Dienstag, 17. Oktober 2023

Ist die Antenne eine Eier legende Wollmilchsau?

 

Nicht nur im Wald, auch auf der Wiese findet man leckere Pilze: Riesenbovist. 

Die Antenne ist das wichtigste technische Element einer Funkstation. Ob du einen alten Transceiver vom Flohmarkt dein Eigen nennst oder das neueste Gerät mit jedem Schnickschnack: deine Antenne entscheidet über den Erfolg deiner Funkverbindung. Wichtiger ist nur noch der Operateur. Aber der ist ja meist kein technisches Element, sondern ein Mensch. Außer der PC macht selbstständig QSO's. 

Aber bei den Antennen gibt es keine Eier legende Wollmilchsau, die alles kann. Jeder Wellenbereich und jeder Einsatzzweck hat seine spezielle Antenne. Darum muss sich der Funkamateur gut überlegen, mit wem er am liebsten Funken möchte. Bei einem Langdraht ist es sinnlos, ihn mit Mikrowellen zu füttern. Ein KW-Beam eignet sich kaum für kurze Strecken auf KW. Auch der SOTA-Funker muss sich überlegen, ob er lieber lokale Stationen oder DX kontaktieren möchte. Beide Ziele bedingen anderen Frequenzen und oft auch andere Antennen. 

Ich vermute, die meisten Funkamateure wollen heutzutage DX machen. Das heisst: möglichst weit funken. Mit fremden Ländern und exotischen Inseln. Das gibt dem Funker ein besonderes Feeling und ist einer der attraktivsten Möglichkeiten im Amateurfunkverkehr. Weit funken geht gut mit einer Vertikalantenne, z.B. mit einer AV-640. Oder mit einem Beam. Aber wer kann im dicht bevölkerten Europa noch so ein Monstrum aufs Dach oder einen Tower stellen? Auch wenn man einen toleranten Nachbarn hat. 

Manche Funkamateure benützen eine Angelrute (Fiberglas Mast) als Vertikalantenne. Mit einem automatischen Antennentuner an ihrem Fuss und einigen Radialen eine gute Alternative. Aber sie vergessen dabei, dass ein zu langer Strahler nicht mehr flach strahlt. Mehr als 5/8 Wellenlänge für das kürzeste Band sollten es nicht sein. 6,3m sind ideal für 10 bis 30m. Auch im 40m Band ist so eine Angelruten Antenne noch ein akzeptabler DX-Strahler . Doch für das 80m Band bringen die 6.3m nur noch bescheidene Resultate. Auch wenn der Tuner noch abstimmen kann, heisst das nicht, dass die Hochfrequenz zu 100 Prozent ihren Weg in den Aether findet. Ein Teil davon wärmt den Tuner, ein anderer die Würmer im Boden.

Will der DXer auch auf den längeren Kurzwellenbändern mitmischen, muss der Fiberglas-Stängel länger sein. 5/8 für das 40m Band wären Perfekt. Doch einen 25m Fiberglasmast können wohl die wenigsten in ihren Garten stellen. Deshalb gilt für einen DX Vertikalantenne für 40, 80m und 160m in den meisten Fällen: so lang wie möglich.

Schwierig wirds jedoch für den DXer mit seiner Vertikalantenne, wenn er bei Lokalrunden im 40, 60 80m oder gar dem 160m Band mitmachen möchte. Damit die Funkwellen 100 bis 200km entfernt gut empfangen werden können, müssen diese praktisch senkrecht in die Ionosphäre gebeamt werden. Das kann eine Vertikal nicht. Wie bereits das Militär im 2. Weltkrieg erfahren musste. 

Die Lösung für dieses Problem war damals die Inverted L Antenne.

Hier erfährst du mehr zu NVIS. 

Doch der moderne Funker in seinem verdichteten QTH findet oft keinen Platz für ein solches Drahtgebilde. Und so wird die Magnetloop Antenne immer populärer. Sie braucht nur wenig Bodenabstand und funkt zu Not auch vom Balkon oder unter dem Dach. Aber auch sie ist keine Eier legende Wollmilchsau. 

Eine Magnetloop Antenne ist eine gute Alternative für 10 bis 40m, wenn  der Platz knapp und die Nachbarn kritisch werden. Sie strahlt in allen Erhebungswinkeln. Sie ist also im Prinzip ein DX- wie auch ein NVIS-Strahler. Man kann damit im 40m Band auch mit dem Nachbarn im nächsten Alpental klönen. 

Leider ist eine Magnetloop für 10 bis 80m ein fürchterlicher Kompromiss mit vorprogrammierter Enttäuschung. Wer alle KW Bänder mit einer Magloop abdecken möchte, muss zwei Loops bauen (oder kaufen): eine kleine für die Bänder 10 bis 20 (30) und eine grosse für die Bänder 40 (30) bis 80 (160m). Denn Magnetloops sind nur dann richtig effizient, wenn der Umfang zwischen einem Viertel und etwa einem Zehntel der Wellenlänge liegt. 

Das bedeutet, dass man mit einer Magnetloopantenne etwa eine Oktave abdecken kann. Ist der Umfang größer als eine Viertelwelle, überschreitet man bald einmal die Eigenresonanz und kann sie nicht mehr mit einem Kondensator abstimmen. Ist sie kleiner als ca. 1/10 der Wellenlänge, sinkt ihr Wirkungsgrad rapide.

Eine kleine DX-Loop für 10, 12, 15, 17 und 20m hat idealerweise einen Umfang von 2,5m (Eine Viertelwelle des 10m Bandes). Vorausgesetzt der Loop ist aus dickem Kupferrohr, wird sie auch im 20m maximal eine S-Stufe gegenüber einem guten Dipol einbüssen und im 10m Band etwa gleich gut sein. Mit dem Bonus, gegen lokales QRM weniger empfindlich zu sein. Als Kondensator wird für diese kleine Loop ein 100pF Vakuumkondensator benötigt. Mit einem 125pF Vakuum Kondensator deckt man auch noch das 30m Band ab. Plattendrehkos sollte man vergessen, wenn man 100W+ machen will. Die mit Schleifkontakten sowieso.

Für die grosse Loop wird es schwieriger. Eine Loop mit 8m Umfang ist ein Riesenteil. Doch wenn man auch im 80m Band noch SSB machen will, ist m.E. 6m Umfang die unterste Grenze. Als Kondensator braucht man dazu einen Vakuumkondensator mit 500pF. Eine solche 6m Umfang-Loop ist im 40m Band zugleich eine fantastische DX und NVIS Antenne. Man wird von ihr nicht enttäuscht sein. Im 80m Band muss man sich aber damit abfinden, bis zu 10dB geringere Rapporte zu erhalten, als die OM mit hochhängenden fullsize Dipolen oder guten Doppelzepp Antennen. Dafür braucht man nur einen bescheidenen Vorgarten und die Loop läuft schon 1.5m ab Boden. Voll zum Tragen kommt im 80m Band ihre geringere Empfindlichkeit auf lokale Störungen durch Elektronikschrott. Nicht selten höre ich OM mit Drahtantennen über Störpegel von S9 klagen. Sorry, aber so kann man nicht mehr vernünftig funken.

Fazit: Auch die Magnetloop ist keine Alleskönnerin. Will man mit ihr alle Bänder abdecken, braucht man zwei, eine kleine und eine grosse. Allerdings kann sie DX und NVIS und sie ist weniger Störempfindlich und stört auch weniger elektronische Geräte in ihrer Umgebung.


1 Kommentar:

  1. Früher war alles besser. Mein Früher, 1982, da gab es fünf Kurzwellenbänder. 80 und 40: Antenne W3DZZ oder FD4, 20, 15, 10: Drei band Beam oder GP.
    Und jetzt? 10 Bänder. Katastrophe. 160 geht nicht mit der W3. 60 auch nicht. Was tun? Ein Langdraht geht anpassen, aber ist schlechter als jede W3DZZ. Was tun? Zwei Antennen? Kein Platz. Auf die beiden Bänder verzichten? Nein! Aber dafür eine Antenne, die auf 80 und 40 schlechter geht? Und was machen wir mit 40 Meter?
    Siehst Du: Mehr ist nicht unbedingt besser, aber was soll's: Amateurfunk soll sich ja mit Technik befassen. Und das ist jetzt unsere neue Aufgabe: So was wie eine W3DZZ für 160 und 60 Meter...
    73, Roland dl9nbx

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