keineswegs. Sie eignet sich, in Kombination mit einem portablen Empfänger als idealer "Spürhund" für elektrische Störungen, die unseren Empfang beeinträchtigen. 

Samstag, 31. Mai 2025

Der Berg ist gefährlich

 

Bild: Breithorn von der Lauchernalp aus. Der abgebrochene Birch-Gletscher ist der kleine links.

Die Berge sind gefährlich. Wenn man im Alpental lebt, ist man sich dessen bewusst. Trotzdem ist man betroffen von dem, was dem Dorf Blatten und seinen Einwohnern im Lötschental geschehen ist. Die Berge sind einer dauernden Wandlung unterworfen. Die Erosion macht nur scheinbar Pause, Auch wenn sie meist für die Menschen unbemerkt verläuft, sie ist immer da. Felsen brechen ab, Hänge rutschen. Wer zur falschen Zeit am falschen Ort ist, hat Pech gehabt. Oder lässt es an Vorsicht und Aufmerksamkeit mangeln.

Als Alpenbewohner bin ich betroffen von der Katastrophe im Lötschental. Umso mehr weil ich mich an die Zeit vor zwei Jahren erinnere, als ich von dort aus im Aether und auf den wunderbaren Wanderwegen unterwegs war. Auch nach Blatten bin ich damals gewandert und habe im Hotel-Restaurant Edelweiss Rast gemacht. Dann gings mit dem Postauto zurück nach Wiler und mit der Seilbahn wieder hinauf auf die Lauchernalp

   

Letztes Jahr ist die Strasse zu unserem Nachbardorf Cerniat abgerutscht und musste gesperrt werden. Glücklicherweise konnte durch eine kleine Nebenstrasse die Verbindung aufrecht erhalten werden, bis die Hauptstrasse repariert und das Gelände verstärkt war. Einbahnverkehr und eine Beschränkung auf 3.5 Tonnen für ein paar Monate waren die Folgen. Nichts im Vergleich zu dem, was Blatten geschehen ist. Dort im Lötschental wird man kaum die Millionen Tonnen Schutt wegschaufeln können, um alles wieder so zu richten, wie es war und das Dorf an gleicher Stelle neu aufzubauen.

Meine Spazierwege führen mich oft durch die Wälder in der Nähe. Auch sie sind Zeugen von Bergstürzen, die vor Jahrhunderten geschehen sind. Inzwischen hat der Wald seinen grünen Mantel über die ehemaligen Katastrophen ausgebreitet. Nur die riesigen Felsblöcke mahnen den aufmerksamen Beobachter an die vergangenen Geschehnisse.




Was damals geschehen ist, kann jederzeit wieder passieren. Hier und an vielen anderen Orten.

Wenn ich mich nicht täusche, wird auch im Lötschental die Natur mit ihrer Vegetation die Wunde schliessen, die der Bergsturz ins Tal gegraben hat. Ich hoffe, Blatten wird dann in der Nähe und an sicherer Stelle wieder neu entstehen.  

Wer das Glück hat, wie ich, zwar in den Alpen zu wohnen, doch unbedroht von nahen Felswänden und Gletschern, vergisst das oft. Doch der Bergsturz ist im Alpental nicht die einzige Gefahr. Daran erinnern die Helikopter der Rettung, die viel zu oft hier oben zu sehen sind. Bergwanderer und Gleitschirmflieger, die ihre Fähigkeiten über- und das Wetter unterschätzen. Übermütige Motorradfahrer, die zu viel riskieren. 

Auch mich überraschte das Wetter oft, als ich ins Alpental zog. Die Wetterprognosen sind nicht sehr zuverlässig bei uns und wenn man die dunklen Wolken auftauchen sieht, hat man nur wenig Zeit, Schutz zu suchen. Anders als im flachen Hügelland des Schweizer Mittellandes.

Das wissen auch die SOTA-Funker, die die umliegenden Höhenstandorte besuchen. Funkamateure sind in der Regel eher vorsichtige Menschen. Das ist gut, denn nun naht die Gewitterzeit. Blitz und Antenne vertragen sich schlecht. 

Aber auch wer zuhause funkt, muss auf die Antenne aufpassen. Dafür schenkt uns auch dieses Jahr die Gewitterzeit wieder schöne Es-Verbindungen im 6m und 4m Band, und den ganz glücklichen sogar im 2m Band. Die Saison ist eröffnet, wie in den vergangenen Tagen auf den Bändern zu hören war.