Blick von der Schweiz auf die italienische Seite des Grossen St. Bernhard Passes (2473m)
Wer auf Kurzwelle funkt, braucht in der Regel die
Ionosphäre. Die ist ein sehr kompliziertes Ding, zu dem es viele gescheite
Erklärungen im Internet gibt. Aber viele davon sind wie ein Irrgarten, in dem
man sich verlieren kann. Und so habe ich mich gefragt, ob man die Ionosphäre
nicht einfacher und mit wenigen Sätzen erklären kann.
Die Ionosphäre, die unsere Funkwellen reflektiert, hat ihre
Existenz der Sonne zu verdanken. Diese sendet ihre Strahlen nicht nur als Licht
zu uns, sondern im ganzen Spektrum der elektromagnetischen Wellen. Dabei u.a.
auch als Extrem Ultraviolette Strahlung (EUV). Es ist vor allem dieser Teil der
Sonnenstrahlung, die den Atomen in den oberen Schichten der Erdatmosphäre ihre
Elektronen entreißt. Diese freien Elektronen bilden die Ionosphäre.
In der Ionosphäre gibt es drei große Schichten: die
D-, E- und F-Schichten. Die F-Schicht in 200 bis 300 km Höhe ist die oberste und
für das DX auf Kurzwelle verantwortlich.
Wenn die F-Schicht stark ist und viele freie Elektronen hat,
reflektiert sie die kürzeren Bänder 10 bis 20m, ist sie schwach, nur die
längeren Bänder 30 bis 160m.
Am stärksten ist sie im Sonnenfleckenmaximum, am schwächsten im Sonnenfleckenminimum. Tagsüber ist sie stärker als in der Nacht.
Unterhalb der F-Schicht existiert die E-Schicht in ca. 120km
Höhe. Sie reflektiert nur die längeren Bänder und das vor allem tagsüber. Knapp
darunter, in etwa 80km Höhe gibt es noch die D-Schicht. Sie existiert nur
tagsüber und anstatt zu reflektieren, dämpft sie die Wellen, die sie
durchqueren. Am stärksten die längeren (40 bis 160m) und am wenigsten die
kürzeren (10 bis 20m). Im Sonnenfleckenmaximum ist die D-Schicht aber so
stark, dass 160m und 80m tagsüber unbrauchbar sind.
Auch die Stärken der E- und D-Schicht werden also durch die
Sonnenaktivität beeinflusst.
Wie kann man nun wissen, wie es mit der Ionosphäre steht und
wie stark oder schwach sie ist? Der beste Indikator ist der SFI (Solar Flux
Index). Der ist oben links in der Ausbreitungsprognose in meinem Blog zu sehen.
Liegt er bei
50-70 sind die Bänder über 40 Meter unbrauchbar
70-90 sind schlechte bis gute Bedingungen auf 20m und
darunter zu erwarten.
90-120 herrschen gute Bedingungen bis 15m
120-150 bedeuten gute Bedingungen auf allen Bändern bis 10m
150-200 bieten ausgezeichnete Bedingungen bis 10m und Öffnungen
auf 6 Meter
>200 bedeuten ausgezeichnete Kommunikation auf allen
Bändern bis 6 Meter.
Doch leider gibt es dabei ein Großes ABER:
Gerade im Maximum ihrer Aktivität schleudert die Sonne
nicht nur ein Maximum ihrer Strahlen ins All, sondern auch elektrisch geladene
Teilchen. Diese stören das Erdmagnetfeld. Die entstehenden Magnetstürme zerreißen
die F-Schicht und führen zu Teil- oder Totalausfällen der Kurzwellen-Kommunikation.
Indikator für die Magnetstürme ist der so genannte K-Index. Er
wird alle drei Stunden gemessen und ist daher eine Momentaufnahme des
Erdmagnetfeldes. Je tiefer, je ruhiger ist das Magnetfeld und desto stabiler
sind die DX Bedingungen. Ein Wert von 1 ist gut. Bei einem Wert von 10 muss man
fürchten, dass die Stromversorgung und das Internet zusammenbrechen.
Der A-Index ist ein weiterer Indikator und wird aus den
K-Werten generiert. 200 bedeutet katastrophal schlecht, 15 gute Ausbreitung und
7 Superbedingungen.
Über Störungen des Funkverkehrs auf Kurzwelle informiert auch diese Seite mit einer etwas anderen Terminologie.
Hallo Anton,
AntwortenLöschenein sehrgut verständlicher Beitrag.
Vielen Dank!
vy73
Gerd DC4CX
Die Geschichte der Funktechnik ist voller Irrtümer. Man hat doch den Bereich unter 200 Meter den Funkamateuren gegeben, weil man offenbar die Ausbreitung über die Ionosphäre nicht erwartet hatte. Ich weiß nicht genau wann dann klar war, dass es nicht nur die Bodenwelle gibt. Wenn jemand Zeit hat, kann er Mal nachforschen. interessanterweise ist die Kurzwelle jetzt wieder kommerzielle uninteressant, Dank Glasfaser und Satelliten. Dl9nbx Roland
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