Sonntag, 14. Dezember 2025

Erinnerungen eines Funkamateurs 5 - Die Lizenz

 


Bild: Vanil Noir HB/FR-001, 2389m

Endlich war es soweit. Ich war 18 und hatte mich für die Lizenz Prüfung angemeldet. Sie fand in Bern bei der Generaldirektion PTT statt. Kein Multiple Choice mit Ankreuzen von Kästchen, sondern eine strenge Prüfung im direkten Kontakt mit den Experten. Durchmogeln mit Auswendiglernen eines Fragenkatalogs war unmöglich.

Da mussten nicht nur das Blockschema eines SSB-Senders und eines Oszillators (mit Elektronenröhre) gezeichnet, sondern auch erklärt werden. Schwingkreis und Spannungsteiler mussten berechnet werden. Ohne Taschenrechner, den gab es damals noch nicht. Dann Fragen zu Antennen und Wellenausbreitung und anderes mehr. Ich hatte die Ehre, gerade zwei Prüfern Red und Antwort zu stehen. Auch über die technischen und operativen Vorschriften wurde ich von den beideh Herren befragt. Ein strenges Examen. Jeden liess man damals nicht auf den Äther los.

Doch das Beste kommt zum Schluss. Es war die Morseprüfung. Tempo 60 Buchstaben pro Minute. Aufnehmen und Geben mit sehr wenig Fehlertoleranz. Zum Geben diente eine Handtaste, wie sie damals die Telegrafisten benutzten. Ich war nervös und meine Stirn wird damals wohl vor Angstschweiss geglänzt haben. Höchste Konzentration war gefordert, denn es gab nur einen Versuch.

Leider gab ich nicht mein Bestes und scheiterte an zwei Fehlern zu viel. Eine Wiederholung war nicht vorgesehen. Ich könne mich nächstes Jahr wieder neu anmelden, hiess es.  Aus war der Traum vom Kurzwellenamateur. Der begehrte Radiotelegrafistenausweis blieb mir verwehrt.

 


Doch halt! Noch gab es einen Hoffnungsschimmer, noch war nicht alles verloren. Denn gerade hatte man eine neue Lizenzklasse geschaffen. Für die, welche nicht morsen wollten oder konnten. Eine so genannte UKW-Lizenz. Für VHF und UHF, ähnlich der heutigen HB3-Klasse. Diese UKW-Amateure mussten die gleich strenge technische Prüfung bestehen wie die Kurzwellenamateure, ausser dem Telegrafieren. Die UKW'ler bekamen vorerst Rufzeichen aus dem HB9Mxx Block. Später dann auch aus anderen Blöcken.  

So bekam ich also den Trostpreis, wurde UKW-Funkamateur und erhielt das Rufzeichen HB9MBS zugeteilt. Ich gehörte also zu den ersten dieser unglücklichen Truppe. Aber auch die UKW-Amateure durften - im Gegensatz zu den heutigen HB3er ihre Geräte selbst bauen. Und genau das tat ich, als meine Enttäuschung über die nicht bestandene Morseprüfung verraucht war.

Heute dürfen die Funkamateure mit ehemaliger UKW-Lizenz ebenso auf Kurzwelle funken wie die mit Radio-Telegrafisten Ausweis. Mit gleichen Rechten und Pflichten. Nach dem Wegfallen der Morseprüfung gab es keinen Unterschied mehr zwischen den beiden Klassen. Doch als die UKW-Amateure auch auf Kurzwelle senden durften, erlebte der Amateurfunk - zumindest hierzulande - eine tiefgreifende Wandlung: Der Verkehr auf den VHF und UHF Bänder nahm rapide ab. FM ersetzte SSB, Vertikalantennen (so genannte Blindenstöcke, wegen ihrer weissen Farbe) ersetzten die horizontal polarisierten Yagi-Antennen. Relaisfunk ersetzte DX. Doch 1969 war es noch nicht soweit. Auf dem 2m Band war AM noch die beherrschende Modulation, auf 70cm auch. Aber dort experimentierten nur wenige Spezialisten.

Eigentlich war es grob gesehen so: Aus den Kurzwellenamateuren wurden DXer. Aus den UKW-Amateuren wurden Tüftler und Experimentatoren. Man nannte damals die UKW-Lizenz auch die Techniker-Lizenz. 

Die AM-Zeit 

Auf Kurzwelle ging 1969 die AM-Zeit zu Ende, SSB ersetzte die Amplitudenmodulation im Sprechverkehr. Doch im 2m Band wurde noch meist in Amplitudenmodulation gesendet. Meist mit kleinen Leistungen von einigen 100mW bis einigen Watt, dafür mit Yagiantennen, welche die kleine Leistung wettmachten. Da die Sender noch quarzgesteuert waren und man in der Regel nur über ein paar wenige der teuren Quarze verfügte,  etablierte sich eine spezielle Art der Verbindungsaufnahme. Sie wurde noch dadurch kompliziert, dass nicht jeder die gleiche Quarzfrequenz hatte. Ich zum Beispiel hatte zu Beginn bloss einen einzigen Quarz und konnte nur auf 144.200 MHz senden. Der Empfänger jedoch war durchstimmbar. Einen Bandplan gab es damals noch nicht. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Vielleicht fehlten damals noch die Funktionäre mit organisatorischem Drang unter den Funkamateuren.

Wer CQ rufen wollte, sendete daher nach mehrfachem CQ-Ruf folgendes:

"HB9MBS geht auf Empfang und dreht von oben nach unten über das Band."

Oder auch umgekehrt, wie es gerade passte. Dann kurbelte man über das gesamte 2m Band und hörte nach Stationen, die auf den CQ-Ruf antworteten. Das war eine recht mühsame Angelegenheit und brauchte Zeit und Geduld, wie man sich vorstellen kann. Daher "kristallisierten" sich mit der Zeit ein paar Standardfrequenzen heraus. In unserer Region 145.000 und 145.500. Es war gewissermassen eine informelle Vereinbarung getroffen worden, was die Sache wesentlich vereinfachte und auch die Möglichkeit eröffnete, in Sprechpausen in ein bestehendes QSO reinzurufen. 

Mein erster Sender war ein Bausatz der Firma Lausen aus Deutschland. Es handelte sich um eine Leiterplatte mit einen dreistufigen AM Sender mit ca. 500mW HF-Leistung. Als Empfänger diente mir der HA-350 mit einem Konverter, der das 2m in das 10m Band umsetzte. Ebenfalls ein Bausatz der gleichen Firma. Die erste Antenne war eine selbst gebaute, 2m lange 9 Element Yagi aus Rothammels Antennenbuch. Der Gewinn dürfte etwa bei 12dBi gelegen haben. Der "Rothammel" war bereits damals das Standardwerk der Antennentechnik für Funkamateure. Hier meine drei Rothammel, die mir heute noch geblieben sind:


 Links die zehnte Auflage, noch in der DDR gedruckt, dann die elfte und rechts die 13. Letztere ist ein richtig dicker Schinken, doppelt so dick wie die anderen. Voll mit m.E. unnötigem Ballast.  

Mit dieser Ausrüstung habe ich meine ersten QSO's im 2m Band gefahren. Mit einem gewaltigen Heimvorteil. Von meinem QTH aus waren sowohl die Berner Alpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau, wie auch das nahe Stockhorn sichtbar. Allesamt formidable Reflektoren. Richtete man seine Antenne auf diese Bergriesen waren Verbindungen nicht nur innerhalb der Schweiz, sondern auch in den Schwarzwald und über den Jura nach Frankreich möglich. Trotz AM und trotz bescheidenen Leistungen lebte das 2m Band in unserer Region. Abends und an Wochenenden fand man immer QSO Partner.

Dank einem stärkeren Transistor in der Endstufe, einem 2N3866 anstelle des 2N2218 konnte ich meine HF-Leistung auf ca. 800mW steigern. Doch auch das genügte mir nicht mehr und als ich einen gebrauchten 2m Transceiver kaufen konnte, ergriff ich die Gelegenheit und war nun stolzer Besitzer eines SEMCO. Der Transceiver hiess Semcoset, hatte einen durchgehend abstimmbaren Empfänger und einen quarzgesteuerten Sender. Nur AM versteht sich. Von FM sprach damals kaum jemand. Das Gerät ist meines Wissens der erste auf dem Markt erhältliche 2m Transceiver und hatte 1.5 Watt PEP. Doch am modus operandi hatte sich nichts geändert. Man hatte einen durchstimmbaren Empfänger und einen quarzgesteuerten Sender auf einem einzigen Kanal.

Hier findet man Informationen zu der Firmengeschichte von SEMCO. Die Webseiten von VE6AQO sind übrigens eine wertvolle Quelle für Informationen zu europäischen Herstellern von Amateurfunkgeräten, wie sie anderorts nicht zu finden sind.

Mit dem Semco war ich an den Wochenenden oft unterwegs, vorzugsweise auf Berggipfeln. Eine spektakuläre Verbindung ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Vom Nufenenpass auf die Bütschelegg bei Bern, quer über die Alpen. 

In dieser Zeit hörte ich von meinem Heim QTH aus ab und zu auch Stationen aus Italien. Doch die Leistung meiner Station genügte (noch) nicht, um eine Verbindung mit ihnen zustande zubringen. Mehr Leistung musste her! Schon damals galt der Spruch: "Auf die Dauer hilft nur Power."

Der kam dann auch in Gestalt eines Heathkit Transceivers, den ich zusammenbaute: Ein HW-17. Das Gerät war ein Hybrid. Das heisst: es arbeitete sowohl mit Röhren (3), wie auch mit Transistoren (15). Einem Prinzip, dem man bis ca. Ende der 80er Jahre immer wieder begegnete. Die Röhren sassen dabei oft nur in den Treiber und HF-Endstufen. Also dort wo HF Leistung gebraucht wurde. Das Merkmal dieser Geräte: die Endstufen mussten manuell abgestimmt werden. Mit der Einführung von Transistorendstufen verschwand diese Notwendigkeit.

Die Heathkit Geräte waren legendär für ihre detaillierten Baubeschreibungen, die Fehler beim Bau weitgehend vermieden. Für Funkamateure ideal: denn wenn man jede Komponente selbst einbauen und löten muss, lernt man sein Gerät sehr gut kennen und kann es später wenn notwendig viel leichter reparieren. Zudem waren die Heathkit-Bausätze wesentlich günstiger als fertig gebaute Geräte.

Doch ist nicht alles eitel Sonnenschein. Der HW-17 lieferte zwar zwischen 8 und 10 Watt Sendeleistung, doch er war eine taube Nuss. 1uV Empfindlichkeit bei 10dB SNR liessen ihn gegenüber dem Semcoset alt aussehen.

Auch der HW-17 verfügte über einen durchstimmbaren Empfänger und einen quarzgesteuerten Sender. In dieser Hinsicht war er also kein Fortschritt. Trotzdem half mir der HW-17 zu einem Funkerfolg. Zum ersten Mal gelang mir ein QSO mit einer Station in Italien. Es blieb der einzige Kontakt über die Alpen in der AM-Zeit. Hier noch der Link zu den technischen Daten und dem Schaltplan des HW-17.  Wie man sieht, wurde bereites damals Feldeffekt-Transistoren eingesetzt: in der Empfängervorstufe und dem ersten Mischer.   

Der HW-17 markierte den Schlusspunkt meiner AM-Zeit im 2m Band. SSB stand vor der Tür, zusammen mit durchstimmbaren Sendern und rauscharmen HF-Verstärkern in den Empfänger-Vorstufen.

Doch darüber werde ich in meinem nächsten Blog berichten: Erinnerungen eines Funkamateurs 6 - 2m SSB.


  

     

Sonntag, 7. Dezember 2025

Erinnerungen eines Funkamateurs 4 - Sendeversuche

 


Bild: Der Winter steht vor der Tür. Hochmatt HB/FR-010, 2152m


Seit Bestehen unserer Welt erzeugen Blitze Radiowellen auf natürlichem Weg. Weltweit gibt es pro Tag zwischen 4 und 10 Millionen Blitze auf der Erde. Also etwa zwischen 46 und 116 Blitze pro Sekunde. Diese erzeugen Wellen im ganzen Radiobereich. Auf unserem Radio bzw. Funkempfänger sind sie als atmosphärisches Rauschen und sporadisches Knacken zu hören.

Marconi hat bei seinen Versuchen die Erzeugung von Radiowellen den Blitzen nachgemacht. Funken gibt es überall seit wir Elektrizität verwenden. Sie entstehen, wenn Elektrizität mit Kontakten geschaltet wird. Es war nur eine Frage der Zeit, bis man die richtigen Schlüsse zog und die von elektrischen Funken erzeugten Wellen nachweisen konnte. Marconi war nicht der erste, aber er war der erste Praktiker. Das zeigte sich daran, dass er nicht im Labor blieb, sondern Feldversuche unternahm. So untersuchte er u.a. in Salvan im Wallis im Jahr 1895 die Ausbreitung mit seinem Funkensender und einem portablen Empfänger. Marconis Experimente im Wallis waren aber umstritten. Eher politisch als technisch. 

Als technisch interessierte Teenager hatten wir über Marconis Experimente gelesen und die Versuchung war gross, auf seinen Pfaden zu wandern. Wir haben dafür elektrische Klingeln als Funkensender benutzt. Ein Ding, das heute in dieser Form nur noch in Altbauten existiert. Das Prinzip ist einfach und wird hier gut erklärt. Schon ohne spezielle Antenne ist so eine Klingel bereits ein kleiner Funkensender. Schliesst man eine Morsetaste anstelle des Klingelknopfs an, kann man damit Morsezeichen senden, die man in einem Empfänger hören kann. Kein schöner Ton und über ein weites Frequenzband zu hören, doch Marconis Versuche liessen sich damit gut nachvollziehen. Die verwendeten Klingeln funktionierten mit Gleichstrom von einer im Gehäuse eingebauten 4.5 Volt Taschenlampenbatterie. Hätte der Hersteller damals eine Freilaufdiode eingebaut und damit den Funken des Unterbrechers unterdrückt, hätten wir das Experiment nicht durchführen können. 

Doch eine elektrische Klingel allein ist noch kein guter Sender, sondern nur eine lokale Störquelle. Um die erzeugten Wellen weiter als ein paar Meter auszusenden, muss eine Antenne angeschlossen werden. Im Prinzip bedeutet das, auf der einen Seite der Funkenstrecke einen Antennendraht anzuschliessen und auf der anderen Seite eine Erdverbindung herzustellen. Zum Beispiel mit einem metallenen Erdspiess. Wird die Antenne mit einem Schwingkreis abgestimmt, kann die Wellenlänge des Senders bestimmt werden. Auf dieser Seite hier wird erklärt, wie das genau funktioniert. Da eine Funkenstrecke immer ein ganzes Wellenspektrum erzeugt, kann das Signal trotz Schwingkreise als Selektionsmittel nie auf eine einzelne Frequenz beschränkt werden. Ein solcher Sender strahlt immer ein breitbandiges Signal ab. 

Solch einfache Klingeln, mit einer 4,5V Taschenlampenbatterie betrieben, wie wir sie damals hatten, gibt es heute vermutlich nicht mehr zu kaufen. Zwar gibt es noch ähnliche Klingeln auf dem Markt, bei denen ein Klöppel an eine Glocke schlägt, aber sie werden über einen Transformer mit 50Hz Wechselstrom betrieben und brauchen deshalb keinen Unterbrecherkontakt, der Funken erzeugen könnte. Es gibt diese sehr lauten Klingeln zum Beispiel noch bei Conrad. Natürlich könnte man heute auch ein Relais als Funkengenerator nehmen, das sich nach dem Aufziehen über seinen eigenen Unterbrecherkontakt abschaltet. Fällt dann das Relais ab, beginnt das Spiel von neuem. Die lärmige Glocke braucht es also nicht unbedingt.

Ich rate aber dringend davon ab, derartige Geräte zu konstruieren wie ich sie hier beschreibe. Sie sind starke Störsender, die auf einem breiten Frequenzband den Radio- und Fernsehempfang stören und sogar den Funkverkehr lahmlegen können. Ihr Betrieb ist verboten.

Mit einer langen Drahtantenne und einem kleinen Erdspiess haben wir damals von Haus zu Haus und im freien Feld Versuche gemacht. Mit dem Detektorempfänger mit nachgeschaltetem NF-Verstärker aus dem Philips-Baukasten konnten wir damals mehr als 100m überbrücken. Die verwendete Frequenz lag damals wohl im Bereich von einigen MHz. Ähnlichen Störsignalen begegnete man damals als Kurzwellenhörer häufig. Die Zündfunken vorbeifahrender Motorräder und Elektromotoren in der Nachbarschaft waren früher oft die Verursacher von Knattergeräuschen im Empfänger.

Einige Jahre später kam dann der Wunsch auf, Sender auszuprobieren, mit denen Sprache übertragen werden konnte. Das Wort "Minispion" übte damals in  Bastlerkreisen eine grosse Faszination aus. Obwohl streng verboten, wurden sie ausführlich in Büchern beschrieben. Mit genauen Bauanleitungen. Diese Bücher sind heute meist nur noch antiquarisch zu kaufen. Eine Google-Suche mit dem Stichwort "Buch Minispione" bringt eine ganze Palette dieser Bücher zum Vorschein und zeigt, wie populäre das Thema damals war. 

Es waren einfache Sender mit einem oder zwei Transistoren und einem Mikrofon. Oft als richtige Minispione in kleine Gehäuse wie z.B. Zündholzschachteln eingebaut. Miniaturisierung interessierte mich damals (noch) nicht und ich baute meinen "Minispion" in ein grosses Holzgehäuse ein. Also eher ein Maxispion als Minispion. Ich wollte damit ja Sendeversuche machen und niemanden ausspionieren. Dieser "Maxispion" arbeitete nicht auf Kurzwelle, sondern im UKW-Bereich bei 100 MHz in FM. 

Es waren die ersten Transistorradios mit UKW-Bereich, welche die "Minispione" in Bastlerkreisen erst möglich machten. Denn das UKW FM Band war ideal für deren Betrieb. In den 60er Jahren waren bei uns nur wenige Rundfunksender im FM Band in Betrieb und man fand dazwischen genügend Platz. Kofferradios mit Transistoren hatten oft schon das FM-Band eingebaut und eigneten sich gut für derartige Versuche. Ich erinnere mich, damals einen Hitachi Kofferradio besessen zu haben, genau diesen Typ hier. Geblieben ist mir davon nur noch ein Drehko, der jetzt in einem manuellen Antennentuner steckt.  

Silizium Transistoren hatten inzwischen die Germanium Transistoren abgelöst und ihre Transitfrequenz genügte in vielen Fällen, um sie im FM-Band zum Schwingen zu bringen. Auch wenn die Leistung der Minispion-Sender nur wenige Milliwatt betrug, konnten mit einer einfachen Viertelwellen-Stabantenne einige hundert Meter überbrückt werden. 

Doch bald verlor ich das Interesse an den Minispionen. Ich wollte einen Sender bauen, mit dem ich grössere Distanzen überbrücken konnte. Einen Sender, wie ihn ein Funkamateur benutzen würde. Zu dieser Zeit hatte ich Kontakt mit einem gleichgesinnten Bastler an den Gestaden des Thunersees. Also etwa 20km von mir entfernt. Würde es uns gelingen eine Sprechfunkverbindung über diese Distanz herzustellen, könnten wir uns über unsere Experimente austauschen, ohne uns persönlich zu treffen. Wir kamen daher überein, Sender für das 80m Amateurfunkband zu bauen. Der Einfachheit halber mit Amplitudenmodulation. Den passenden Empfänger hatte ich ja bereits: nämlich den Lafayette HA-350.

Das war für mich das erste Mal, dass ich etwas mit einer Elektronenröhre baute. Bisher hatte ich mich nur mit Transistoren beschäftigt. Doch Röhrentechnik war ein ganz anderes Kapitel. Im Gegensatz zu Transistorschaltungen benötigen sie hohe Spannungen. In der Regel einige 100 Volt, was ich bald zu spüren bekam. Daneben müssen ihre Heizfäden gespeist werden. Oft mit 6.3V. Zudem verhalten sich Röhren ganz anders als Transistoren. Bipolartransistoren sind stromgesteuert. Die Stromverstärkung beschreibt die Abhängigkeit des Kollektorstroms vom Basisstrom (hFE). Röhren sind spannungsgesteuert. Ihr Mass für die Verstärkung ist die Steilheit (S): die Abhängigkeit des Anodenstroms von der Gitterspannung. 

Für meinen Röhrensender benutzte ich eine Pentode EL84, wie sie in Radioempfängern dieser Zeit auch als NF Endstufe eingesetzt wurde. Das Schema sah dazumal etwa so aus. Zwar konnte ich die HF-Leistung des Senders damals nicht genau messen, aber sie dürfte etwa 5 Watt betragen haben.

Als Antenne diente damals ein Draht unbestimmter Länge, der zwischen einer Espe und einem Apfelbaum im Garten meiner Eltern hing. Als Erde diente ein Anschluss an die Zentralheizung.

Damit endeten meine Sendeversuche, kam ich doch zu der Einsicht, dass es besser war, auf meine Amateurfunklizenz zu warten, anstatt mit illegalen Sendeversuchen dieselbige zu riskieren.

Seit dem Aufkommen des CB-Funks finden viele über diesen Weg die Motivation zur Amateurfunklizenz. Das war bei mir nicht der Fall. Der CB Funk wurde erst 1973 in der Schweiz erlaubt. Mit 12 Kanälen und 100mW Sendeleistung.

Beim nächsten Kapitel geht es dann so richtig zur Sache: Erinnerungen eines Funkamateurs - die Lizenz. Dieser Beitrag sollte noch vor Weihnachten hier im Blog erscheinen.