Mittwoch, 17. Mai 2023

Die Kommunikation der fünften Art

 

Niederhorn 1950m, dahinter links der Niesen (auch mit einem Relais auf dem Gipfel)

Gerade habe ich eine neue Art Amateurfunk entdeckt um vom einen Alpental ins nächste oder übernächste zu funken. 

Die erste Art, dies zu tun, und meine bevorzugte, ist natürlich die direkte. Auf UKW mittels Reflexion oder Diffraktion und auf den längeren Kurzwellen via NVIS.

Die zweite Art ist der Relaisfunk. Umsetzer gibt es hierzulande auf fast jedem Gipfel mit Stromanschluss. In FM und verschiedenen digitalen Betriebsarten und kreuz und quer verschaltet mit dem Internet. Ein Paradies für die IT Fuzzies und ein Geschäft für die Gerätehersteller und Händler, aber ein Alptraum für den normalen Funkamateur, der sich für jeden neuen Modulationsfurz einen neuen Transceiver anschaffen sollte. 

Die dritte Art ist via Oscar 100. Sofern einem nicht ein Berg die "Sicht" auf den Satelliten versperrt. Kostet noch mehr als ein Digitaltransceiver und wenn der Satellit mal tot ist, hat die teure Anlage nur noch Schrottwert.

Die vierte Art ist die Hamsphere. Eine Amateurfunk-Simulation übers Internet. Sie ist etwas aus der Mode gekommen, seit die "Antennengeschädigten" FT-8 entdeckt haben. Allerdings ermöglicht FT-8 keine echte Kommunikation wie die drei ersten Arten. Sie ist im Prinzip eine in Schablone gepresste Illusion.

Mit der fünften Art jedoch, ist wiederum ein freier Austausch von Sprache und Daten möglich. Nicht nur das! Es stehen auch eine sehr grosse Anzahl paralleler Kanäle zur Verfügung, auf denen gleichzeitig gefunkt werden kann. "Funken": ihr habt richtig gelesen! Und zwar klassisch in FM und SSB. Ganz Vergiftete dürfen darüber auch CW machen und Nostalgiker auch AM.

"Aha!", werdet ihr jetzt sagen. "Also ein Transponder anstelle eines Relais. Ein alter Hut und nichts neues im Aether. So ein Ding hat es ja auch im Oscar100."

Knapp vorbei ist auch daneben. Aber lasst mich mal die neu entdeckte Betriebsart erklären. Die Kommunikation der fünften Art geht so:

Auf einem Berg, 48 km Luftlinie und ein paar Täler von meinem QTH entfernt, steht in 1950m Höhe ein SDR. Er empfängt auf dem 11m, 2m und 70cm Band in allen Betriebsarten. Zugang hat man übers Internet, wo man auf einer x-beliebigen Frequenz und Betriebsart hören kann. Zwar liegen zwischen mir und dieser Empfangsstation ein paar hohe Berge, aber mein Signal ist dort gerade noch zu hören. 

Aber ich will mich ja nicht selbst hören wie ein Politiker, sondern mit anderen sprechen. Und da gibt es jede Menge OM mit denen eine direkte 2m Verbindung nicht möglich ist, die aber auch auf dem SDR zu hören sind. Problem gelöst: Beide Stationen schicken ihre Signale in den Aether und hören dabei über den SDR via Internet. 

Der SDR in 1950m Höhe ist also sowas wie ein einbeiniger Transponder. Eine ganz tolle Einrichtung und wesentlich vielseitiger als eine Relaisstation. Ob diese Art der Kommunikation auch bei Mobilbetrieb funktioniert, ist noch zu testen. Mich hat dieser Remote-Empfänger begeistert. Vielen Dank an die Sektion Thun der USKA.   

Und hier lass ich die Katze aus dem Sack: Der SDR auf dem Niederhorn

Auf dieser Seite sind noch einige andere Schweizer SDR zu beobachten.

  

3 Kommentare:

  1. Find ich eigentlich toll, immerhin gibt es mittlweilen viele solche RX-only SDRs, wobei die meisten nur KW abdenken.

    Aber unter uns, lieber Anton. Ist das nicht auch wieder so eine IT-Fuzzie Lösung?
    Natürlich ist sie auf ihre Art charmanter als all die vernetzten Relais, aber so ganz ohne das Inet geht es dann doch auch wieder nicht. Wobei man die netzwerkseitige Anbindung mit Hamnet machen könnte und das dann raus ins Web portmappen; dann wäre noch etwas mehr Afu drin.
    Wäre interessant zu erfahren, wie die aktuelle Netzanbindung aussieht, darüber schreiben sie nichts.

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  2. Das Internet ist aus dem Amateurfunk nicht mehr wegzudenken. Nicht so sehr als Mittel der Kommunikation, aber als Mittel der Information.

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  3. Klasse SDR bei Dir, höre zwischendrin immer Mal rein. Das ist schon eine tolle Sache für zwischendurch. Das RBN benutze ich auch regelmäßig. Das Internet geht auch neben der Information dem Amateurfunk zur Hand. Ich finde die Kiwisdr Software auch sehr gut. Da sind direkt verschiedene AM-Senderlisten enthalten sowie oft die Möglichkeit DRM Radio zu dekodieren.

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