Mittwoch, 12. April 2023

POCSAG, ein unangenehmer Nachbar

 


POCSAG heisst Post Office Code Standardisation Advisory Group und ist ein Funkrufprotokoll. Damit werden seit Jahrzehnten sicherheitskritische Dienste alarmiert wie Feuerwehr, Ambulanz, Polizei etc.

Das Prinzip: Ein starker Sender verbreitet die Alarmmeldungen und die betroffenen Personen empfangen diese mit einem Empfänger, einem so genannten Pager. Eine direkte Rückmeldung ist nicht vorgesehen. Damit können ganze Personengruppen alarmiert werden, unabhängig von eventuell überlasteten Netzen wie Mobilfunk und Mobiltelefon. Im Katastrophenfall eine wichtige Eigenschaft.

Mein "persönlicher" POCSAG Sender - oben im Bild - befindet sich anderthalb Kilometer entfernt in Sichtweite meiner Antenne. Diese schaut glücklicherweise in die entgegengesetzte Richtung,  dreht dem POCSAG Sender also den Rücken zu. Trotzdem gelangt das Signal noch mit 1mV an den Eingang meines 2m Empfängers. Der Clou dabei: die Sendefrequenz ist 147,400 MHz. Also ganz in der Nähe des 2m Bandes.

Der IC-9700 steckt das gerade noch so weg, ohne Fisimatenten zu machen. Würde die Antenne aber Richtung POCSAG Sender zeigen, würde sein D/A-Wandler überlastet, die Overflow Anzeige aufleuchten und der Empfänger nur noch Gibberish von sich geben, wie ich aus Erfahrung weiss. 

Soweit so gut. Glück gehabt. 

Bis ich kürzlich auf die dumme Idee kam, einen Transverter für das 2m Band zu bauen. Na ja, der IC-9700 könnte ja mal aussteigen und da käme so ein Transverter, der ins 28 MHz Band umsetzt, gerade kommod. An KW Geräten mangelt es im Shack nicht. Außerdem lagen in meiner Bastelkiste viele Bauteile rum und langweilten sich. Das ist kein akzeptabler Zustand für einen Radiobastler. Dioden-Ringmischer, 116MHz Oszillatoren, MMIC's, Johanson-Trimmer und andere edle Teile. Alles war da - akkumuliert über Jahrzehnte - und rief nach Verwendung.

So nahm das Unheil seinen Lauf. Im Nu war der Empfangsteil des Transverters fertig gebaut und ein erster Test stand an. Die Empfindlichkeit des Empfängers konnte mit dem IC-9700 problemlos mithalten. Doch auf meinem lokalen Lieblingskanal (145.400) grunzte sporadisch ein Signal, das mir bekannt vorkam: Das 147,400 MHz Signal des POCSAG Nachbarn. Ausgerechnet dort und nirgendwo anders. Wie war das möglich. Zauberei?

Doch wie wir wissen, gibt es Magie nur bei den Antennen. Beim Rest der Elektronik kommt sie nicht vor. Dank dem Spektrumanalyzer stieß ich bald einmal auf den Übeltäter: es war der Lokaloszillator (LO) meines Transverters. 

Um das 144 MHz Band auf 28 MHz runter zu mischen, muss der LO 116 MHz liefern. 144 minus 28 = 116.

Das tat er zwar. Aber leider nicht exklusiv. Der TCXO, den ich als LO verwendete, war nicht sauber. Wundern tut's mich nicht. Das Teil habe ich über Ebay aus China gekauft. Das Gehäuse ist vergoldet, was hohe Qualität suggerieren soll. Aber leider ist der LO außen fix und innen nix. Ein ganzer Lattenzaun kam aus dem Goldteil - alle 2 MHz. Hier das Bild vom Speki:


 Wie wir sehen, hat es links und rechts vom 116 MHz Signal noch weitere "Nägel". Nur -45dB unter dem Pegel des Hauptsignals. Und die mischt der Mischer natürlich auch. Er kann gar nicht anders. So leider auch das Signal auf 118 MHz. Wenn wir das POCSAG Signal von 147.400 mit 118 MHz mischen erhalten wir genau 29.400 MHz. Und das ist der Punkt: 145.400 gemischt mit der (richtigen) 116 MHz LO -Frequenz ergibt ebenfalls 29.400 MHz. 

Und so plärrt der POCSAG scheinbar auf 145.400, wenn man über den Transverter hört. 

Auch umgekehrt wäre das der Fall. Wenn ich mit diesem Transverter senden würde, wäre auf der POCSAG Frequenz mein Signal zu hören. Schwach zwar, aber weit über dem zulässigen Wert. Der POCSAG ist zu nahe beim 2m Band um mit vernünftigem Filteraufwand diese Nebenwelle wegzubekommen.

So bleibt mir nichts anderes übrig, als nach einem sauberen LO zu suchen oder selbst einen zu bauen.

Apropos Vorschriften: Für Sender oberhalb 30 MHz mit mehr als 25W müssen die Nebenaussendungen mindestens -60dB gedämpft sein. 

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