Bild: Antenne des ehemaligen Mittelwellensenders Sottens
Endgespeisten
Antennen (End Fed) sind bei Funkamateuren populär. Ihre Installation ist leicht:
Sofern der Shack in einer oberen Etage liegt, kann ein Draht direkt vom Fenster
zu einem Baum oder einem Mast gespannt werden. Aber auch eine Abspannung vom
Shack-Fenster zu einem isolierten Punkt in Erdnähe (als so genannte „Sloper“)
ist eine Möglichkeit.
Befindet
sich der Shack bzw. der Speisepunkt in Erdnähe, können andere Aufbauformen in
Frage kommen: Inverted V, wenn nur ein Stützpunkt vorhanden ist. Inverted L
oder am unteren Ende gespeiste Sloper. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Sogar ein vertikaler Draht, als so genannte Ground Plane Antenne, ist nichts
anderes als eine endgespeiste Antenne. Zum Beispiel in Form eines, an einen Fibermast
geklebten Draht.
Nur der gute
alte Dipol ist keine Endgespeiste Antenne. Ebenso wenig die Magnetloop-Antenne.
Fazit: Jeder
Draht einseitig an seinem Ende gespeist, ist eine Endgespeiste Antenne.
Und da wir
nun mal den Gegenstand unserer Betrachtung definiert haben, ist der Moment
gekommen, einige hartnäckige Legenden über Bord zu werfen. Die erste ist die
des unnötigen Gegengewichts:
Jede
Endgespeiste Antenne, wirklich ohne jegliche Ausnahme, benötigt ein
Gegengewicht. Vergisst der Konstrukteur ein solches, so sucht sich die
hochfrequente Welle, die abgestrahlt werden will, selbst ein solches
Gegengewicht. Sei es in Form des Koaxialkabels, bzw. dessen Abschirmung, oder –
in extremis – den Operateur selbst. Letzteres ist z.B. bei einem
Handsprechgerät der Fall. Dessen Leiterplatte und Gehäuse nur ein mickriges
Gegengewicht darzustellen vermögen.
Die zweite Funker
Legende ist die Fabel der Resonanz:
Eine
Endgespeiste Antenne darf, aber muss nicht resonant sein. Wobei eine allfällige
Resonanz in keiner Weise als Ausrede für ein fehlendes Gegengewicht gilt. Im
Prinzip ist jede Endgespeiste Antenne eine Allbandantenne. Gleich wie kurz oder
wie lang sie ist. Ob sie nun einen Meter oder hundert lang ist, die
Endgespeiste Antenne kann auf allen Frequenzen als Strahler benützt werden. Das
ist lediglich eine Frage der Anpassung. Wenn es gelingt, den Sender, bzw. das
Speisekabel, an die Impedanz der Antenne anzupassen, bleibt dieser gar nichts
anderes übrig, als Hochfrequenz in Form elektromagnetischer Wellen
abzustrahlen.
Wieviel dann wirklich in den Äther gelangt ist eine andere Geschichte. Verluste im Antennenstrahler und in der Anpassung fordern ihren Tribut und der Strahlungswiderstand der Antenne sorgt für ausgleichende Gerechtigkeit. Wunder gibt es keine. Hier ein Beispiel wie auch sehr kurze Strahler gut strahlen können.
Die dritte
Legende ist die vom Balun, der eigentlich kein Balun, sondern ein UNUN ist, und
der bei der Endgespeisten Antenne mit Verhältnis von 1:49 empfohlen wird. Dieser krumme Wert ist übrigens konstruktionsbedingt. 1:49 bewirkt nichts
anderes, als eine Transformation von der 50 Ohm Impedanz des Koaxialkabels auf
2450 Ohm.
Dieses Teil
ist nicht zwingend notwendig, und es ist nur zweckmäßig, wenn die an ihrem Ende
gespeiste Antenne eine halbe Wellenlänge oder ein Mehrfaches einer halben
Wellenlänge lang ist. Nur dann liegt ihre Impedanz am Speisepunkt im Bereich
von einigen Kiloohm, sodass der 1:49 UNUN eine Anpassung vornehmen
kann.
Ein Draht
von 40m Länge hat für 80m eine halbe Wellenlänge, für 40m zwei Halbwellen, für
20m vier Halbwellen und für 10m acht Halbwellen. Für das 80, 40, 20 und 10m
Band kann der 1:49 UNUN deshalb eine Anpassung darstellen. Jedoch nicht für die
anderen Bänder dazwischen und schon gar nicht für das 160m Band. Für dieses
müsste der endgespeiste Halbwellenstrahler nämlich ganze 80m lang sein. Die
Impedanz eines 40m langen Strahlers liegt für 160m im Bereich von einigen 10 Ohm und würde
über einen UNUN 1:49 gespeist eine totale Fehlanpassung darstellen. Mit
entsprechenden Verlusten in dem zweckentfremdeten UNUN und Rauchzeichen
anstelle von Funksignalen als Resultat.
Natürlich
gibt es auch hier ein paar Tricks, um den UNUN vor Feuer und Rauch zu retten.
Einige Hersteller, bzw. Konstrukteure verlängern zum Beispiel den zu kurzen
Draht mit einer Spule auf eine halbe Wellenlänge und liefern so dem 49er UNUN
die notwendige Kilo-Ohm Impedanz. Mit weiteren Spulen und Kondensatoren am richtigen Ort kann der
endgespeiste Draht noch auf weiteren Bändern in den Kiloohm Bereich befördert und so
dem UNUN schmackhaft gemacht werden.
Ob das
sinnvoll ist, bleibe dahingestellt. Man könnte nämlich einfach einen Draht von
beliebiger Länge nehmen und ihn zum Beispiel mit einem automatischen Tuner
anpassen. Viele Funkamateure machen genau das. Sie fahren damit oft besser als
mit dem 1:49 UNUN. Denn die Impedanz des Halbwellenstrahler beträgt meist nicht genau 2450 Ohm sondern gondelt irgendwo zwischen 1 und 4 Kiloohm herum, je nach Höhe, Form und Umgebung des endgespeisten Drahtes. Darum wird der 1:49 UNUN häufig nicht eine
perfekte Anpassung herstellen. Doch in den meisten Fällen wird der eingebaute
Tuner im Transceiver nachhelfen können und ein akzeptables Stehwellenverhältnis
herstellen.
Natürlich
wird auch der OM mit dem automatischen Tuner feststellen, dass eine Anpassung
seiner speziellen Drahtlänge nicht auf allen gewünschten Bändern möglich ist.
Der Anpassungsbereich dieser Tuner ist begrenzt und die Verluste sind, je nach
anzupassender Impedanz mal kleiner oder höher. Wichtig ist aber in jedem Fall,
dass sowohl UNUN wie auch Tuner an den Speisepunkt (Anfang des Antennendrahtes)
gehören. Dazwischen gehört kein Koaxialkabel. Es würde nur zusätzliche Verluste verursachen.
Doch
verlassen wir dieses Thema, auch wenn es dazu sicher noch viel zu sagen und zu ergänzen
gäbe, und kommen wir zu einem wichtigen Punkt. Nämlich zu den Nachteilen der
Endgespeisten Antenne:
Dass die
Endgespeiste Antenne je nach Länge und Art des Aufbaus unterschiedliche
Richtdiagramme in den verschiedenen Bändern aufweist, ist wohl den meisten
klar. Dem interessierten Konstrukteur stehen verschiedene Mittel der
Antennensimulation zur Verfügung um seine Antenne auf dem Computer zu probieren
und sich ein Bild über deren Richtdiagramme in Azimut und Elevation ein Bild zu
machen (z.B. MMANA-GAL, EZNEC). Ein Instrument über das frühere Generationen von Funkamateuren nicht
verfügt haben. Ihnen blieb nichts anderes übrig als die Beobachtung im
Funkverkehr.
Aber auch
heute bleibt dem Erbauer einer Antenne noch ein Bereich übrig, in dem eine
Simulation nicht helfen kann. Und das betrifft die Endgespeiste Antenne stärker
als den Dipol oder die magnetische Loopantenne: die Störanfälligkeit durch
elektrische Störungen aus der Umgebung, die sich im Empfänger als Rauschen
manifestieren.
Endgespeiste
Antennen sind störanfälliger als Dipole oder Magnetloops. Sie bringen oft viel
mehr elektrische Störungen aus der Umgebung zum Empfänger als die beiden
anderen genannten Antennentypen.
Schuld daran
sind folgende Punkte:
Der unsymmetrische
Aufbau: Im Gegensatz zu einem mittig gespeisten Dipol, der von Natur aus ausgeglichen
ist (gleiche Ströme fließen in entgegengesetzte Richtungen), wird eine
endgespeiste Antenne nur an einem Ende gespeist. Dies führt zu einem
Ungleichgewicht, da sich der Speisepunkt nicht in der elektrischen „Mitte“
befindet.
Die Gegenpolabhängigkeit:
Damit eine endgespeiste Antenne abstrahlen kann, benötigt sie einen Rückweg für
den HF-Strom, der häufig durch die Abschirmung des Koaxialkabels bereitgestellt
wird. Dadurch wird das Koaxialkabel Teil des Abstrahlsystems.
Damit kommen
die Gleichtaktströme ins Spiel: Da die Koaxialabschirmung als Teil des
Antennensystems fungiert, können HF-Ströme entlang der Außenfläche der
Abschirmung fließen. Diese werden als Gleichtaktströme bezeichnet.
Gleichtaktströme
verursachen die Störanfälligkeit damit, dass sie die Aufnahme von
Umgebungsrauschen begünstigen: Die koaxiale Abschirmung wirkt als
unbeabsichtigte Antenne und kann elektrisches Rauschen von nahe gelegenen
Geräten, Stromleitungen und anderen Störquellen aufnehmen.
Wiederabstrahlung
von Rauschen: Die Gleichtaktströme strahlen dieses Rauschen aber auch wieder
ab, das dann von der Antenne erfasst werden kann, was zu einem erhöhten
Grundrauschen im Empfänger führt.
Folgende Faktoren
können die die Störanfälligkeit verstärken
Die Nähe zu
Rauschquellen: Endgespeiste Antennen werden häufig in städtischen oder
vorstädtischen Umgebungen installiert, in denen elektrisches Rauschen weit
verbreitet ist.
Probleme mit
der Erdung: Eine schlechte Erdung oder das Fehlen eines speziellen Gegenpols
verschlimmert Gleichtaktstromprobleme.
Unzulänglichkeiten
des Transformators: Ein unsachgemäß konstruierter oder nicht angepasster
Transformator kann die Zuleitung nicht vom abstrahlenden Teil der Antenne
isolieren, was die Anfälligkeit für Störungen erhöht.
Das führt uns zu der Frage:
Wie kann man diese Rauschprobleme entschärfen?
Mit einer Mantelwellensperre: Die Installation einer Gleichtaktdrossel (Ferritkerne oder eine Koaxialdrossel) am Speisepunkt oder/und entlang des Koaxialkabels kann unerwünschte HF-Ströme auf der Koaxialabschirmung unterdrücken. Ferrit-Ringkerne als Mantelwellensperre sind beliebt. Sie müssen aber für den Gleichtaktstrom eine möglichst hohe Impedanz darstellen um wirksam zu sein. Eisenpulverkerne sind weniger dazu geeignet. Mehrer Ringkerne nacheinander (quasi in Serie) sind besser. Ebenso mehrere Durchgänge des Koaxialkabels durch den Ringkern (Windungen).
Mit einem dedizierten
Gegengewicht: Das Hinzufügen eines Gegengewichtsdrahtes (z. B. ein
Viertelwellenradialdraht für das unterste Band) kann die Rolle des
Koaxialkabels als Rückweg reduzieren und Gleichtaktströme minimieren.
Mit einer
guten Erdung: Eine Erdung unmittelbar am Einspeisepunkt trägt dazu bei, einen
niederohmigen Rückweg zu schaffen und die Beteiligung des Koax zu verringern. Bei
einer Endgespeisten Antenne die vom Shack im Obergeschoss zu einem nahegelegenen
Baum oder Mast führt, wird das jedoch schwierig. Ein Leiter hinunter zu einem
Erdanschluss oder gar die Benutzung der Netzerde ist keine gute Idee und muss als Teil der
Antenne betrachtet werden.
Die Platzierung
der Einspeisung: Halte den Einspeisepunkt und das Koaxialkabel von bekannten
Störquellen wie Haushaltselektronik oder Stromleitungen fern. Je weiter, je
besser.
Mit der Qualität
des UNUNS: Verwende einen hochwertigen Anpassungsübertrager, der für minimale
Verluste und optimale Isolierung ausgelegt ist. Der Ferritkern muss dafür
geeignet sein und eine entsprechend hohe Eigenimpedanz aufweisen. Eisenpulver-Kerne
sind dazu nicht geeignet.
Doch der beste Weg, Störungen zu verringern, ist der Verzicht auf eine Endgespeiste Antenne und der Einsatz eines Dipols
Wieso sind
zentrumsgespeiste Dipole weniger Störempfindlich?
Bei einem
mittengespeisten Dipol sorgt die symmetrische Beschaffenheit der Antenne dafür,
dass sich die Ströme in den beiden Hälften aufheben, wodurch die Erzeugung von
Gleichtaktströmen auf der Speiseleitung minimiert wird.
Durch diese
Ausgewogenheit wird die Zuleitung als Teil des Strahlersystems isoliert, was zu
einer geringeren Störanfälligkeit führt.
Magnetische
Loopantennen sind noch weniger störanfällig. Sie sind in sich geschlossene
Systeme, die kein Gegengewicht benötigen und hauptsächlich die magnetische
Komponente der elektromagnetischen Wellen aufnehmen. Störer in der Umgebung
strahlen hingegen bevorzugt die elektrische Komponente ab.
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